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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Ken Layard wartete ebenfalls noch Arbeit. Also fuhren sie mit Harry im Fahrstuhl nach oben und begleiteten ihn bis an seine Tür. Vielleicht war der Papierkram aber auch nur ein Vorwand. Vielleicht ahnten sie, dass der Abend, was den Necroscopen betraf, noch nicht ganz vorüber war.
    Alles war ruhig. Nun, da die meisten ESPer bereits nach Hause gegangen waren, hätte man den Hauptkorridor auch für einen ganz gewöhnlichen Flur in einem der besseren Londoner Hotels halten können. Doch vor dem Aufzug hatte sie der Beamte vom Dienst empfangen, und als der Necroscope in sein Zimmer ging und gerade die Tür hinter sich schließen wollte ... war ihm mit einem Mal, als höre er jemanden seinen Namen flüstern! Prompt packte ihn die Wut. Indem er zurück in den Korridor trat, rief er: »Hey, hört mal zu! Lasst das! Wenn es um mich geht, warum redet ihr dann nicht einfach mit mir anstatt über mich? Was bin ich, etwa ein Aussätziger?«
    Layard befand sich bereits in seinem Büro. Nur Darcy und der diensthabende Beamte, ein ESPer namens John Grieve – ein spindeldürres, allmählich kahl werdendes Männchen in grauen Hosen und Hausschuhen, mit Brille und hochgekrempelten Hemdsärmeln und einer präzisen, knappen, beinahe militärisch anmutenden Redeweise, wegen der er, wie Harry mutmaßte, ohne Weiteres auch als Finanzbeamter durchgegangen wäre, was er allerdings bei Weitem nicht war – standen, die Köpfe beinahe verschwörerisch zusammengesteckt, beisammen.
    »Nun?«, raunzte er die beiden an, als sie sich verwirrt zu ihm umwandten.
    »Nun was?« Darcy stand die Verärgerung deutlich ins Gesicht geschrieben. »Wir haben nicht über dich geredet, Harry!«
    »Äh, aber wir waren gerade im Begriff, damit anzufangen.« John Grieve klang nicht ganz so selbstsicher und fummelte an seinem rechten Ohrläppchen herum. »Beziehungsweise nicht von dir, sondern von deiner Frau. Und du hast natürlich vollkommen recht: Wir hätten dich mit einbeziehen sollen! Aber ich wollte zunächst Darcys Meinung hören.«
    Nun war es an Darcy, Grieve nicht minder verwirrt anzublicken. »Was? Was ist hier eigentlich los?«
    »Das versuchte ich dir doch zu sagen! Es geht um Brenda.« Und rasch, ehe Darcy und der Necroscope ihn mit wütenden Fragen löchern konnten, fuhr er fort: »Wie es aussieht, haben wir sie verloren – und das Baby ebenfalls.« Grieves nüchterner, offizieller, beinahe emotionsloser Ton schien im Geist des Necroscopen widerzuhallen wie ein Donnerschlag. Darcy empfand es ebenso. Vielleicht lag es an dem leeren Flur und den verlassenen Büros, dachte Harry, und schob den Gedanken vorerst beiseite. Brenda und Harry junior verschwunden? Das hatte im Moment Vorrang.
    »Ihr habt sie verloren?«, wiederholte er Grieves Worte. »Meine Frau und meinen Sohn? Was soll das heißen – ›verloren‹?« Die Formulierung schien wohlüberlegt und klang so endgültig. Harrys müde Augen waren mit einem Mal hellwach, sein Blick starr. Er packte den Diensthabenden am Ellbogen. »Ist ihnen ... ist ihnen etwas zugestoßen?«
    Grieve sah ihm direkt in die Augen. »Nein, nicht dass wir wüssten! Würde es dir etwas ausmachen, jetzt meinen Arm loszulassen, damit ich wie ein normaler Mensch mit dir reden kann?«
    Harry biss die Zähe zusammen und ließ ihn los. Während er darauf wartete, dass Grieve endlich anfing, rief er sich noch einmal ins Gedächtnis, was er über den Mann wusste. Grieve verfügte über zwei Talente, eines davon eher »zweifelhaft«. Im Sprachgebrauch des E-Dezernats war dies die Bezeichnung für eine bislang noch nicht ausgereifte ESP-Fähigkeit. Das andere hingegen war wirklich erstaunlich und möglicherweise einzigartig. Seine erste Gabe bestand im Hellsehen. Grieve war eine menschliche Kristallkugel. Das Dumme daran war nur, dass er genau wissen musste, wo und wonach er suchen musste, sonst konnte er nämlich nichts sehen. Sein Talent funktionierte nicht aufs Geratewohl, sondern er brauchte ein eindeutiges Ziel, um es einzusetzen.
    Seine zweite Fähigkeit machte ihn doppelt wertvoll. Möglicherweise handelte es sich nur um eine Reflexion seines ersten Talents, aber mitunter erwies sie sich als wahre Gottesgabe. Grieve war ein Telepath, und zwar kein gewöhnlicher. Allerdings musste er auch dieses Talent zielgerichtet benutzen. Er vermochte die Gedanken eines Menschen nur dann zu lesen, wenn er gerade mit ihm sprach ... Sofern er den Betreffenden kannte, galt dies jedoch auch für Telefongespräche! Solange man sich John

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