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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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über ihren Besitz. Gibt ein Vampir erst einmal etwas auf, was ihm gehört – wo soll dies enden? Konnte er dann nicht gleich allem entsagen? Vampire sind die vollendeten Lügner, die Wahrheit ist ihnen ein Gräuel. Denn die letzte Wahrheit besteht darin, dass der Wirt eben nicht Herr seines Geschicks ist, sondern die Marionette seines Egels, die nach der Pfeife eines fremden Eindringlings tanzt. Vor allem jedoch sind Vampire durch und durch böse und Feinde alles Guten, so gewiss wie Schwarz und Weiß, Tag und Nacht, Sonne und Sterne einander entgegengesetzt sind.
    Als Nana ihm also sagte Du vermagst sie nicht zu trennen, noch nicht einmal, wenn du sie umbringst. Gerade dann nicht! Ihre Liebe wird sich durchsetzen, selbst im Tod. Denn was wir im Leben getan haben, tun wir auch im Tod weiterhin. Wer wüsste das besser als ich? Und die beiden werden sich lieben bis ans Ende aller Tage! Nicht anders als ich dich, meinen Sohn, weiterliebe! ... Als sie ihm dies sagte, begann sein Egel, sein innerstes Wesen, dessen chemische Reaktionen sein Blut beherrschten, sein Hirn und jede noch so verstärkte Wamphyri-Emotion, sich zu widersetzen.
    NEIN! NEIN! NEIN! Und schließlich schrie er es hinaus: »Neeiiiin!« Zugleich ließ er mit voller Absicht seine Abschirmung fallen und seine unnennbare Bosheit wie Gift in den geistigen Äther hinausströmen, bis seine Gedanken geradewegs den Urheber jenes verfluchten Zahlenwirbels erreichten ... Nathan, der sich nur wenige Kilometer entfernt auf der Lichtung befand, auf der das Lager aufgeschlagen war.
    Zu guter Letzt brach Nana nun doch in körperlose Tränen aus, es war ihr alles egal, nur ihre Jungen nicht, die sie beide liebte, auch wenn der eine ein Ungeheuer geworden war.
    Dies vernahm Nathan, oder vielmehr bekam er es mit, und zwar gleich zweifach – einmal durch die Wut seines Bruders und dann auch in der Seelenqual seiner Mutter. Daraus zog er die zwar logische, allerdings falsche Schlussfolgerung, dass Nestor sich in ebendiesem Augenblick an der Stelle, an der sie Nanas Asche verscharrt hatten, wie ein Schwein durch die feuchte Erde wühlte und sie folterte, um alles, was nur sie wissen konnte, aus ihr herauszupressen. Nichts anderes wollte der Nekromant. Ebendies sollte Nathan denken! Die Jagd war vorüber. Jetzt würde Nathan zu ihm kommen.
    Und Nathan kam ... einen Raketenwerfer auf der Schulter!
    Nestor war überrascht über die Geschwindigkeit von Nathans Reaktion. Ihm war zwar bekannt, dass sein Bruder nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden konnte, aber Nathans beinahe sofortiges Erscheinen auf jener kleinen Lichtung im kalten blauen Glanz der Sterne, während er sich noch langsam erhob, erstaunte ihn doch. Nanas Grab zu seinen Füßen war völlig unversehrt, sodass Nathan auf einen Blick sah, dass er auf eine List hereingefallen war. Aber mit einem Raketenwerfer auf der Schulter und dem Finger am Abzug dürfte es schwerfallen, ihn zum Narren zu halten.
    Über Nanas Grabhügel hinweg blickten sie einander an. Ja, sie waren Blutsbrüder, aber dennoch verschieden – gegensätzlicher als je ein Brüderpaar vor ihnen. Nathan war etwas über einsachtzig groß, aber sein Bruder überragte ihn um gut und gern zwei Köpfe. War Nathan blond und hellhäutig mit saphirblauen Augen, hatte sein Bruder eine kränklich graue Hautfarbe, rabenschwarzes Haar und blutrote Augen. Außerdem war er, anders als der Necroscope, kein Mensch.
    Reglos sahen die beiden einander an, und Nathans Finger verharrte auf dem Abzug. Obwohl er von einem unbändigen Hass, einer entsetzlichen Abscheu und angeborenen Furcht vor den Wamphyri getrieben wurde, wusste er, dass er nicht in der Lage war, den ersten, entscheidenden Schritt zu tun. Er vermochte nicht abzudrücken. Allem, was er in der Zukunft gesehen hatte, zum Trotz, kam dies nicht infrage ... er konnte es einfach nicht! Nicht solange das klägliche Rufen seiner Mutter in seinem metaphysischen Geist widerhallte: Nathan, nicht! Tu’s nicht! Du würdest es dir niemals verzeihen!
    Doch ihr gefühlvolles Flehen war nicht nur für ihn bestimmt. Nestor, mein Sohn! Alles, was ich dir gesagt habe, ist wahr. Wenn du unbedingt sterben willst, dann stirb. Aber nicht auf diese Weise, ich bitte dich! Wenn du so stirbst, werden die Toten dich bis in alle Ewigkeit verfluchen!
    »Nun, kleiner Bruder«, seufzte Nestor, seine Stimme erstickt, kaum mehr als ein Keuchen hinter den Schleiern, die ihn verhüllten. Und indem er den Kopf neigte, fuhr er fort:

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