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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Waffe im Anschlag. Svenhagen sah, wie ein Blitz durch den großen Raum schoss. Und sie sah, wie der Blitz in die Brust ihres Mannes einschlug und er leblos zu Boden fiel. Mit erhobener Waffe stürmte sie in das Zimmer und konnte gerade noch erkennen, wie eine Gestalt mit einer Sturmmaske aus dem Fenster sprang. Vor dem Fenster lag Virpi Pasanen mit Klebeband gefesselt und geknebelt, ihre weit aufgerissenen hellblauen Augen blitzten vor Entsetzen. Sara Svenhagen rannte zum Fenster und sah hinaus. Sie entdeckte eine etwa vier Meter lange Leiter, die an der Hauswand lehnte, und sah noch einen Schatten, der hinter der nächsten Ecke verschwand. Sie drehte sich um und sprang die wenigen Meter zu Chavez, der mausetot aussah. Aber als sie bei ihm war, hörte sie seine Atemzüge. Zwei dünne Drähte klebten auf seiner Brust und führten zum Fenstersims.
    Svenhagen wusste sofort, was das war. Die Hinterlassenschaft einer Elektroimpulswaffe, einer Elektroschockpistole. Die Polizei setzte solche Waffen ein. Bestimmte Abteilungen der Polizei. Ganz spezielle Abteilungen. Ihr Mann würde sich gleich wieder erholen.
    Sie verschaffte sich einen Überblick. Der Raum war eine Art Forschungslabor, wo die verschiedensten chemischen Experimente durchgeführt werden konnten. Aber in erster Linie standen auch dort Computer. Es gab drei klar abgegrenzte Arbeitsplätze und mindestens zehn Computer einer Rechnergeneration, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Auf dem Boden vor einer der Arbeitsflächen lag ein Mann. Auch er war mit Klebeband geknebelt und gefesselt worden, und auch seine, allerdings dunklen, Augen waren weit aufgerissen. Das musste Dozent Jovan Bis˘evac sein. Virpi Pasanen schien es jedoch am schlimmsten getroffen zu haben. Svenhagen kniete sich neben sie und zog ihr vorsichtig das Klebeband vom Mund.
    »Sie kamen von hier drinnen«, stieß sie hervor. »Ich saß in meinem Büro, und sie kamen aus dem Labor. Von hier.«
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Svenhagen.
    »Ja, was ist mit Jovan? Er war hier drin. Ist er tot?«
    »Nein, er lebt«, sagte Svenhagen und zog nun auch Bis˘evac das Klebeband vom Mund.
    »Sie sind durchs Fenster gekommen«, sagte er mit leichtem Akzent. »Ich dachte, das sollte auch sicher sein, verdammt.«
    Mustergültige Zeugen, dachte Svenhagen spontan, ehe ihr der richtige Gedanke kam. Sie stieg über ihren bewusstlosen Mann hinweg, holte die kleine Fernbedienung aus dem Nebenzimmer und hielt sie Pasanen hin.
    »Sie haben Ihr Leben gerettet, indem Sie die Tür offen gelassen haben. Jetzt retten wir unser Leben, indem wir sie abschließen. Ist es der rote Knopf?«
    »Ja«, sagte Pasanen. »Das ist die Überbrückungstaste, ein sogenannter Overrideknopf. Mit dem kann man alle Schlösser gleichzeitig öffnen und verschließen. Aber Sie sollten vorher das Fenster zumachen.«
    So nüchtern und vernunftbetont kann man doch gar nicht sein, dachte Svenhagen, zerrte ihren Ehemann von der Labortür weg, schloss beide Türen und das Fenster sorgfältig und drückte dann auf den roten Knopf. Es klickte in vielen Schlössern – es klang wie ein verrückt gewordener Specht.
    Svenhagen folgte den zwei dünnen Drähten, die von der Brust ihres Mannes bis zum Fenster reichten. Sie waren aus der Waffe abgefeuert worden und hingen nun lose am Fenstersims. Darunter lag eine dünne Schicht kleiner Teilchen, Konfetti ähnlich, und zum Teil war auch Pasanens Körper davon bedeckt. Sara Svenhagen erinnerte sich an die Vorführung einer solchen Elektroimpulswaffe, damals war sie noch ein Mitglied der A-Gruppe gewesen. Wenn die Waffe abgefeuert wird, werden zeitgleich etwa dreißig kleine Konfettischnipsel freigesetzt, auf denen die Seriennummer der Patrone steht. Vielleicht konnten Kriminaltechniker die Teilchen analysieren. Die Techniker von Herrn Gernegroß Benno Lidberg.
    Sie seufzte und biss in den sauren Apfel.
    Nachdem sie das qualvolle Telefonat mit Benno Lidberg beendet hatte, hörte sie eine heisere Stimme krächzen: »Jetzt befrei die doch endlich von ihren Fesseln.«
    Sara Svenhagen drehte sich um und sah Jorge Chavez auf dem Boden kauern. Er zog sich die Nadeln aus der Brust. Ihr Herz pochte nach wie vor absurd laut, aber sie musste innerlich lächeln, als sie ihn sagen hörte: »Muss ich hier denn alles selbst machen?«

Dänisches Tagebuch 3
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