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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schon eine recht merkwürdige Waffe. Die Gerichtsmediziner haben den Bolzen unter die Lupe genommen und was sie irritiert, ist der Widerhaken an der Spitze.«
    Das war Harry neu. Fragend hob er eine Augenbraue. »Was ist damit?«
    Darcy zuckte die Achseln. »Die Spitze besteht, wie zu erwarten, aus Stahl. Aber weshalb war sie mit Silber beschichtet? Verwendet man Silber nicht, um einen Werwolf zu töten?«
    Harry hatte einiges Geschick darin, seine Gedanken und Gefühle, und diesmal auch sein Erstaunen, zu verbergen. Noch überraschter war er, festzustellen, dass er anscheinend auch recht gut lügen oder zumindest Halbwahrheiten erzählen konnte. Die Toten belog er niemals, die Lebenden hingegen ... »Ich wusste ja nicht, womit ich es zu tun hatte«, erklärte er. »Oh, natürlich, wir waren zu dem Schluss gelangt, dass dies das Werk eines ... wie sagt man ... Lykanthropen sein musste. Eines Irren! Aber was, wenn wir falsch lagen? Es gibt die merkwürdigsten Dinge auf der Welt, das weißt du genauso gut wie ich!«
    Darcy nickte. »Also hast du ihn getötet? Daher die fehlende Waffe?«
    Der Necroscope wandte den Blick ab. Schließlich murmelte er: »Er ist tot, oder nicht?« Doch nun würde er der Sache endgültig auf den Grund gehen ... irgendwann.
    Er erhob sich etwas unsicher. »Anscheinend bin ich müder, als ich dachte – aber wie soll ich Schlaf finden? Mir geht so vieles im Kopf herum. Manchmal kann ich mich schon gar nicht mehr daran erinnern, dass es irgendwann einmal anders war. Schade, dass wir keinen Knopf zum Ausschalten haben, mit dem man das einfach abstellen kann.«
    Darcy schrak zusammen, als falle ihm gerade etwas ein. »Aber natürlich kann man das! Glaubst du etwa, als Chef dieses verdammten Vereins hätte ich sonst je eine Chance, einzuschlafen? Gott, im Leben nicht!«
    Harry sah Darcy zu, wie dieser eine Schreibtischschublade aufzog, ein kleines Fläschchen herausnahm, aufstand und an den Wasserspender trat. »Hast du irgendwelche Allergien?« Er ließ eine kleine weiße Pille in ein Glas fallen und füllte es mit Wasser. Die Tablette löste sich in Nullkommanichts auf.
    »Nein.« Harry schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Aber ... Schlaftabletten?«
    »Nur eine«, beruhigte Darcy ihn. »Das hat mir noch jedes Mal geholfen. Als würde man einen Schalter umlegen.«
    Harry nahm das Glas. »Na ja, dieses eine Mal!« Damit legte er den Kopf in den Nacken und stürzte den Inhalt des Glases hinunter. Ihm fiel nicht auf, dass der Chef des E-Dezernats dabei den Atem anhielt ...
    Nachdem der Necroscope ihn verlassen hatte, um sein Zimmer aufzusuchen, wählte Darcy die Privatnummer eines »Experten«. Der Mann war zwar kein ESPer im eigentlichen Sinn, dennoch verfügte er über ein außergewöhnliches Talent. »Doktor Anderson?«, fragte Darcy, als schließlich jemand den Hörer abnahm. »James Anderson? Darcy Clarke hier ...«
    »Ja, ich weiß, wie spät es ist, Anderson«, beschwichtigte er einen Augenblick später die blecherne, müde Stimme am anderen Ende der Leitung. »Entschuldigen Sie, dass ich um diese Zeit anrufe. Aber es ist wichtig. Entsinnen Sie sich der Sache mit Keogh, über die wir sprachen? Nun, jetzt ist es so weit!«
    Und einen weiteren Augenblick später: »Ja, vor zwei Minuten!«
    »Gut«, sagte er schließlich, ehe er den Hörer auflegte. »Ich warte auf Sie.«
    Danach blieb Darcy nichts Weiteres zu tun, als Andersons Ankunft abzuwarten und sich in Selbstzweifeln zu ergehen. Er hasste sich für das, was er tat, es widerte ihn an. Wie weit war er heruntergekommen! Er kam sich vor wie der trügerische Abschaum auf der Oberfläche eines alles verschlingenden Sumpfes. Andererseits ... nun ja, Pflicht war eben Pflicht und das Gewissen spielte dabei keine Rolle, jedenfalls nicht in seinem Job. Darcys Loyalität galt in erster Linie dem E-Dezernat (dem Sumpf?), darüber war er sich im Klaren. Das Gewissen musste da schon mal in den Hintergrund treten ...
    Möglicherweise nahm der Necroscope das Ganze nicht ernst genug, vielleicht fühlte er sich seiner selbst auch zu sicher. Das
E-Dezernat vermochte den Aufenthaltsort seiner Frau und seines Sohnes also nicht ausfindig zu machen ... na und? Schließlich verfügte er über den Zugang zum Möbius-Kontinuum, nicht sie! (Wie ein kleines Kind, das seinen Ball nicht hergeben will – nein! Nein! Nein! Vielleicht war er auch zu eigensinnig und selbstverliebt, zu stolz darauf, dass er überhaupt einen Ball hatte.) Doch wie heißt es so

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