Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
befehligte, nicht zu vergleichen war.
Auch Nathan vernahm die Gedanken der Vampire. Plötzlich war sein Mund trocken, er blickte Zek, Trask und die anderen an. Vor seinem geistigen Auge sah er das Diagramm Ethlois des Uralten, das eine Möglichkeit zeigte, die Dimensionstore für immer zu verschließen. Damit wäre wenigstens eine Welt gerettet. Das hieß, dass er Trask und die anderen unbedingt hier herausbringen musste.
»Ich muss euch von hier ...«, begann er, doch sie duckten sich bereits und waren dabei, in Position zu gehen und sich zu verteilen.
David Chungs Warnung hing wie ein böser Fluch in der Luft, die mit einem Mal elektrisch aufgeladen schien, als Nebelschwaden sich von den Vorbergen herabwälzten und durch die Lücken im schadhaften Palisadenzaun ins Innere wogten. In der drückenden Atmosphäre erscholl von den Wäldern und Bergen her ein stetig lauter werdendes Donnergrollen, nur dass es sich keineswegs um Donner handelte.
»Sie kommen!«
Das Tor auf der Sternseite!
Dieser Gedanke brannte sich in Nathans Hirn. Er musste seine Freunde an das Tor bringen, und zwar sofort! Angesichts der Vorstellung, die Szgany Zestos und die Lidescis in der Schlacht sich selbst zu überlassen, fühlte er sich wie ein Verräter. Andererseits bestand jedoch auch die Chance, dass er damit die Angreifer von ihnen ablenkte. Denn im Augenblick richtete sich Devetakis Interesse nicht auf gewöhnliche Traveller: Sie wollte sich Nathan, Zek und die übrigen talentierten Fremden als Rekruten einverleiben.
Außerdem hatte Nathan ja gar nicht vor wegzugehen, zumindest nicht allzu weit und auch nur kurz. Er wollte seine Gefährten nur bis zum Tor begleiten, und sobald sie hindurch waren, wäre er wieder zurück. Doch noch während ihm dies durch den Kopf ging, hasteten sie bereits ihren zuvor vorbereiteten Verteidigungsstellungen zu.
Um ihn noch mehr aus dem Konzept zu bringen, ließ sich ein Krieger aus dem mit einem Mal bleiernen Himmel auf ein wackeliges Gebilde krachen, das nur entfernt an ein Haus erinnerte. Offensichtlich hatte er Anweisung, jedwede Zufluchtsmöglichkeit der Szgany zu zerstören. Sein wütendes Gebrüll verwandelte sich in ein schmerzliches Aufheulen, als das zerbrechliche Gerüst nachgab und er in die darunterliegende Grube stürzte, wo er von spitzen, knapp zwei Meter langen Pfählen aufgespießt wurde. Die Gasblasen der Kreatur platzten und entließen einen fürchterlichen Gestank. Die Stoßdüsen des todgeweihten Kriegers feuerten noch ein-, zweimal und verstummten stotternd. Ein mutiger Traveller sprang vor und warf eine Fackel, die, sich überschlagend, wie ein feuriger Ring zwischen gequältem Vampirfleisch und zersplitterten Holzbalken in der Grube verschwand. Die gleich darauf folgende Detonation schleuderte den Necroscopen zu Boden, doch augenblicklich war er wieder auf den Beinen.
Ein Flieger schoss pulsierend über die windschiefen Palisaden heran. Der Reiter, der auf ihm saß, ein Leutnant, beugte sich, das Gesicht zu einer blutgierigen Fratze verzerrt, in seinem Sattel nach vorn, während er, eine Bola mit heimtückischen Haken schwingend, Ausschau nach Opfern hielt. Zek hatte den von Trümmern übersäten Platz zur Hälfte überquert. Als der Leutnant sie erblickte, riss er seine Kiefer in grauenhafter Vorfreude noch weiter auf und vollführte einen Schwenk auf Zek zu. Seine Bestie glitt tiefer. Sie bog ihre Schwingen zu Luftsegeln durch, und ihre Bauchtasche klaffte auf.
NEIN!, sandte Nathan geradewegs in den Geist des Leutnants. Tierhaft wilde Augen richteten sich auf ihn, öffneten sich weit, und auf einmal vermochte der Leutnant den Blick nicht mehr abzuwenden! Nein ... das ... wirst ... du ... nicht ... tun!, erklärte ihm der Necroscope, indem er sich duckte und die entfesselte Kraft seines Todesblicks einsetzte.
Zek, immer noch auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich verstecken konnte, einem Erdloch, dem kleinsten bisschen Deckung, sah es geschehen, sah den Leutnant zusammensacken, als würde ihn die Hand eines Riesen zerquetschen ... Sie sah, wie ihm das Blut aus Augen, Mund und Ohren spritzte ... sah, wie ihm der Kopf in die Brust und der Ober- in den Unterkörper gedrückt wurde, ehe ihn etwas wie eine Fliege aus dem Sattel fegte! Doch noch immer kam der Flugrochen direkt auf sie zu.
Sie zog den Stift einer Handgranate und zwang sich dazu, sich aufzurichten, stehen zu bleiben und abzuwarten. Die Bauchtasche des Fliegers war genau auf Zeks Körpermitte ausgerichtet.
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