Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
einem Himmel, an dem sich die Wolken verzogen und der volle Mond die nass glänzenden Straßen Londons erhellte, schlug A. C.s Transporter wie eine Bombe auf, mit der Front zuerst, und ging mit gewaltigem Getöse hoch. Der Feuerball erleuchtete die Nacht plötzlich taghell. Genau so, wie George Jakes es gewollt hatte ...
Harry schüttelte sich erneut. Die Starre wich von ihm und er hörte ... Polizeisirenen? Was auch sonst? Und sie würden in wenigen Minuten eintreffen.
Harry, bist du okay? Das war Trevor Jordan, allerdings nur noch ganz schwach, nun, wo die Anspannung von ihm gewichen war.
Ja, antwortete Harry. Bist du in Sicherheit?
Ja, seufzte Jordan.
Wir sehen uns später, erwiderte Harry mit einem Nicken.
Vorerst jedoch ... hatte er noch etwas zu tun. Es gab etwas, was er in Erfahrung bringen musste.
Vor der Werkstatt hatte er das Mädchen gesehen. Und dann wieder im Innern (obschon er sich dessen nicht ganz sicher sein konnte), als sie ihm das Leben gerettet hatte. Ein drittes Mal hatte er sie in Jakes Geist gesehen, und dessen war er sich sicher! Und nun wollte er sie wiedersehen und herausfinden, wer sie war, weshalb sie sich hier befand! Durch Jakes’ Augen hatte er sie am entgegengesetzten Ende des Erdgeschosses erblickt. Soweit der Necroscope wusste, gab es dort keinen weiteren Ausgang. Außerdem war ihm klar, dass das Tor zum Hof in dieser Etage geschlossen war. Sie war zwar auf diesem Weg hereingekommen, konnte dort aber unmöglich wieder hinaus. Damit blieb ihr nur ein Weg, den sie nehmen konnte. Sie musste hier entlangkommen. Und dies tat sie auch.
Ihr Atem ging schwer und sie passte auf wie ein Schießhund. Ihr war sehr wohl klar, dass das Sirenengeheul immer lauter wurde. Harry erwartete sie am Werkstatteingang, an dem Absatz, an dem die Auffahrt ins Erdgeschoss mündete. Sie kam im Laufschritt angerannt, ihre »Einkaufstasche« noch immer unter den Arm geklemmt. Der Necroscope wusste, was sich darin befand: ihre Armbrust! Sie hatte zwei Bolzen abgefeuert, mit tödlicher Wirkung, und hatte wahrscheinlich keine Munition mehr, sonst würde sie die Waffe wohl in der Hand halten. Er hingegen hatte immer noch seine Browning. Und er hatte den Hauptschalter gefunden, mit dem das Licht anging. Er befand sich in einer Nische oberhalb der Auffahrt.
Als das Mädchen das Erdgeschoss erreichte, legte er den Schalter um und stellte sich ihr in den Weg. Sie schrie überrascht auf, während sie schlitternd zum Stehen kam und in der plötzlichen Helligkeit blinzelte. »Wer ...? Was ...?«
»Keine Angst!«, sagte Harry. »Es ist vorbei. Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken – dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
»Ach, Sie sind es«, hauchte sie, vor Erleichterung seufzend. »Ich ... wusste nicht, wen von ihnen ich erschießen sollte! Ich hatte wohl einfach ... Glück, nehme ich an.« Sie hatte einen unverkennbaren Akzent, den Harry seit frühester Kindheit kannte – aus Schottland, Edinburgh. Irgendwie klang es sexy.
»Ich wohl auch«, lächelte er, wenn auch reichlich trocken. »Und zwar eine ganze Menge!« Zum ersten Mal spürte er, wie ihm das trocknende Blut seine zerrissene Hose ans Bein klebte.
»Aber der Kerl mit der Strumpfmaske«, fuhr sie fort, »na ja, er sah wohl am ehesten wie jemand aus, auf den man schießen sollte.« Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, während ihr Blick unstet hin und her huschte. Es war offensichtlich, dass sie nach einer Möglichkeit suchte, zu verschwinden. Sie hatte die Waffe in Harrys Hand gesehen.
»Und der Mann im Lieferwagen?« Harry ließ nicht locker, sein Blick hielt sie fest. »Der Beifahrer? Ich meine, warum haben Sie nicht auf den Fahrer geschossen?« Es machte zwar keinen Unterschied, aber er wollte es trotzdem wissen.
Ihre Augen wichen ihm aus. »Ich ... ich sah einen großen Hund oder Wolf in dem Transporter sitzen, aber es sah nur so aus, in Wirklichkeit war es bloß ein maskierter Mann. Er griff den Fahrer an, und ich ... ich ...«
»... Sie schossen auf denjenigen, der am gefährlichsten aussah«, nickte Harry. »Heißt das, Sie ... machten Jagd auf sie, oder wie soll ich das verstehen?« Er tat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück. Draußen wurden die Sirenen lauter und er spürte geradezu, dass sie weg wollte.
»Bloß auf den einen«, entgegnete sie. Nun, da ihre Anspannung wuchs, wurde ihr Akzent breiter. Sie trat dicht an Harry heran. »Sind Sie ’n Bulle?«
»Nein«, antwortete der Necroscope
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