Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Sonnseite, ermahnte ihn Eygor. Also, was soll nun werden, Necroscope? Willst du mich nicht heraufbeschwören, damit ich sowohl mit Maglore als auch mit Spiro ein Ende mache? Vergiss nicht, auch du hast etwas davon! Lass uns einen Handel schließen – nicht Auge um Auge, sondern mein böser Blick für einen kurzen Augenblick Leben, oder vielmehr so lange ich dazu brauche.
Nathan war versucht, Ja zu sagen. Welchen Schaden konnte Eygor in Turgosheim denn schon anrichten? Dort war ohnehin alles durch und durch verdorben; außerdem war er überzeugt davon, dass das Ding aus der Grube in der Irrenstatt durchaus mit Spiro Todesblick und Maglore dem Magier zugleich fertig werden würde. Wenn er nur sicher sein könnte, dass Eygor, nachdem er ihn erst einmal heraufbeschworen hatte, genauso einfach wieder verschwinden würde ...
Aber es liegt doch in deiner Macht! Eygor klang überzeugend. Und außerdem, was hält die Welt der Lebenden denn schon für ein altes, totes Ding aus einer Grube bereit? Nichts als die Rache an Maglore, der es wagt, die Hand nach der Irrenstatt auszustrecken, und an meinem Blutsohn Spiro, diesem Bastard, der mich geblendet und ermordet hat! Und was Wran angeht ... er ist tot, sagst du? Gut! Ich wünschte nur, ich hätte ihn zuerst in die Finger bekommen!
Nathan war schon fast überzeugt. Eygors Todesblick wäre eine beachtliche Bereicherung seines Arsenals übersinnlicher Waffen. Wenn ich einen Pakt mit dir schließe ... wie willst du mir deinen Blick zur Verfügung stellen?
Du brauchst mich nur in deinen Geist einzulassen, und schon ist es geschehen!
Doch Nathan war bekannt, dass sein Vater einst einen ähnlichen Fehler begangen hatte. Abermals las Eygor seine Gedanken. Wie sollte ich dir denn einen Schaden zufügen? Ich bin tot und befinde mich in Turgosheim, du hingegen lebst und bist weit im Westen!
Gib mir deinen Blick jetzt, antwortete Nathan, und wenn beziehungsweise falls Maglore zu dir in deine Grube gelangt oder Spiro den Rückweg durch die Große Rote Wüste schafft, dann werde ich dich heraufbeschwören.
Was!?, entgegnete Eygor aufgebracht. Was ist das denn für ein Handel?
Der einzige, den ich mit dir abschließen werde!
Sekundenlang schwieg Eygor verstimmt. Nathan hatte ihn über den Tisch gezogen, das merkte er nun. Doch schließlich meinte er missmutig: So sei es! – Schlaf weiter, Nathan, aber lasse deinen Geist offen für mich, damit ich dir meine Kräfte übertragen kann.
Nathan tat wie geheißen, und Albträume suchten ihn heim ...
Geschafft!, sagte Eygor schließlich.
Mit einem Mal schien Nathans Hirn zu brodeln, er spürte eine unheilige Kraft in seinem Innern, die sich wie ein Krebsgeschwür durch seinen Geist fraß, um alles Gute in ihm zu verzehren. Eygor hatte etwas in ihn gepflanzt – die Macht seines bösen Blickes. Nathan war klar, dass das Ungeheuer in seiner Grube nur darauf hoffte, dass dieser ihn genauso bösartig machen würde wie Eygor selbst.
Und mit der Zeit würde ebendies vielleicht auch geschehen!
Mit einem Angstschrei schreckte Nathan aus dem Schlaf ...
FÜNFTES KAPITEL
Ben Trask war gerade im Begriff, den Necroscopen zu wecken. Als er sich über Nathan beugte und ihn am Arm berührte, spürte er das Beben, das diesen durchlief. Dann schrie Nathan auf und wälzte sich zur Seite, weg von Trask. Er schlug, nein, riss die Augen auf ... weit, immer weiter ... Etwas Ungeheures regte sich hinter ihnen, im flackernden Feuerschein hatte sein Blick auf einmal etwas Furchtbares, Angsteinflößendes an sich. Trask zuckte hoch, seiner Kehle entrang sich ein unartikulierter fragender Laut. Er wollte einen Schritt zurückweichen – doch mit einem Mal fühlte er sich emporgehoben und wurde regelrecht zurückgeschleudert! Sein Herz raste, als habe ihm jemand einen Stromstoß versetzt!
Zek und Ian Goodly hatten es mitbekommen und machten Anstalten, zu ihm zu laufen, doch Nathan war vor ihnen da. Seine Augen sahen wieder so aus wie immer. »Ben, ist alles in Ordnung?«
Ganz langsam stand Trask auf. Er schwankte ein bisschen und blickte den Necroscopen fragend vorsichtig an. »Mein Gott!«, stieß er hervor. »Wie zum ...? Was in ...? Etwas hat mir einen Schlag versetzt!«
Nathan erwiderte nichts darauf, aber er wusste sehr wohl, was los war. Und ihm war klar, dass man sich ihm von nun an nur noch äußerst behutsam nähern konnte. Niemand durfte versuchen, ihn zu überraschen, geschweige denn ihm einen Schrecken zu versetzen. Zek las etwas davon in seinen
Weitere Kostenlose Bücher