Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
nichts für mich. Ich hätte ohnehin keine Zeit dafür, eigentlich für überhaupt nichts. Nicht bevor ich weiß, was aus Brenda und dem Kleinen geworden ist!«
»Na gut ...«, nickte Darcy. Doch dann fiel ihm noch etwas ein: »Was soll ich der Polizei erzählen?«
»Eh?«
»Sie haben zwei Tote in dem ausgebrannten Lieferwagen gefunden. Der eine ist unser Werwolf, aber der andere ...? Früher oder später werden sie ihn identifizieren. Und dann ist da noch die Leiche in der Werkstatt. Sie wurde erschossen – mit einer Armbrust!«
»Also, befassen wir uns zunächst mal mit George Jakes«, erwiderte Harry. »Die Frage dürfte doch sein: Wie kommt George aus dem Leichenschauhaus in Fulham in einen ausgebrannten Lieferwagen im Eastend? Richtig?«
»Du bist der Letzte, der ihn in – äh, besagter Lage – gesehen hat. Wenn man uns danach fragt ... ich meine, das haben wir zwar nicht vor, aber falls wir müssen ...«
»Dann käme mein Name ins Spiel, ja ...« Harry überlegte einen Augenblick. »Sag’ ihnen doch einfach, A. C. Jamieson sei ein Obeah-Mann aus Haiti gewesen. Das können sie leicht überprüfen. Sag’ ihnen, dass wahrscheinlich er Jakes’ Leichnam gestohlen hat, um die Polizei mit einem Fluch oder so zu belegen. Und weshalb er Selbstmord begangen hat? Wer kann das schon wissen! Schließlich war er verrückt. Ach, und sag’ ihnen noch, sie sollen nach einer verbrannten oder verschmorten Wolfsmaske und einem Klauenhandschuh suchen. Dann haben sie alles, was sie brauchen.«
»Das dürfte reichen«, pflichtete Darcy ihm bei. »Immerhin war der ganze Laden voller teurer Autos, die meisten davon geklaut!«
»Und was den Kerl in der Werkstatt angeht, diesen Skippy ... der geht wahrscheinlich auch auf Jamiesons Konto. Jamieson war doch total durchgeknallt! Skippy hat er umgebracht, um keinen Zeugen zu hinterlassen. Ganz einfach ...«
»Und die Mordwaffe?«
Harry schüttelte den Kopf. »Die wird niemand finden.«
»Gibt es da irgendetwas, was du mir nicht gesagt hast?«
»Nur eine Sache, der ich vielleicht irgendwann selbst einmal nachgehe.«
»Na gut«, meinte Darcy mit einem nachdenklichen Nicken. »Wie es aussieht, decken wir damit alles ab.« Doch dann wich das schwache Lächeln, das sich beinahe um seine Lippen gestohlen hätte, einem Stirnrunzeln. »Trotzdem bin ich froh, dass Jakes niemanden hinterlässt. Keine Familie und so.«
»Ich weiß, was du sagen möchtest«, erwiderte Harry. »Wie sollte man das denen erklären? Aber mach’ dir um Jakes keine Sorgen, Darcy. Ich weiß aus erster Hand, dass es ihm nichts ausmacht. Er ist froh, dass er den Kerl endlich erwischt hat – wenn auch erst hinterher.«
Als Darcy dies hörte, wurde er bleich. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Fall Bodescu in Hartlepool an der Nordostküste und daran, wie die zahllosen Toten damals ihren Gräbern entstiegen waren. Wäre es nicht eine unbestreitbare Tatsache, dass er – was? Den Necroscopen gern hatte ? Ihm vertraute? Wusste, dass er keine Bedrohung darstellte? Wäre dies nicht unbestritten, hätte sein Talent wahrscheinlich längst angeschlagen und sein Schutzengel würde ihm zubrüllen, er solle die Beine in die Hand nehmen und laufen!
»Man darf gar nicht darüber nachdenken«, sagte er leise.
»Nun, wenn du es schon tust«, erklärte der Necroscope, »dann sieh es doch einmal so: Jakes hat nichts anderes getan als das, was er im Leben auch gemacht hat und was er am besten konnte. Er hält sich für einen Glückspilz, weil er eine zweite Chance bekam und diesmal ganze Arbeit leistete. Wenn jeder von uns so viel Glück hätte ...«
»Ich weiß nur eins«, entgegnete Darcy. »Wenn ich erst einmal tot bin, will ich nichts als nur ganz ruhig und still daliegen!«
»Ja, jetzt, im Augenblick«, hielt ihm Harry gelassen entgegen. Aber in seinen Augen, die so viel gesehen hatten, glomm ein merkwürdiges Feuer.
Darcy hörte kaum zu und sah ihn auch nicht an, was wahrscheinlich ganz gut war, sondern dachte immer noch an die jüngsten Ereignisse. An den toten Dieb und Mörder in der Werkstatt zum Beispiel. Harry hatte recht: Bislang hatte die Polizei die Mordwaffe noch nicht gefunden, dafür aber das Gerät, das seinen Tod herbeigeführt hatte, einen kurzen Hartholzbolzen. Die Beamten hatten mit ihm darüber gesprochen und er sollte es doch zumindest erwähnen.
»Bist du sicher, dass du mir nicht noch etwas sagen möchtest, Harry? Über die Sache mit der Armbrust vielleicht? Ich meine, eine Armbrust ist
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