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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wäre so einfach, so leicht. Sie hätte es bereits in der Werkstatt tun können – um ein Haar hätte sie es getan –, aber sie hatte ihn für einen Polizisten gehalten und sie wusste, dass die Polizei nicht mehr locker ließ, wenn ein Beamter ermordet wurde. Sie könnte es sogar jetzt tun, in diesem Augenblick ... Ah, aber was käme dann? Was war mit seinen einflussreichen Freunden, jenen Männern, die eingriffen, wenn der Polizei die Hände gebunden waren? Und was für ein Interesse hatten sie an ihr? Verhielt es sich wirklich lediglich so, wie er sagte, oder steckte weit mehr dahinter? Nein, ihn jetzt umzubringen wäre dumm, gefährlich. Zumal, wenn er tatsächlich hierher geschickt worden war, wie er behauptete. Sicherer war es, zunächst einmal alles Wissenswerte über ihn in Erfahrung zu bringen und danach ihren Gebieter über sein Schicksal entscheiden zu lassen.
    Mittlerweile dürfte der Wein sich in seinem Organismus verteilt haben. Zeit, zu beginnen. Bonnie Jean schob Harry so viele Kissen unter den Rücken, bis er sich in einer halb aufrechten Position befand. Anschließend zog sie die Vorhänge vor die Erkerfenster, drehte das Licht des Kronleuchters herunter, bis dieser nur noch einen gedämpften Schein von sich gab, und versetzte die Hängelampen mit einer leichten Drehung des Spiralkabels in sanfte Schwingungen. Ein Flackern wie von einem Stroboskop drang durch die geschlossenen Augenlider des Necroscopen, als das Kabel sich hin- und wieder herdrehte.
    »Aye, jetzt bin ich an der Reihe«, sagte sie nach einer Weile leise. »Oder bist du vielleicht nicht mehr interessiert? Willst du mir nicht mehr zuhören, Harry Keogh?«
    Seine Lider zuckten und B. J. lächelte. Oh, er vernahm ihre hypnotische Stimme sehr wohl, ungefähr so wie in einem besonders lebhaften Traum. »Du brauchst nichts zu sagen«, erklärte sie ihm. »Du kannst einfach nicken oder den Kopf schütteln, um mir zu antworten. Hast du verstanden?« B. J. konnte nicht ahnen, dass er diese Prozedur schon einmal durchgemacht hatte und seine Widerstandskraft daher geschwächt war. Oder vielmehr geschwächt sein sollte.
    Er nickte, doch um seine Augenlider spielte noch immer ein leichtes Zucken. »Möchtest du etwa sehen?«, fragte B. J. eher sich selbst. »Falls ja, dann öffne die Augen. Das Licht wird dir nichts anhaben. Im Grunde wird das Kristallglas dir helfen, klarer zu sehen. Uns beiden verhilft es dazu!«
    Der Necroscope schlug die Augen auf und erleichtert stellte Bonnie Jean fest, dass seine Pupillen nur noch zwei dunkle Stecknadelköpfe waren, die auf dem feuchten Spiegel der Iris schwammen. »Jetzt hör’ zu«, sagte sie, während sie sicherstellte, dass die sanften Lichtlanzen der Hängelampen direkt über seinen Augen und seiner Stirn kreisten. »Ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst und wahrheitsgemäß antwortest. Du möchtest meine Fragen doch beantworten, nicht wahr?« Ihre Stimme klang nun anziehend, einfach unwiderstehlich.
    Harrys Kopf zuckte leicht: hin und her, hin und her. War das etwa ein Kopfschütteln? Eine Weigerung? Anscheinend war er stärker, als sie angenommen hatte! Doch nein, sie hatte ihm eine Frage gestellt und er bemühte sich lediglich, ihr zu antworten, und zwar wahrheitsgemäß – genau wie sie es befohlen hatte! Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »D... du bist ... an ... der Reihe ...«
    Er führte doch tatsächlich ihr Gespräch aus dem Wachzustand fort! Eine derartige Reaktion hatte sie noch nie erlebt. Oh, er war schon ein komischer Kerl, dieser Harry Keogh! »Stimmt, jetzt bin ich an der Reihe«, pflichtete sie ihm bei. Und weshalb auch nicht? Weshalb sollte sie ihm nicht gleich hier und jetzt alle Antworten geben, die er haben wollte? Dann konnte er, ganz gleich wie sein späteres Schicksal aussehen mochte, fürs Erste zumindest zufrieden sein, dass sie in Zusammenhang mit den Todesfällen in der Werkstatt keinerlei niedrige Beweggründe hatte. Was sie ihm damals erzählt hatte – dass sie ein paar Freunde schützen wollte –, war eine Lüge gewesen, die sie ihm aus dem Stegreif aufgetischt hatte. Sie hatte gehofft, seine Sympathie zu gewinnen, wenn sie ihm erzählte, dass diese Leute Freunde von ihr bedroht hatten. Derart war die Wahrscheinlichkeit größer, dass er in ihr ein Instrument auch seiner Rache sehen würde, und ebendies hatte er ja getan. Und nun war der rechte Augenblick, die ideale Gelegenheit, ihn in seiner bisherigen Meinung zu bestärken und sie noch ein bisschen zu

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