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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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geklettert! Ben Vorlich, stimmt’s?
    Ganz recht!
    Und, bist du bereit?
    Vorsichtig spähte Harry um den Felssockel. B. J. kehrte ihm immer noch den Rücken und machte sich an ihrem Rucksack zu schaffen. Ja, warum nicht?
    Na, dann los! Es ist kinderleicht. Lass einfach mich alles machen, Necroscope!
    Und der Necroscope überließ alles ihm – na ja, fast alles. Er spürte, was auch der tote Kletterer spürte, jede Nuance des Anstiegs. Und natürlich lernte er einiges dabei, schließlich waren es seine Arme und Muskeln, die der Belastung standhalten mussten und ihn in dem Spalt Stück für Stück nach oben brachten. Er ließ seinen Blick schweifen und nahm jede noch so kleine Einzelheit der Strecke in sich auf, speicherte sie zur späteren Verwendung in seinem Gedächtnis. Und den ganzen Weg über dirigierte ihn der alte Knabe mit seinen Schilderungen:
    Dieser Riss da – klein, aber ein guter Halt für die Hand, mindestens drei Finger. Und die Einkerbung dort gegenüber: Man könnte noch nicht mal einen Zeh reinzwängen, aber pass bloß auf, dass du dir dort nicht den Fuß verrenkst! Und dieses winzige Sims, Necroscope: Aye, dort kannst du deinen Hintern ausruhen ... aber nur einen Moment! Immer in Bewegung bleiben – immer weiter nach oben! Und atmen, Junge, atmen! Die Luft treibt dich an. Ganz ruhig durchatmen, Harry, ein und aus. Ah! Was haben wir denn da? Einen Haken. Rühr das Ding um Himmels willen nicht an! Es ist trügerisch!
    Plötzlich lag der Kamin hinter ihnen und sie befanden sich an der nackten Wand. Harry hatte den Eindruck, er würde dem über ihm liegenden Horizont, nämlich der Oberkante des Felsens, regelrecht entgegenrasen. Doch dann trat er ein Steinchen los, das klackend den Steilhang hinabpolterte, unten auf dem Geröll aufschlug, abprallte und B. J., die sich in ebendiesem Moment mit Seil, Hammer und Haken bepackt wieder aufrichtete, direkt vor die Füße hüpfte. Stirnrunzelnd wandte sie sich um und sah noch den Staub herabrieseln. Ihr Blick wanderte nach oben.
    Beinahe hätte sie vor Überraschung laut aufgeschrien, hütete sich jedoch davor, um ihn nicht abzulenken. Dieser Idiot!
    Der »Idiot« zog sich gerade über die Kante des Abhangs, blieb dort sitzen, ließ die Beine baumeln und winkte ihr auch noch zu! B. J. ließ sich ebenfalls nieder – und zwar mit einem Plumps auf das Geröll, und starrte zu Harry hinauf. Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, war ihr schwindlig – weil sie den Kopf so weit in den Nacken legte, aber auch weil sie an Harrys Solo-Tour denken musste: Wie schnell er war!
    Doch dann wich ihr Erstaunen blanker Wut. Dieser gerissene Bastard! Hatte sie doch tatsächlich in dem Glauben gelassen, er habe keine Ahnung!
    Rasch verstaute sie ihre Ausrüstung wieder, griff nach ihrem Rucksack und machte sich auf, denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Darum bekam sie nicht mit, wie Harry jählings ins Wanken geriet und um ein Haar abgestürzt wäre, ehe er das Gleichgewicht wiedergewann. Dabei lag es nicht an ihm, sondern an seinem Führer, daran, dass der einstige Kletterer mit einem Mal ein Brett vor dem Kopf zu haben schien, sodass der Necroscope auf dem schwindelerregenden Grat quasi auf sich allein gestellt war.
    ... Der anschließende Abstieg dauerte um einiges länger, und Harry spürte ein Zittern im Geist seines nun gar nicht mehr so selbstsicheren Bergführers. Unten angekommen, fragte er ihn: »Was war da oben eigentlich los?«
    Ein Schwindelanfall, log der andere. Ich konnte nicht mehr weiter, Necroscope. Auf einmal drehte sich alles um mich. Äh, Höhenangst? Aye, das war auch das, was mir schließlich den Rest gab. Mir ist einmal zu oft schwindlig geworden ...
    »Du bist abgestürzt?« Harry blieb der Mund offen stehen. Das konnte er einfach nicht glauben.
    Ganz recht. Aber ich will mich nicht beklagen. So habe ich gelebt, und so bin ich auch gestorben.
    Harry seufzte tief auf, schloss die Augen und dachte: Das sagt er mir jetzt! Doch diesen Gedanken behielt er für sich.
    Auch sein Führer sprach nicht aus, was er dachte, nämlich dass er nun wusste, was Harrys Mutter gemeint hatte. Denn er hatte seinen »Anfall« just in dem Moment bekommen, als Harry zu Bonnie Jean hinunterblickte. Durch die Augen des Necroscopen hatte der alte Kletterer sie ebenfalls gesehen – dieselbe junge Frau, die ihn vor achtzig Jahren an einer Klippe geschlagen hatte!
    Nun, und jetzt hatte er es ihr gezeigt ...
    Als Harry am Wagen ankam, hatte B. J. ihm schon beinahe,

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