Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
abgezogen, sondern rasteten an den Waldrändern, dort, wo der Baumbestand allmählich ins Grasland überging. Damit befanden sie sich selbst jetzt noch nicht außer Reichweite.
Was Devetakis Hauptstreitmacht anging, berichtete David Chung von vielerlei heimlichen Manövern, zum Großteil verborgen unter dem Deckmantel dessen, was Trask »Funkstille« nannte. Doch mit der Zeit gelang es Zek und Chung, das Bild Stück für Stück zusammenzufügen, sodass sie wussten, was vor sich ging.
Devetakis Falle war dabei zuzuschnappen: ein Netz konzentrischer Halbkreise, bestehend aus über den Wäldern hin und her huschenden Vampiren, die zuvor abgesprochene Stellungen bezogen und das sich in den Windschatten der Hügel schmiegende Siedeldorf nach und nach einschlossen. Weitere »verdeckt« operierende Kontingente waren in den Höhen über dem Ort niedergegangen, doch nirgends war das geringste Anzeichen eines Vampirnebels zu sehen. Die jungfräuliche Dame ging so verstohlen wie nur möglich vor.
In dem Städtchen selbst hatte man jeden Versuch der Geheimhaltung aufgegeben! Niemand konnte von den Männern verlangen, an einem Ort, den der alte Lidesci schon vor langer Zeit in eine Todesfalle für Männer wie Bestien gleichermaßen verwandelt hatte, allein bei Sternenlicht zu arbeiten. Andrei Romani hatte Feuer entzünden lassen – regelrechte Leuchtfeuer –, in deren Schein die Männer ihre Tätigkeiten verrichteten. Katapulte und gigantische Bolzenschleudern wurden gangbar gemacht. Wo der Palisadenzaun zerstört war, zogen sie mit vereinten Kräften zerbrechlich wirkende Gestelle zum Abschuss von nur allzu oft versagenden Raketen in Position. Auf wackeligen Wällen und nicht minder trügerischen Wehrgängen patrouillierten Männer mit unglaublichen, aus einer fremden Welt stammenden Waffen. Und Nathan Keogh, genannt der Necroscope, konnte sich nicht erklären, weshalb nichts geschah. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt ... In Siedeldorf wimmelte es von Menschen, der ganze Ort war so hell erleuchtet wie seit vier Jahren nicht mehr, von Vampiren eingeschlossen, und doch ... geschah nichts!
Nathan rief Trask und die übrigen ESPer zusammen, um sie zu fragen: »Was, zur Hölle, ist hier los? Worauf wartet Devetaki? Es sind nur noch sieben Stunden bis zum Morgengrauen, keine zwölf Stunden mehr bis Sonnauf! Was hat sie vor? Ihr Netz ist ausgelegt, sie könnte endlos Welle um Welle über uns hinwegschicken, bis wir schließlich überwältigt wären. Was tut sie nur?«
Zek Föener hatte eine Antwort parat. »Sie will dich im Ungewissen lassen, so lange, bis du in Panik gerätst, um zu sehen, was du dann tun wirst.«
»Sie versetzt ihr Netz in Schwingungen«, sagte Trask. »Sie versucht dich zu verwirren und wartet darauf, dass du etwas Unbedachtes tust. Womöglich will sie dich zum Handeln zwingen.« Die Worte sprudelten ihm völlig unüberlegt über die Lippen und überraschten sogar ihn selbst.
»Mich zwingen?«, entgegnete Nathan »Wie will sie das anstellen? Etwa indem sie sich nicht rührt?«
Darauf vermochte Trask nichts zu erwidern. Doch mit einem Mal wirkte Ian Goodly trotz des flackernden Feuerscheins blass. »Wer sagt denn, dass sie sich nicht rührt?« Aus weit aufgerissenen Augen starrte er in die Nacht hinaus.
Schon im nächsten Moment brachen die Wamphyri ihre »Funkstille« – mit einem regelrechten Donnerschlag. Zek, deren Geist weit offen stand, taumelte vor dem plötzlichen telepathischen Ansturm zurück. Dabei hatte es gar nichts mit ihr zu tun. Die Vampire nahmen lediglich ihre »Gespräche« wieder auf, und ihre Nachrichten konnten kaum eindeutiger sein:
Lasst die Szgany links liegen! Mit ihnen können wir uns auch später noch befassen. Nehmt euch die anderen vor, die Fremden mit ihren Talenten!
Sie führen unheimliche Waffen mit sich, aber es sind nur wenige an der Zahl!
Ihr Leutnante und Knechte! , erscholl hart und drohend die Stimme eines niederrangigen Lords. Jetzt könnt ihr Ruhm ernten! Aber wenn ihr versagt, werdet ihr sterben, und zwar von meiner Hand! Das verspreche ich euch. Ihr habt nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Devetaki will den Necroscopen und vor allem die Frau, diese Mentalistin! Bringt ihr die beiden lebend!
»Sie will mich!«, stieß Zek hervor und fingerte in einer Tasche nach einem Kügelchen, das sie von Anfang an dort deponiert hatte. Sie war schon einmal Besitzstück einer Lady gewesen, allerdings einer Lady, die mit derjenigen, die diese Streitmacht
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