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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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...
    Harrys »Späher«, sein »heimlicher Beobachter«, war wieder gesichtet worden, im Verlauf der vergangenen beiden Jahre sogar mehrmals. Sogar Bonnie Jean hatte ihn eines Nachts gesehen; durch die hauchdünnen Vorhänge ihres auf dem Dachboden gelegenen Schlafzimmers hatte sie einen flüchtigen Blick auf ihn erhascht – auf einen unheimlichen, auf der anderen Straßenseite in einem düsteren Eingang lauernden Schatten, der dort verstohlen Wache hielt. Und jemand war ihren Mädchen gefolgt, wenn sie von der Arbeit nach Hause gingen. Das Kommen und Gehen von B. J.s kleinem Rudel war bekannt.
    Hin und wieder sprach eines der Mädchen davon, jemanden gesehen zu haben, ein Gesicht in der Menge in der Düsternis eines warmen Abends. Das Festival war in vollem Gang, und die Touristen strömten zu Tausenden in die Stadt. Das Schloss auf dem Felsen war so hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Für gewöhnlich war dies eine gute Zeit für B. J. und das Rudel. Im Gewühl der Nacht konnte der ein oder andere Fremdling ohne Weiteres verschwinden. Immerhin sahen Bonnie Jeans Mädchen allesamt verteufelt gut aus. Im Moment allerdings waren sie auf der Hut wie nie zuvor. Sie fürchteten jenes Gesicht, jene Gestalt, jenen Späher; denn B. J. kannte ihn. Sie hatte ihn schon einmal gesehen vor gut ... zehn, zwanzig oder dreißig Jahren.
    Wache Vogelaugen in einem verknitterten, alten Gesicht; Augen, die im einen Moment grau und im nächsten mattsilbern wirkten, wie die Augen eines Tieres bei Nacht. B. J. begriff sehr wohl, was hier los war. Es waren tierhafte Augen – die Augen eines Knechtes! Die stark geäderte, sich vorn an der Spitze verbreiternde Nase und der viel zu breite Mund, der energische Kiefer ... Insgesamt wirkte das Gesicht grau und alt. Doch nicht anders als sie veränderte auch er sich nicht und wurde nicht älter, und bisher war er sorgsam darauf bedacht gewesen, sich nicht allzu häufig zu zeigen.
    Selbstverständlich hatte sie Radu wissen lassen, dass sie in letzter Zeit verstärkt überwacht wurde. Womöglich hatte dies ihn bewogen, seine Rückkehr voranzutreiben. Und nun wollte er Harry sehen, um festzustellen, ob dieser ein passendes Gefäß für seine Auferstehung abgeben würde, aber auch um herauszufinden, ob er ihn tatsächlich als Spion in die Welt hinaussenden und so eine sinnvolle Verwendung für ihn finden konnte, ehe er ... seinen eigentlichen Zweck erfüllte. B. J. sorgte sich zwar darum, was ihrem Geliebten alles zustoßen konnte. Der Hunde-Lord hingegen verschwendete keinen einzigen Gedanken daran. Denn wenn dieser Harry Keogh in der Tat der Schlüssel zu Radus Zukunft war ... nun, dann stand diese ohnehin bereits fest.
    Falls er derjenige war, den Radu in seinen Träumen vorhergesehen hatte, dann würde er gewiss auch bei Radus Auferstehung anwesend sein. Bis dahin würde ihm schon nichts geschehen ... bis dahin nicht . Oh, der Hunde-Lord wusste nur zu gut, wie trügerisch die Zukunft sein konnte, doch was vorhergesehen war, war vorhergesehen und würde auch eintreten, so sicher wie der Mond seine Kreisbahn vollzog. Nichts konnte daran etwas ändern ...
    Diese »Fakten« pflanzte Radu in B. J.s Bewusstsein, ganz ähnlich wie sie Harrys Geist geprägt hatte. Dies war notwendig geworden, weil der Hunde-Lord mitbekam, was in seiner Leutnantin, die schon so lange – womöglich zu lange – lebte, vorging. Während die Jahreszeiten verstrichen und die Stunde von Radus Erwachen näher und näher rückte, hatte er bei jedem ihrer vierteljährlichen Besuche ihren Widerwillen gespürt und gefühlt, wie sie sich mehr und mehr gegen seinen Bann sträubte. Es hatte den Anschein, als wolle sie sich ... ihm entziehen .
    Natürlich wusste er bereits seit Jahren, dass sie eine Wamphyri war. Doch solange er hilflos und verwundbar hier im Harz festsaß, war er gezwungen, dies vor ihr zu verbergen. Nicht dass er an seinen eigenen Kräften zweifelte; aber er war nicht in der Lage, ihre unentwegt wachsenden Fähigkeiten einzuschätzen. Denn unter den Großen Vampiren stellte B. J. eine seltene Ausnahme dar: Ihr Aufstieg war weder durch die Übertragung eines Eis noch eines Egels geschweige denn durch das Einatmen irgendwelcher Sporen zustande gekommen; auch nicht durch den »Biss der Verwandlung« (fast völligen Verlust des Blutes, das dann durch Unmengen an metamorpher Vampiressenz ersetzt wurde; die »natürliche« Folge davon waren Untod und wahrer Vampirismus). Und auch von Geburt her stand es ihr nicht

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