Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
... ODER EIN TEIL DAVON. Angelo lag zwar zumindest teilweise falsch, aber was er sagte, klang durchaus vernünftig.
»Radu?« In Tonis Stimme lag ein Zittern.
EBENDER, entgegnete sein Vater. ER LÄSST SEINE VERKÜMMERTEN MUSKELN SPIELEN UND HAT UNS AUF DIE PROBE GESTELLT, UM SEINE RÜCKKEHR VORZUBEREITEN. UND ER HAT FESTGESTELLT, WIE SCHWACH WIR SIND!
Toni ergriff Francesco am Arm. »Ich glaube, er hat recht. Jedenfalls weiß ich, dass er überzeugt davon ist!«
»Ich brauche einen Beweis!«, knurrte Francesco. »Oh, wir könnten auch einfach auf das Wort unseres Vaters hin losschlagen und in England oder sonst irgendwo einen Krieg vom Zaun brechen, womöglich sogar diesen Radu zu seinem Bau verfolgen und dort vernichten – aber damit würden wir uns selbst auch der Verfolgung aussetzen! Und zwar nicht durch irgendeinen alten Vampir-Lord, sondern durch die Behörden! Was, sollen Jahrhunderte der Geheimniskrämerei umsonst gewesen sein? Und wie viele unserer guten Freunde überall in der Welt, glaubst du, würden uns wohl zu Hilfe eilen? Nein, ehe ich etwas unternehme, brauche ich einen Beweis.«
Ich, ich, ich, bei Francesco hieß es immer nur »ich«, niemals »wir«. Toni kniff die Augen zusammen. Doch ehe er etwas erwidern konnte, erscholl vom Treppenschacht her ein Ruf: »Francesco, Antonio, die Herren!« Ein Mann im weißen Kittel winkte ihnen aufgeregt zu. »Die Bilder! Der Eindringling! Wir haben ihn auf Film!«
»Einen Beweis?«, sagte Toni. Seine Augen leuchteten rot wie Scheinwerfer. »Nun, vielleicht haben wir den jetzt ja!«
Als sie die Höhle verließen, dachte das uralte Ding in der Grube hinter ihnen: ES GEHT LOS! Und dann begann es wieder, in der Finsternis sinnlos vor sich hinzuplappern ...
TEIL SECHS: HARRY KEOGH, DER AUSLÖSER
ERSTES KAPITEL
In der Abgeschiedenheit von Francescos Gemächern betrachteten sich die beiden Brüder die Fotografien eingehend; doch schon beim ersten flüchtigen Blick in der Kaverne mit der Grube, die ihren grässlichen Vater beherbergte, hatte Francesco hervorgestoßen »Was zum ...?« , ehe er die ziemlich fleckigen Bilder seinem Bruder zeigte. Tonis Reaktion war mehr oder weniger dieselbe: nicht Entsetzen, vielmehr Bestürzung darüber, dass das Ding in der Grube, der alte Angelo Ferenczy, allem Anschein nach recht hatte. Denn obwohl auf den körnigen Ausdrucken nicht viel zu erkennen war, musste er Francesco beipflichten, dass auch er schon einmal Aufnahmen dieses Mannes gesehen hatte.
Vor ein paar Monaten hatte ihr Schläfer auf den Britischen Inseln – ein zuverlässiger, altgedienter Leutnant – ihnen eine Reihe von Schnappschüssen geschickt, die er »vor dem Lokal der Frau« in Edinburgh aufgenommen hatte. Wie die jetzt vorliegenden Bilder waren auch diese Fotografien schlecht belichtete, schwarz-weiße Momentaufnahmen gewesen, die keineswegs an Studioqualität heranreichten. Aber das brauchten sie ja auch nicht, schließlich waren sie »nur zu Informationszwecken« beschafft worden, bestimmt für die Akte der beiden Brüder über eine gewisse Bonnie Jean Mirlu, die sie schon lange unter Verdacht hatten, eine Sklavin Radu Lykans zu sein.
Nun lag der Inhalt der Akte auf einem gewaltigen Schreibtisch ausgebreitet vor ihnen, zuoberst ein Foto, das Francesco voller Wut dorthin geschleudert hatte. Denn beiden war klar, dass der Mann auf der Fotografie aus Edinburgh und der Eindringling, der in ihrer Schatzkammer aufgenommen worden war, in der Tat ein und dieselbe Person waren.
»Ich bringe ihn um!«, knurrte Francesco bereits zum dritten Mal. »Ihn, diese Frau und Radu Lykan ebenfalls. Sie alle!«
»Heißt das, du stimmst mir etwa zu, dass unser Vater recht hat?«Toni unternahm noch nicht einmal den Versuch, seine Selbstgefälligkeit zu verbergen. Er war stolz darauf und genoss es, dass er so klug gewesen war, sich in dieser Angelegenheit auf Angelos Seite zu schlagen.
»Eh?«, fuhr Francesco ihn an. »Und welchen Unterschied macht es schon, wenn dieses ... dieses abscheuliche Ding recht hat? Ja, ja, natürlich hat er recht – aber das hat er doch immer! Darin besteht seine einzige Aufgabe: verdammt noch mal recht zu haben! Und deine wohl darin, will mir scheinen, sein verdammtes Ego noch weiter aufzublähen!«
Toni lächelte dünn. » Wir hatten also recht.« Und ehe sein Bruder einen weiteren Wutanfall bekommen konnte: »Wie es aussieht, bedeutet das, dass wir nun eine Fehde am Hals haben. Du, ich und die Leute, die wir kontrollieren – alle, die
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