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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hier die Finger mit im Spiel .«
    »Du meinst, er hat etwas mit
einem von den Mädchen ?« erkundigte ich mich.
    Er blickte mich sekundenlang
fassungslos an und gab dann ein gurgelndes Geräusch von sich. »Bei Gelegenheit,
Mavis, mußt du mir mal erzählen, wie du es geschafft hast, deine Schulzeit
hinter dich zu bringen. Aber nicht jetzt, dazu bin ich nicht in der Stimmung.
Natürlich meinte ich, daß Stenner an dem Klub beteiligt sein soll, du dumme Nuß !«
    »Es besteht keine Veranlassung,
beleidigend zu werden«, verwahrte ich mich so würdevoll wie möglich, stolzierte
hinaus und knallte ihm die Tür ins Gesicht. Leute gibt’s! Aber, so tröstete ich
mich auf dem Weg zu meiner Umkleidekabine, was konnte man schon von einem
ungehobelten Ex-Rausschmeißer erwarten? Und dann — ich entledigte mich gerade
meiner letzten Hülle und der scheußlich klebenden Hütchen, um unter die Dusche
zu gehen — kam mir eine fundamentale Erkenntnis. Was Irma betraf, meine ich.
Vermutlich konnte sie nur deshalb keiner leiden, weil sie einfach zu gut für
ihre Mitmenschen war und ihnen Minderwertigkeitskomplexe einflößte. Und aus
demselben Grund forderte sie unbewußt wahrscheinlich auch körperliche
Gewaltanwendung heraus.
    Nachdem ich geduscht und mir
einen Morgenrock übergezogen hatte, ließ ich mich vor meinem Frisiertisch
nieder und begann mich zu kämmen. Ich fühlte mich etwas erschöpft, denn
fundamentale Erkenntnisse kommen mir nicht alle Tage. Da klopfte es an die Tür.
»Herein«, sagte ich, und als ich mich Sekunden später umdrehte, erblickte ich
zu meiner Verblüffung den kleinen Kümmerling mit dem Spitzmausgesicht, obwohl
ich selbst in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte, daß
Stuart Hatchik der Dritte es wagen würde, in meine Garderobe einzudringen.
    »Hallo, Miss Seidlitz«,
flüsterte er.
    »Nanu«, sagte ich, »Mr. Hatchik
der Dritte! Was machen Sie denn hier ?«
    »Sch !« Er legte einen Finger an die Lippen. »Bedenken Sie, sogar die Wände haben
Ohren. Wir könnten belauscht werden. Dämpfen Sie bitte die Stimme, Miss
Seidlitz .«
    »Ist ja gut, regen Sie sich
nicht auf, Mr. Hatchik .« Ich schenkte ihm ein
beruhigendes Lächeln, schließlich war er ja mein Klient. Ich raffte meinen
Morgenrock über den Oberschenkeln zusammen, damit er sich konzentrieren konnte.
    »Irma hat mich vor einer
Viertelstunde angerufen«, sagte er leise. »Offenbar ist sie an Salomes
Garderobe vorbeigegangen und hat gehört, wie Salome mit dem Geschäftsführer
sprach. Die Tür war nicht ganz geschlossen, und Irma konnte verstehen, wie der
Geschäftsführer sagte: >Heute ist die Woche um, und er hat noch nicht
geliefert! Ich weiß zwar nicht, was der Stamm vorhat, aber halte dich im
Hintergrund, damit dir nichts passiert .< Dann hörte
Irma etwas rascheln und ging weiter, aber eine Sekunde später riß Salome
bereits die Tür auf und sah Irma durch den Flur laufen.«
    Er schluckte erregt. »Irma
sagt, sie hätte noch nie bei einem Menschen einen derart bösartigen Ausdruck
gesehen. Ihrer Meinung nach weiß diese Salome genau, daß Irma an der Tür
gelauscht hat, und jetzt hat Irma schreckliche Angst, daß etwas Furchtbares
geschieht. Ich bat sie, sich nicht aufzuregen, ich käme gleich in den Klub und
würde bis zum Schluß der letzten Show bleiben, aber merkwürdigerweise schien
sie das nicht zu beruhigen. Jedenfalls hielt ich es für besser, Sie zu informieren,
Miss Seidlitz, damit Sie gewappnet sind .«
    »Gut, Mr. Hatchik«, sagte ich.
»Ich werde Irma den ganzen Abend lang nicht aus den Augen lassen .«
    »Vielen Dank, Miss Seidlitz.«
Sein Adamsapfel bewegte sich mit verdoppelter Heftigkeit. Dann blickte er um
sich, als hätten die Wände nicht nur Ohren, sondern auch Augen. »Ich gehe jetzt
wohl besser. Es ist nicht ratsam, daß man uns zusammen sieht .«
    Ich nickte verständnisvoll,
nahm seinen Arm und schob ihn sanft in Richtung Tür. »Machen Sie sich keine
Sorgen um Irma, Mr. Hatchik. Ich passe gut auf sie auf .«
    Er blickte mich dankbar an,
öffnete dann die Tür einen Spalt und spähte hinaus. Nachdem er sich
vergewissert hatte, daß der Flur menschenleer war, eilte er mit hastigen
Schritten davon. Ich schloß die Tür hinter ihm und machte mich für meinen
nächsten Auftritt fertig.
    Etwa zehn Minuten nach Hatchiks Aufbruch klopfte ich an Irmas Garderobentür. Es
kam jedoch keine Antwort, daher ging ich nach dem vierten vergeblichen Versuch
zur Bühnentür und fragte Willie, den

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