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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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mich setzte, glaubte ich, noch immer ihr Parfüm zu riechen – ein Hauch Rosenwasser, darüber ein wenig von der Zitronentinktur, mit der sie ihr Haar behandelte, um den kastanienroten Schimmer stärker hervorzubringen.
    George, der Neger, der uns bei Tisch bediente, schöpfte uns Suppe in die Teller. Ich hatte mir Sorgen gemacht, ob nicht bedrückende Stille herrschen würde, doch mit dem Essen kam auch Vaters gewohnte Plauderei in Gang. »Das Komitee der World’s Columbian Exposition hat sich geschlossen hinter Burnham gestellt. Wir unterstützen ihn bedingungslos. Zuerst fragte ich mich ja, ob der Mann nicht größenwahnsinnig sei, ob er nicht Unmögliches zu erreichen versuche – aber seine Vision, die Chicagoer Weltausstellung solle selbst den Pariser Glanz in den Schatten stellen, könnte sich doch verwirklichen lassen. Zumindest wirkt sein Entwurf realistisch – extravagant, aber realistisch.« Er hielt inne, um sich einen großen Bissen von dem Steak mit Kartoffeln in den Mund zu stecken, das seinen leeren Suppenteller ersetzt hatte. In diesem kurzen Schweigen konnte ich die Stimme meiner Mutter hören.
    »Verlangt heute nicht jeder nach Extravaganz?«
    Erst als Vater mich ansah, erkannte ich, dass ich es war, die gesprochen hatte, und nicht Mutters Geist. Unter seinem scharfen, dunkeläugigen Blick erstarrte ich und wünschte, ich wäre stumm geblieben und hätte das Mahl vor mich hin träumend hinter mich gebracht, wie ich es in der Vergangenheit so oft getan hatte.
    »Woher willst du denn wissen, wonach die Welt verlangt?« Noch war die Schärfe in seinem Blick, doch seine Mundwinkel hatten sich ganz leicht gehoben, genau dieses halbe Lächeln, mit dem er Mutter so oft bedacht hatte.
    Ich weiß noch, wie mich Erleichterung durchströmte und ich das Lächeln freudig erwiderte. Diese Frage hatte ich ihn Mutter öfter stellen hören, als ich zählen konnte. Ich ließ ihre Worte für mich antworten. »Ich weiß, du glaubst, wir Frauen könnten nur schwatzen, aber wir können auch zuhören.« Ich sprach schneller und leiser als Mutter, aber in Vaters Augenwinkeln bildeten sich Fältchen der Zustimmung und Belustigung.
    »In der Tat …«, sagte er schmunzelnd, schnitt sich ein großes Stück des blutig roten Fleisches klein, verschlang es, als sei er am Verhungern, und spülte mit mehreren Gläsern Wein nach, der ebenso rot und dick war wie die Flüssigkeit, die aus dem Fleisch austrat. »Aber Burnham und seinem Rudel Architekten muss ich genau auf die Finger schauen, sehr genau. Sie haben ihr Budget schon heillos überzogen, und diese Arbeiter … lauter Scherereien … nichts als Scherereien …«, sagte er mit vollem Mund, und kleine Stückchen seines Essens und Weins tropften ihm in den Bart. Diese Angewohnheit, das wusste ich, hatte Mutter verabscheut und ihn oft dafür ausgeschimpft. Ich tat nichts dergleichen, noch verabscheute ich jene altbekannte Schwäche. Ich zwang mich lediglich, zu essen und passende anerkennende Laute von mir zu geben, während er weiter und weiter über die Notwendigkeit verantwortungsvollen Wirtschaftens und darüber schwadronierte, welche Sorge der fragile Gesundheitszustand eines der führenden Architekten dem Komitee bereitete. Schließlich sei bereits Mr. Root einer Lungenentzündung erlegen, und manche behaupteten, er und nicht Mr. Burnham sei die treibende Kraft hinter dem gesamten Projekt gewesen.
    Das Dinner verging wie im Fluge. Schließlich war Vater satt und stand auf, und wie er zahllose Male zu meiner Mutter gesagt hatte, sagte er nun zu mir: »Ich ziehe mich auf einen Whiskey und eine Zigarre in meine Bibliothek zurück. Hab noch einen schönen Abend, meine Liebe. Wir sehen uns bald.« Wie klar erinnere ich mich, welche Wärme ich für ihn empfand und dachte: Er behandelt mich wie eine Erwachsene – wirklich wie die Dame des Hauses!
    »Emily«, sprach er weiter, leicht schwankend und sichtlich angetrunken. »Lass uns doch dieses neue Jahr als Neuanfang für uns beide betrachten. Wollen wir versuchen, von jetzt an gemeinsam weiterzugehen, meine Liebe?«
    Tränen traten mir in die Augen, und ich sah ängstlich und erwartungsvoll zu ihm auf. »Ja, Vater. Das fände ich schön.«
    Da nahm er unerwartet meine schmale Hand in seine große, beugte sich darüber und küsste sie – genau wie er stets die Hand meiner Mutter zum Abschied geküsst hatte. Obgleich seine Lippen und sein Bart feucht von Wein und Essen waren, lächelte ich weiter und fühlte mich

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