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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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glänzender Reißzähne. Zugleich entrang sich seiner Kehle ein leises drohendes Knurren. Doch schon im nächsten Augenblick fuhr er fort: »Tatsache ist, dass sie existiert, und es ist höchste Zeit, dass ihr erfahrt, was ich getan habe, was Canker mit seinen Mondgesängen in seinem ›Wahnsinn‹ erreicht hat. Darum seht alle her! Hoch lebe Siggi!«
    Sie war in ein Gewand aus dem reinsten Weiß, aus dem Fell von Albinofledermäusen, gehüllt, das Gesicht hinter einem schimmernden Schleier verborgen, der von einem Kopfputz aus kunstvoll geschnitztem Knorpel herabhing. Nachdem der Hunde-Lord jedoch seine Ansprache beendet hatte, nahm er ihr den Schmuck vom Kopf und reichte ihn einem seiner Welpen. Anschließend löste er ihr das Gewand und hob es von Siggis Marmorschultern, sodass sie fast genauso dastand wie damals, als er sie im düsteren Zwielicht der Sternseite vor dem übernatürlichen Gleißen des Tores zu den Höllenlanden erblickt hatte.
    Fast genauso. Allerdings waren seither gut und gern drei Monate ins Land gegangen ...
    »Seht her!«, sagte Canker noch einmal. »Sie ist erwacht!« Und jedem Einzelnen von ihnen war klar, was das zu bedeuten hatte. Denn obgleich sie nach wie vor seine silberne Mondgebieterin und ihre Haut- und Haarfarbe völlig fremdartig und von unglaublicher Schönheit waren, konnte doch ein jeder sehen, dass dies niemals von Dauer sein würde.
    Ihr Haar war silbrig blond und ihre Haut von der Farbe verblassenden Goldes ... vorerst jedenfalls noch. Jeder Zentimeter an ihr war begehrenswert und hätte ausgereicht, einen Mann in den Wahnsinn zu treiben. Doch folgte man den Gerüchten, hätten ihre Augen so blau wie der Himmel unter den Auroren des Nordens sein müssen, und das waren sie ganz offensichtlich nicht. Und mit einem Mal wusste Wratha, dass sie nicht mehr die einzige Lady in der Wrathhöhe war.
    »Erwacht!«, bellte Canker erneut – nur ein einziges Wort, doch jedem war klar, was dies hieß:
    Nämlich dass Siggi einen langen, kalten Schlaf ohne jeden Atemzug hinter sich hatte. Den Schlaf, aus dem man vom Leben zum Untod erwachte. Mehr noch, er hatte sie bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, oder wenn nicht dies, dann war doch seine Leidenschaft mit ihm durchgegangen ...
    »... In der Tat!«, knurrte er und unterbrach damit alle derartigen Mutmaßungen. »Denn nicht anders, als ich sie vom Mond herabgelockt habe, hat sie mir mit ihren Reizen mein Ei abgerungen. Heißt sie willkommen, die neue Lady, denn sie ist aufgestiegen! Sie ist nun eine Wamphyri!«
    Mit blutroten Augen klammerte sie sich an den Arm des Hunde-Lords, lächelte – wenn auch geistesabwesend, allerdings keineswegs naiv – und zeigte ihnen ihre makellos weißen Zähne. Und in den gefurchten Tiefen ihres scharlachrot klaffenden Schlundes sahen sie, dass Siggis Zunge bereits einen Spalt aufwies, der immer tiefer wurde ...
    Es war Canker Canisohns Traum gewesen, und doch hatte er auch von anderen gehandelt, vor allem von der Lady Wratha, und er hatte ihn von deren Sicht aus geträumt, so als würde er, Canker, nicht nur durch seine, sondern auch durch die Augen der anderen blicken. Dies geschah zwar selten, war ihm jedoch nicht gänzlich unbekannt. Es war ihm auch früher schon passiert und war Teil seines oneiromantischen Talents, der Traumdeutung, das es ihm gestattete, den Wahrheitsgehalt eines Traumes zu erkennen. Diesmal hatte er gesehen, dass Wrathas Sorge um Nestor Leichenscheu sich gar nicht so sehr von der seinen unterschied, obwohl sie einander völlig entgegengesetzte Beweggründe hatten. Denn während er diesen Mann um seiner selbst willen liebte (soweit die Wamphyri zu so etwas wie brüderlicher Liebe überhaupt fähig waren), entsprang Wrathas Liebe purem Eigennutz, der nichtsdestotrotz der Bestätigung, wenn nicht des Vollzugs, durch den Geliebten bedurfte. Aus diesem Grund war es auch möglich, dass sie Nestor im einen Augenblick noch völlig gleichgültig gegenüberstand, während sie im nächsten Moment fuchsteufelswild wurde, wenn sie nur daran dachte, dass es eine andere geben könnte, und sich der »Lidesci-Schlampe« von der Sonnseite entsann.
    Canker dagegen hatte gewusst, dass es eine andere gab, und auch, dass dies Nestor noch immer zu schaffen machte, dass sie wieder juckten, jene mentalen Narben aus seiner größtenteils vergessenen Jugend. Hin und wieder hatten Canker und der Lord Leichenscheu, wenn auch eher indirekt, sogar darüber gesprochen – über Nestors Erzfeind unter den

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