Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
sich der Leitung des Dings in der Grube anvertraut haben – gegen diesen schwer zu fassenden Kerl auf den Fotos, seine Herrin Bonnie Jean Mirlu mitsamt ihren Leuten und den schlafenden, aber keineswegs stillen Radu Lykan.«
»Wegen jenes Mädchens, das wir geraubt haben?« Francesco rang darum, seine Beherrschung nicht zu verlieren.
»Das jedenfalls sagt Angelo«, nickte Toni.
»Dieser Radu zettelt also tatsächlich wegen einer Sklavin einen Krieg an, während er sich noch im Winterschlaf oder was auch immer befindet?«
»So sieht es aus.«
»Dann muss er seiner Sache ja verdammt sicher sein!«, platzte es aus Francesco heraus. Sein Bruder nickte erneut.
»Zumindest ist er sich seiner Knechte sicher. Womit haben wir es hier zu tun, Bruder? Oh, wir wissen jetzt zwar, wie unser Eindringling aussieht – aber wie hat er es angestellt? Woher kam er und wohin ist er verschwunden? Und auf welche Weise? Angelo sagt, er rede mit den Toten!«
»Angelo plappert viel, wenn der Tag lang ist!«
»Ja, meistens. Aber manchmal ist er auch vollkommen klar. Heute ... schien er mir bei klarem Verstand.«
»Klar und hinterhältig zugleich«, knurrte Angelo. »Er hat sich Guy Cavee genommen, obwohl er wusste, dass er unschuldig war. Dieser Eindringling hatte keinerlei Hilfe von innen, und unser verdammter Vater wusste es!«
»Er hatte Hunger«, meinte Toni achselzuckend. »So wie immer. Und außerdem war es ja deine Idee. Cavee war dein Exempel ...«
Francesco ging mit finsterer Miene auf und ab und nickte unwillig. »Jaaa«, fauchte er. »Das war er! Doch wie dem auch sein mag, immerhin haben wir jetzt ein gewisses Ergebnis. Wir haben den alten Bastard zufriedengestellt und er hat zu uns gesprochen – auch wenn er nur Unsinn von sich gab!«
»Ein bisschen vielleicht. Aber wenigstens wissen wir jetzt, wie unser Eindringling heißt. Harry! Britisch, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich.« Francesco nahm die Fotografien aus dem Gewölbe, die in einer Ecke seines Schreibtisches lagen, in die Hand. »Jedenfalls sieht er wie ein Brite aus.«
»Sehen wir uns einfach mal an, was wir haben«, ergriff Toni die Initiative. »Dann können wir versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen. Schon seit Jahren beobachten wir Bonnie Jean Mirlu, aber immer nur aus der Ferne. Erst seit Kurzem interessieren wir uns aufgrund von Angelos Warnungen näher für sie. Wir hätten sie schon vor langer Zeit hochnehmen können, aber das hätte nur Radus andere Knechte auf den Plan gerufen und wir hätten immer noch nicht gewusst, wo sein Bau sich befindet. Also warteten wir. Es folgten weitere Warnungen von unserem Vater in seiner Grube; schließlich sahen wir eine Gelegenheit, uns jemanden von Mirlus Leuten zu schnappen – das Mädchen. Wir bekamen zwar nicht viel aus ihr heraus, aber gewissermaßen erfuhren wir doch etwas. Zumindest zeigte sie uns, wie viel Macht Radu über seine Leute hat. Noch nicht einmal unserem Vater gelang es, in sie zu dringen ... nun ja, in gewisser Weise schon. Vielleicht wusste sie aber auch gar nichts? Jedenfalls war sie bloß eine Sklavin. Oh? Immerhin gehörte sie zu seinem Gefolge. Und offensichtlich sorgt er für die Seinen, selbst noch von seinem geheimen Bau aus. Wie sie uns nach all den Jahren auf die Spur kamen und schließlich ausfindig machten ... wer vermag das schon zu sagen? Aber es gelang ihnen. Und letzte Nacht schlug der Hunde-Lord zurück und traf uns da, wo es am meisten schmerzt. Doch wozu braucht jemand wie er schon Geld? Wie du und ich nur zu gut wissen, bedeutet Geld in dieser modernen Welt alles! Vor allem für jemanden, der vorhat, sich seine alte Stellung zurückzuerobern, und zweifellos eine eigene Machtbasis errichten, seine eigene Armee aufbauen will. Und welch wunderbare Ironie, das Ganze mit dem Erlös aus einem Schlag gegen seine schlimmsten Erzfeinde zu finanzieren!«
»Aber wir sind nie seine Feinde gewesen!«, brach es aus Francesco heraus. »Wie denn? Nach zweitausend Jahren? Radus Feinde waren doch schon lange tot, ehe wir überhaupt geboren wurden!«
»Vielleicht hättest du unserem Vater besser zuhören sollen, als ... als du noch Gelegenheit dazu hattest«, sagte Toni. »Denn für die Wamphyri ist das Blut das Leben. Und eine Blutfehde ist eine Blutfehde, die so lange kein Ende findet, bis ... bis sie eben zu einem Ende kommt. Dieser Radu wird danach streben, Rache zu nehmen, Rache für irgendwelche Verbrechen, die vergangene Generationen in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit gegen
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