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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schwäche zu verbergen, sondern um eine Stärke zu wahren, eine Leidenschaft, die ihr Begriffsvermögen überstieg? Ihr Begriffsvermögen als Wamphyri, denn alles, was einst menschlich an ihr gewesen war, war schon vor langer Zeit ihrem schonungslosen, rasenden Egel zum Opfer gefallen. War es das? Hatte er sich die Fähigkeit – die vollkommen menschliche Fähigkeit – zu lieben bewahrt? Zu wahrer, lebendiger Liebe? Zu einer Liebe, die ihm seine Natur eigentlich versagte? Zu einer unerwiderten Liebe?
    Einer Liebe aus seiner weitgehend vergessenen Vergangenheit ...?
    Das war eine Vorstellung, die Wratha nicht akzeptieren konnte, niemals! Dass sie ihn zur Erschöpfung getrieben hatte – schön und gut. Aber dass eine andere ihn ihr abspenstig machte und gar wegnahm – niemals!
    Da hatte es dieses Szgany-Mädchen gegeben, Misha, eine Lidesci-Schlampe aus seiner verschwommenen, nebelumwobenen Vergangenheit. Als Nestors Geist noch zugänglicher gewesen war, hatte Wratha sie darin entdeckt. Er dachte noch immer an sie, obwohl er bereits ein Wamphyri war. Und stellte man in Rechnung, was sein in Mitleidenschaft gezogener Geist so alles vergessen hatte, erinnerte er sich noch ziemlich gut an sie; und auch sein Hass auf den Mann, der sie ihm weggenommen hatte, lebte weiter.
    Deshalb war er damals mit Zahar auf die Sonnseite aufgebrochen, um eine alte Rechnung zu begleichen. Das war jetzt fast drei Monate her, und seitdem war er nicht mehr derselbe. Trotz ihres viel gerühmten Mentalismus war Wratha nicht dahintergekommen, was dort passiert war. Doch nun, da sie sich dessen entsann, sah sie deutlich, dass seine Veränderung damit begonnen hatte. Damals war es ihr nicht aufgefallen, denn Ereignisse von großer Tragweite hatten sich von allen Seiten zugleich angekündigt ...
    ... wie zum Beispiel die Vereinigung der gesamten Feste unter Wrathas Führung, die Gründung tributpflichtiger Szgany-Stämme östlich des Großen Passes, die Schaffung eines Tributsystems, das demjenigen, das sie im alten Turgosheim gekannt hatten, in nichts nachstand und aus dessen Erträgen sie ihre Armeen errichten wollten, um der Gefahr einer zukünftigen Invasion zu begegnen.
    Ereignisse von großer Tragweite, aye, und alle waren sie mehr oder weniger gleichzeitig auf sie eingestürmt. Ganz zu schweigen von den weniger bedeutsamen Angelegenheiten, zum Beispiel, dass der Hunde-Lord in der Nähe des Portals auf der Sternseite auf seine so genannte »silberne Mondgeliebte« gestoßen war, wie sie einsam und verlassen über die Findlingsebene irrte ...
    Dieser Gedanke kam ihr gerade zur rechten Zeit, denn das konnte nur Canker sein, der da so bellend lachte!
    Als der Widerhall des schallenden Gelächters allmählich hinab in den Festsaal drang, produzierte Lady Wratha ein mentales Nicken. Sie kannte dieses Lachen, und es ärgerte sie. Denn es war in der Tat Canker, und sein Gelächter eilte ihm voraus wie der Blitz dem Donner ...

ZWEITES KAPITEL
    Während das Echo von Cankers Gelächter erstarb, sammelte Wratha ihre Gedanken, ließ ihren Blick über Nestors Festtafel schweifen und riss sich, so gut es ging, zusammen. Ihr Nachgrübeln, vor allem über Lord Leichenscheu (und die Frage, ob es auf der Sonnseite eine Nebenbuhlerin für sie gab), hatte die Glut ihrer Erregung weit genug angefacht, um nennenswerte körperliche Veränderungen hervorzurufen. Abgesehen von den muschelgleichen Ohren, der gekräuselten Nase, den blutroten Augen und der gespaltenen Zunge – alles noch im Rahmen des Erträglichen –, wirkte sie im Grunde nur wie ein hübsches junges Mädchen. Ihr Egel war in der Kunst der Verwandlung erfahren und hatte keine Mühe, das Ungeheuer, das hinter dieser Larve lauerte, zu verbergen.
    Ja, er war darin so bewandert, dass niemand – noch nicht einmal ein Lord der Wamphyri – ihr ihr Alter ansah, die hundert Jahre, die sie bereits lebte, es sei denn, etwas versetzte sie so sehr in Rage, dass das dämonische Wesen in ihr die Oberhand gewann und die kunstvolle Fassade durchbrach ...
    ... Die Verwandlung, die bei derartigen Gelegenheiten mit der Lady vorging, war Gegenstand unzähliger Gerüchte, eine veritable Transformation, ein unglaublicher Zerfall, so als würde man einem reifen Apfel dabei zusehen, wie er sich über einen Zeitraum von zehn Tagen in einen fleckigen, schimmligen Klumpen voller Pilze verwandelte, allerdings im Zeitraffer, so dass es innerhalb von zehn albtraumhaften Sekunden geschah. Dabei wurde offensichtlich, dass

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