Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
während ihm die Sinne schwanden. Und einen Augenblick, vielleicht auch eine Ewigkeit später: Hoffentlich habe ich das Glas nicht fallen lassen!
    Nachdem B. J. sich davon überzeugt hatte, dass der Necroscope auch wirklich weggetreten war, nahm sie ihm vorsichtig, ganz langsam, um ihn nicht zu wecken, das Glas aus den Fingern und trug das Tablett mitsamt dem Wein und den Gläsern zurück an die Hausbar. Danach kehrte sie zu Harry zurück und zog den Kristallleuchter an seiner Kette tiefer herab. Was er ihr erzählt hatte, klang gar nicht so abenteuerlich, zumindest nicht in ihren Ohren. Im Lauf ihres langen, langen Lebens hatte Bonnie Jean Mirlu schon einige wilde Geschichten gehört und so manches erlebt. Und auch, dass er ihr gesagt hatte, er habe sie unter Drogen gesetzt, war keine allzu große Überraschung. Das einzig Verwunderliche daran war, dass sie es damals nicht gemerkt hatte. Und jetzt? Dies war doch wesentlich einfacher zu glauben als anzunehmen, er habe sie innerhalb eines Lidschlags von einem Ort an einen anderen versetzt, ohne den Raum dazwischen zu überwinden. Er war doch kein Dschinn aus Tausendundeiner Nacht!
    Nun, Bonnie Jean glaubte nicht an Zauberei, sehr wohl aber daran, was Geheimdienste wie der MI 5 oder 6 mit Drogen, die sich auf den Geist auswirkten, bewerkstelligen konnten. Ja, denn gerade mit Letzteren hatte sie Erfahrung!
    Ihr Rotwein zum Beispiel war so etwas, und sie hatte noch einige Flaschen davon. Das Rezept dafür war schon alt gewesen, als die Naturwissenschaften sich gerade erst zu entwickeln begannen und man Leute, die mit Chemikalien herumexperimentierten, noch als Alchimisten bezeichnete. B. J. wusste zwar nicht genau, was sich alles darin befand; dafür kannte sie jedoch das Geheimversteck, an dem die Zutaten gelagert wurden, und wusste, wie sie sie zusammenbrauen musste. Und sie wusste, woher sie stammten: von den Inseln des Griechischen Meeres – dem heutigen »Mittelmeer« – und aus dem Bulgarischen Reich (später Rumänien beziehungsweise Eflak oder die Walachei). Oh ja, und manche kamen von noch weiter her; ein paar der Bestandteile hatten die Hsiung-nu (später Hunnen genannt) in Form wertvoller Salben und Kräuter aus dem Fernen Osten mitgebracht.
    Dieser Wein war schon in der Mandschurei und in Sinkiang bekannt gewesen. Die Schlangenzauberer der Takla Makan hatten ihn gekannt und viel später auch die arabischen Alchimisten im legendären Irem, der Stadt der Säulen. Im 14. Jahrhundert hatten sich die Bulgaren – die sowohl von der Alchimie als auch von der Weinherstellung einiges verstanden –, desgleichen die Serben und Türken des Ottomanischen Reiches seiner bedient, um den Schwarzen Tod zu bekämpfen, der seinen Ursprung ebenfalls im Osten hatte. In den Wirren und Unruhen der Geschichte war sein Geheimnis verloren gegangen. Verloren für die Menschheit, aye, nicht jedoch für Bonnie Jeans Gebieter, der alles Wissen bewahrte und es in den Stunden, zu denen Bonnie Jean Ihn aufsuchen musste, an sie weitergab. Denn solange Er aufgebahrt war, war sie seine Wächterin, die Hüterin Seiner Gruft. Und die Stunde, da Er sie rufen würde, war nah ...
    ... wenn das Geheul in ihrem Geist erschallen würde, das sie stets, noch auf der anderen Seite der Welt, vernehmen würde – der Ruf des Großen Wolfes in Seiner geheimen Höhle – jenes auf- und abschwellende Jaulen, das durch die ungezähmten Karpaten hallte, als die Donau noch eine Handelsroute war, lange bevor der Gotenkönig Alarich Rom plünderte ...
    Widerstrebend riss Bonnie Jean sich von diesen Gedanken los und kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Schließlich handelte es sich nicht um ihre eigenen Erinnerungen, sondern um diejenigen ihres Gebieters, und nur durch Ihn wusste sie davon. Seit nunmehr zweihundert Jahren wachte sie über Ihn, wie vor ihr ihre und davor deren Mutter, und sie war eine eifrige, um nicht zu sagen: eifersüchtige Hüterin. Und nun war jemand aufgetaucht, der vielleicht, nur vielleicht, zu einer Bedrohung für B. J. werden könnte und somit auch für Ihn in Seiner Höhle.
    Nun, Bedrohungen waren nichts Neues. Sie waren so alt wie die Erde selbst und es gab sie, seitdem ihr Gebieter hier war. Einige dieser Bedrohungen waren sogar in seinem Gefolge gekommen!
    Doch diese Gefahr war anders geartet. Aye, denn es gab Bedrohungen und es gab ... Bedrohungen. Nun musste sie herausfinden, zu welcher Art Harry gehörte und wie sie am besten mit ihm umging.
    Sollte sie ihn töten? Ach, das

Weitere Kostenlose Bücher