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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Kulissen stand, und er riet mir, ich solle
einfach langsam über die Bühne gehen, noch langsamer kehrtmachen und langsam
zurückgehen. Wissen Sie was? Es klappte! Ich hätte es selbst nicht geglaubt,
aber die Zuschauer waren ganz wild, mich ein bißchen rumlaufen zu sehen. Ich
werde die Männer nie verstehen; da spielen sie verrückt, wenn ein Mädchen nur
hin und her läuft, und einem wirklich guten Jongleur hätten sie vielleicht
nicht einmal Beifall geklatscht. Das sagte ich auch Casey, und er meinte, ich
hätte eine der raffiniertesten Jongleurnummern zu
bieten, die er je gesehen habe. Aber als ich ihn bat, mir das ein bißchen näher
zu erklären, murmelte er nur so etwas wie: »Führ mich nicht in Versuchung« und
verschwand in seiner Umkleidekabine. Wie ich schon sagte, die Männer werden mir
immer ein Rätsel bleiben.
    Alles klappte also bei Mavis
recht gut. Die Nummer schien ein Erfolg zu sein, und sogar Marcus Adler war
offenbar zufrieden. Ich muß gestehen, daß ich am ersten Abend mit drei Shows
hintereinander restlos erledigt war. Aber schon am zweiten Abend begann ich
mich daran zu gewöhnen und bekam auch nicht mehr halb soviel blaue Flecke ab.
Ich lernte die anderen beiden Mädchen kennen, eine etwas schwüle Brünette mit
Pudelfrisur, genannt »Katie die Kobra« — wenn man ihren Auftritt sah, wußte man
warum —, und eine aschblonde Westentaschenvenus namens »Trude die Tigerin«. Mit
beiden stand ich sozusagen auf dem Fuß bewaffneter Neutralität. Salome, die
langhaarige Blonde, ging mir seit unserem ersten Zusammenstoß tunlichst aus dem
Weg, Irma indessen wurde immer vertraulicher, und nach der letzten Show am
zweiten Abend kam sie in meine Umkleidekabine, schloß behutsam die Tür hinter
sich und sagte dann, sie wolle mich etwas Wichtiges fragen.
    »Du wirst mich wahrscheinlich
für verrückt halten, Mavis«, begann sie mit unsicherer Stimme, »aber ich habe
immer noch diese scheußlichen Angstgefühle .«
    »Ich halte dich durchaus nicht
für verrückt, Irma«, versicherte ich ihr. »Ich weiß, wie so was ist. Einmal bin
ich zwei Stunden lang mit einem Löwenbändiger in einem steckengebliebenen
Fahrstuhl eingesperrt gewesen. Jedesmal, wenn er mich ansah, strich er sich
über den schwarzen Schnurrbart, und ich dachte, er würde sofort seine Peitsche
hervorholen und mich durch die Reifen springen lassen. Glücklicherweise
schaltete ich blitzschnell und erzählte ihm, ich sei mütterlicherseits ein
schwarzer Panther und von Vaters Seite her ein Braunbär...«
    » Mavis ,
willst du mich auf den Arm nehmen ?« fragte Irma
nervös.
    »Nun, ich gebe zu, ein bißchen.
Ich habe versucht, dich aufzuheitern .«
    »Dazu hast du die Chance«,
sagte sie eifrig. »Du brauchst nur ja zu sagen !«
    »Wie?« Ich blickte sie etwas
schief an, denn ein Mädchen muß mit dem Jasagen vorsichtig sein, auch einer
anderen Frau gegenüber, besonders heutzutage. »Ja wozu ?« begehrte ich zu wissen.
    Sie zögerte einen Augenblick.
»Ich dachte mir schon, daß du nicht zustimmen würdest; aber ich habe eine große
Wohnung mit zwei Schlafzimmern und werde ganz kribbelig, wenn ich immer allein
bin. Da dachte ich mir, wir könnten uns die Wohnung vielleicht teilen .«
    »Ach so«, sagte ich und mußte
schnell den Kopf abwenden, damit sie nicht merkte, wie gelegen mir ihr
Vorschlag kam. Die Wohnung mit ihr zu teilen, würde bedeuten, daß ich sie
vierundzwanzig Stunden lang bewachen konnte und Johnny Rio wieder in seinem
Bett schlafen durfte, statt die Nächte in seinem Auto vor ihrem Haus zu
verbringen.
    »Bitte, Mavis«, schmeichelte
Irma. »Die Miete hält sich in Grenzen, und die Nebenkosten könnten wir uns
teilen...«
    »Okay«, sagte ich. »Abgemacht.«
    »Mavis, du bist ein Zuckerstück !« Sie küßte mich leicht auf die Wange und drückte mich kurz
an sich. »Würdest du jetzt gleich einziehen ?«
    »Von mir aus«, erwiderte ich.
»Ich nehme mir ein Taxi und hole meine Sachen .«
    »Und ich stelle inzwischen eine
Flasche Champagner kalt«, jubelte sie. »Wenn du kommst, müssen wir ein bißchen
feiern .«
    Also zog ich noch in der
gleichen Nacht zu Irma. Die Wohnung war wirklich sehr süß. Wir leerten zur
Feier des Tages die Flasche Champagner und noch eine zweite dazu, aber ich
erwachte am nächsten Mittag trotzdem ohne Kater, wenn auch mit der etwas
nebelhaften Erinnerung, daß ich gegen vier Uhr morgens kopfgestanden und den
Yankee Doodle gesungen hatte, während Irma vor dem
Spiegel das heulende Elend

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