Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
den Lockvogel. Sie war schwarz und wunderschön und eines von Bonnie Jeans Mädchen: ein Mondkind, ebenso hungrig wie die anderen. Oh, sie aß und trank das Gleiche wie jeder andere auch. Aber es war nicht dasselbe.
Es war Zahanines freier Abend ... Das jedenfalls erzählte sie Big Jimmy Lee, als dieser, vom »B. J.s« aus nur ein Stück die Straße hinunter, in die Lounge des »Fiddler’s Elbow« spazierte. Der Laden war nahezu leer; wie sie so mit ihrem runden, vollkommenen Hintern auf dem Barhocker saß, die Beine übereinandergeschlagen, und sich im Takt der Melodie aus der Juke Box wiegte, stach sie einem sofort ins Auge. Big Jimmy bestellte sich etwas zu trinken, zögerte einen Moment und bestellte auch etwas für sie, ehe er sie aus zusammengekniffenen Schweinsäuglein in eindeutig zweideutiger Weise von oben bis unten musterte. »Dass du mit einem wie mir überhaupt noch redest? Immerhin hat deine Chefin, diese dämliche Bonnie Jean, mich doch rausgeschmissen.«
»Big Jimmy«, sagte sie, ihre Stimme ebenso sanft wie ihre dunkle Haut und so verführerisch wie ihre schwarzen Augen. »Du hast dich danebenbenommen, und das weißt du ganz genau. Du hast einen Gast bedroht, den übrigen Mitgliedern Angst eingejagt und einen Tisch zertrümmert. Wie, bitte schön, soll B. J. denn ein anständiges Lokal führen, solange so etwas vorkommt? Bis zu jenem Abend warst du ein geschätzter Kunde ... das hat sie selbst gesagt.«
»B. J.? Ach, wirklich?« Er blickte zweifelnd.
Zahanine nickte. »Sie wartet darauf, dass du wiederkommst, hat sogar einen neuen Mitgliedsausweis auf deinen Namen ausstellen lassen. Aber B. J. ist keine Frau, die um etwas bittet. Es liegt bei dir, ob du wieder reinwillst. Aber keinen Ärger mehr! Beim nächsten Mal ist es endgültig.«
»Einen neuen Mitgliedsausweis?«
»Ich hab ihn selbst gesehen«, sagte sie und verstummte, als der Barkeeper sich in ihre Richtung bewegte, um leere Gläser einzusammeln. Als er im Hinterzimmer verschwand, fuhr sie fort: »Du solltest mal wieder reinschauen.«
»Glaubst du wirklich?«
»Das glaube ich nicht, das weiß ich! Und heute Abend wäre ein günstiger Zeitpunkt.«
»Was? Aber macht sie denn jetzt nicht zu?«
Zahanine warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »In einer halben Stunde, ja. Dann solltest du vorbeikommen; aber lass mich vorher noch ein Wort mit ihr reden.«
Big Jimmy legte die Stirn in Falten. »Sag das noch mal! Das kapiere ich nicht ganz!«
»Eine Party«, erklärte sie, »wenn das Lokal geschlossen ist. Nur die Bedienungen – B. J. und die Mädchen – und vielleicht noch du, wenn du dich in Zukunft benehmen möchtest. Eines der Mädchen feiert Geburtstag. Weshalb sollte ich an meinem freien Abend denn sonst hier sein? Alle Getränke gehen aufs Haus, Jimmy! So etwas kommt nicht jeden Tag vor! In zwei Minuten muss ich los. Also, was ist? Soll ich B. J. sagen, dass du mal reinschaust?« Sie stand auf. Indem sie sich über ihn beugte, legte sie den Zeigefinger an die Spalte in seinem Kinn und fuhr fort: »Offen gesagt, habe ich dich auch ein bisschen vermisst.«
Er war völlig verblüfft. »Aber ... äh ... ich hab ja nich gewusst, dass ...«
»Vielleicht hast du bisher ja immer die falschen Mädchen angemacht.« Damit strebte sie dem Ausgang zu. »Vielen Dank für den Drink ...«
»Und du wirst mit ihr reden?«, rief Big Jimmy ihr nach.
Zahanine drehte sich um und kam wieder zurück. »Denk dran«, flüsterte sie, »die Party ist privat. Du hast schon genug Ärger gemacht, also posaune es nicht in ganz Edinburgh herum, sonst verliert B. J. noch ihre Lizenz!«
Big Jimmy nickte. »Ich sage zu niemandem ein Wort!«
»Warte eine halbe Stunde und komm dann vorbei. Läute so wie immer, dann lasse ich dich rein!«
»Und du bist sicher, dass das in Ordnung geht?«
»Auf jeden Fall. Aber es wird spät werden. Vielleicht bist du ja ein Kavalier und bringst mich anschließend nach Hause?«
Er grinste. »Oh, nach Hause bring ich dich gern, aber ob ich dann noch ein Kavalier bin ...« Seine Stimme klang rauer denn je, er konnte es kaum noch erwarten.
Sie lächelte vielsagend und ging. Er blickte ihr nach, wie sie durch die Tür verschwand, und sah ihren verzerrten Schatten an den winzigen Rauchglasscheiben vorübergleiten. Während der nächsten halben Stunde dachte er an nichts anderes als an Zahanines verführerisch wackelnden Hintern ...
... bis er den Klingelknopf vor dem »B. J.s« drückte und in dem dunklen Torbogen von einem Fuß
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