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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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dich einmal heiraten wird, wird sich glücklich schätzen können, eine so wohlerzogene Ehefrau zu bekommen.« Ihr Blick wanderte zu ihrer Tochter, und sie lächelte seidenweich. »Wobei ich mir vorstellen kann, dass dein Vater in den nächsten Jahren nicht auf dich wird verzichten mögen, also wird eine Ehe in absehbarer Zeit wohl nicht in Frage kommen.«
    »Ehe?« Das Wort überrumpelte mich völlig. Natürlich hatten Camille und ich über das Heiraten gesprochen, aber hauptsächlich über die Werbung, die Verlobung, die prächtige Hochzeitsfeier … nicht über die Ehe an sich. Plötzlich hallte die Stimme meiner Mutter in meiner Erinnerung wider: Emily, verlasse mich nicht … Du sollst wissen, was es bedeutet, Ehefrau und Mutter zu sein. Du sollst dich nicht blind darauf einlassen, wie ich es tat. Mit einem Schauder der Furcht fügte ich hinzu: »Oh, ich könnte jetzt unmöglich ans Heiraten denken!«
    »Natürlich kannst du das nicht! Keine von uns sollte schon ans Heiraten denken – wir sind sechzehn, wir sind noch viel zu jung! Das hast du doch auch immer gesagt, Mutter!« Camille klang gepresst, beinahe verängstigt.
    »An etwas zu denken und sich darauf vorzubereiten ist nicht das Gleiche, Camille. Eine gute Gelegenheit sollte niemals ausgelassen werden. Das ist es, was ich immer gesagt habe.« Während ihrer verächtlichen Worte schielte Mrs. Elcott ihre ganze lange Nase entlang auf mich herab.
    »Nun, ich denke, dass es nur gut ist, dass ich mich meinem Vater verpflichtet fühle«, antwortete ich. Mir war schrecklich unsicher zumute, und ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.
    »Oh, da stimmen wir dir voll und ganz zu!«, sagte Mrs. Elcott.
    Nach Vaters Auftritt blieben sie nicht mehr lange. Mrs. Elcott hatte es sehr eilig, Camille zum Gehen anzutreiben, so dass uns beiden nicht die kleinste Chance blieb, uns unter vier Augen zu unterhalten. Es war, als hätte sie bekommen, weswegen sie hergekommen war, und könnte befriedigt nach Hause gehen.
    Und ich? Was hatte ich bekommen?
    Ich hatte gehofft, mich bestätigt zu sehen. Mochte die Zuneigung des gutaussehenden Arthur Simpton sich von mir auf meine Freundin verlagert haben – ich hielt es für meine Pflicht als Tochter, mich um meinen Vater zu kümmern. Ich hatte geglaubt, Camille und ihre Mutter würden erkennen, dass ich mein Bestes tat, um nach Mutters Tod unser Leben weiterzuführen – dass ich in knapp über zwei Monaten vom Mädchen zur Frau gereift war. So, hatte ich gedacht, könnte ich Mutters Verlust irgendwie erträglicher machen.
    Doch in den langen, stillen Stunden nach ihrem Besuch ließ ich die Ereignisse wieder und wieder im Geiste ablaufen und betrachtete jede Facette einzeln, und im Nachhinein gewann ich eine neue, einleuchtendere Sichtweise. Mrs. Elcott hatte sich erhofft, von mir den Klatsch über Mutters Tod bestätigt zu finden. Das war ihr gelungen. Sie hatte sich auch vergewissern wollen, dass Arthur Simpton vorerst keine Rolle für meine Zukunft spielen und es in der nächsten Zeit grundsätzlich keine Männer für mich geben würde – außer Vater natürlich. Auch hierin war sie erfolgreich gewesen.
    In dieser Nacht blieb ich wach und wartete auf Vaters Rückkehr. Noch jetzt, während ich zu Papier bringe, was als Nächstes geschah, kann ich keinen Fehler darin finden, wie ich handelte. Als Dame des Hauses Wheiler war es meine Pflicht, mich um das Wohlergehen meines Vaters zu kümmern – ihn mit einem Tee oder vielleicht einem Brandy zu erwarten, so wie Mutter es oft getan haben musste, wenn er spät von einem Geschäftsessen wiederkam. Ich hatte damit gerechnet, dass Vater müde sein würde. Dass er wie immer reserviert, schroff und herrisch sein würde, aber dennoch in höflicher Weise seine Anerkennung über meine Zuverlässigkeit zum Ausdruck bringen würde.
    Ich hatte nicht erwartet, dass er betrunken sein würde.
    Ich hatte Vater schon beschwipst erlebt. Ich hatte beobachtet, wie er mit geröteter Nase überschwänglich Mutters Schönheit pries, wenn sie abends ausgingen, umschwebt vom Duft von Lavendel, Zitrus und Cabernet. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals bei ihrer Rückkehr erlebt zu haben. Wenn ich nicht schon im Bett lag, war ich damit beschäftigt, mein Haar zu ordnen oder das Mieder meines neuesten Tageskleids mit winzigen, kunstvoll detaillierten Veilchen zu besticken. Heute erkenne ich, dass Vater und Mutter für mich wie ferne Monde waren, die mich in meiner jugendlichen Selbstsucht

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