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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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bildeten. Sie hatten einen Durchmesser von gut fünf Zentimetern. Harry sah sie und begriff auf Anhieb, wozu sie dienten. Es handelte sich keineswegs um bloßen Zierrat, sondern um Abflüsse, durch die der Inhalt des Sarkophages nach außen gelangen konnte. Sechs befanden sich auf der Harry zugewandten, fast drei Meter langen Seite des Sarges und je drei an den beiden etwa ein Meter fünfzig breiten schmalen Enden. Durch die Hitze der Fackeln flüssig geworden, sickerte eine zähe, gelbe Substanz aus den Löchern, tropfte über den Sockel des Sarkophages hinab und füllte allmählich die Spalten zwischen den Bodenfliesen, bis sich klebrige Pfützen bildeten. Dies war der eigentliche Ursprung des berauschenden Duftes – erwärmtes Harz.
    Der Sarkophag war beinahe einen Meter fünfzig hoch. Der Necroscope nahm eine der mittleren Fackeln aus ihrer Vertiefung vor dem gewaltigen Kasten und beugte sich über den Rand, um einen Blick hineinzuwerfen. Von dem Rauch, dem Geruch und der Düsternis tränten ihm die Augen so sehr, dass er im Innern des Sarges kaum etwas ausmachen konnte. Doch allein die Begriffe, die ihm dazu einfielen – »Sarg« und »Sarkophag« – sagten bereits genug. Denn was erwartete man wohl in einem Grab zu finden? Eine Leiche natürlich, vielleicht auch mehrere. Allerdings, und dessen war sich Harry Keogh nur zu bewusst, war Leichnam nicht unbedingt gleich Leichnam.
    Im flackernden Schein der vereinzelt an den Wänden steckenden Fackeln leuchtete Harry hinab. Das durchsichtige, halb feste Harz in dem Sarg glänzte ihm wie polierte Bronze entgegen. Mit einem Mal wurde der verschwommene Umriss von etwas ... sichtbar, allerdings so unvorstellbar grotesk, dass man es nicht glauben mochte. An diesem Punkt verwandelte sich der Traum – der flüchtige Blick in die Zukunft – in einen Albtraum!
    Die im Harz gefangene Gestalt maß mindestens zwei Meter zehn. Ihre Schultern waren einen Dreiviertelmeter breit, Hüfte und Taille hingegen schmal. Sie war zwar kaum zu erkennen, aber offensichtlich handelte es sich um einen Hünen; allerdings hatte er etwas Un-, um nicht zu sagen: Nichtmenschliches an sich. Er lag auf dem Rücken, die Arme über der Brust gekreuzt, und trotz seiner enormen Größe wirkte er auf Harry zu klein, irgendwie geschrumpft, so als habe die Zeit ihren Tribut von ihm gefordert. Was nun die Natur dieses Wesens anging:
    Anders als in den bisherigen Phasen seines Traumes wusste Harry über die Wamphyri Bescheid. Ja, der Necroscope wusste mehr über Vampire – wirkliche Vampire – als jeder andere Mensch auf der Welt. Gegen Ende ihrer Blutfehde hatte er Dragosani gesehen, zur Gänze in einen Wamphyri verwandelt, und er hatte Julian Bodescu während dessen Verwandlung gegenübergestanden. Er wusste, wie ein voll entwickelter Vampir aussah, nämlich genauso wie ... wie dieses Ding! Und doch glich es nichts , was er je zuvor erblickt hatte. Nur eines konnte er mit Sicherheit sagen: Von dem Wesen ging etwas Böses aus, so wahr dieser gewaltige Sarkophag den beißenden Geruch nach Harz verströmte.
    Nun schien der Wahrtraum vollends zum Albtraum zu geraten – zumindest hoffte der Necroscope dies; denn sollte das, was folgte, ein Blick in die Zukunft sein, würde er liebend gern darauf verzichten!
    Auf einmal nahm Harry eine verstohlene Bewegung in den Schatten wahr. Er trat von dem Sarkophag zurück, duckte sich und ließ seinen Blick ringsum schweifen. Da hatte sich etwas bewegt, dessen war er sich sicher, dort, auf dem mit Steinen gepflasterten Weg unter den sich wahnwitzig neigenden Felsstürzen ... in den Schatten entlang der Wände ... und zwischen den zahllosen durcheinanderliegenden Steinblöcken, die von oben herabgestürzt waren ...
    ... Erneut brach das Geheul los, nicht weit entfernt, doch dann erscholl aus nächster Nähe die Antwort. Aus allernächster Nähe!
    In seiner Linken hielt Harry die lodernde Fackel, seine Rechte lag auf der Kante des Sarkophages. Und noch während er ein weiteres Mal in den Sarg, auf die kaum wahrnehmbare und doch eindeutig erkennbare Gestalt blickte, stiegen Blasen aus der klebrigen Masse empor, und etwas packte sein Handgelenk!
    Es war keine Hand, beileibe nicht! Schwarz, zitternd, verschrumpelt, zu einer Klaue gebogen und doch von einer inneren Kraft brennend, war es halb menschliche Hand, halb Pfote, das reine Entsetzen! Unwiderstehlich zog sie Harry mit sich und schon im nächsten Moment fand er sich zur Hälfte über den steinernen Rand des Sarges

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