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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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stand auf und ging ins Schlafzimmer, während sich Vlad auf den Weg ins Badezimmer machte. Fleischschrank Zwei zog das Schlafsofa aus, bis es an den Schreibtisch stieß.
    Obwohl Felipe Navarro sich nichts sehnlicher wünschte, als nach Hause zu Félix und Felipa zu fahren, verspürte er doch eine maßlose Enttäuschung. Über einen weiteren verlorenen Tag. Als er sah, wie Vlad nach seiner wie immer äußerst sorgfältigen Zahnpflege ins Schlafzimmer schlurfte, seufzte er laut und begab sich in das pompöse, aber in die Jahre gekommene Badezimmer der Witwe Bezuidenhout. Da er ungern auch nur eine einzige Sekunde seiner Observierungseinheit verpasste, hatte er so einiges loszuwerden. Das unablässige, gefühlt unendliche Plätschern sorgte dafür, dass er nur das Ende des unverständlichen Wortschwalls mitbekam, den Adrian Marinescu im Wohnzimmer von sich gab. Navarro gelang es nicht, den Toilettengang ordentlich zu beenden. Seine Hose war unangenehm feucht, als er aus dem Badezimmer stürzte.
    »Was ist passiert?«, rief er. »Was hast du gesagt?«
    Marinescu hatte eine Hand erhoben und deutete auf den Monitor. Die beiden Leibwächter lagen auf ihren gewissenhaft voneinander getrennten Teilen des Sofas und führten eine flüsternde Unterhaltung.
    »Das wurde aber auch Zeit, Mann. Meine Petit Coronas sind seit vorgestern alle.«
    »Der Dakk ist auch leer. Du oder ich?«
    »Wir müssen abwarten, wie der Plan ist. Gute Nacht, Silviu.«
    »Gute Nacht.«
    Felipe Navarro gelang tatsächlich das Kunststück, sich fast zwei Minuten still zu verhalten, nachdem die Leibwächter das Licht gelöscht hatten. Er spürte, wie ein, zwei Tropfen Urin langsam an seinem linken Bein herunterliefen. Dann erst fragte er: »Hat Vlad gesagt, was ich glaube, dass er gesagt hat?«
    »Dass sie morgen die Wohnung verlassen«, bestätigte Marinescu und justierte sein Headset, das sich im Laufe des Tages scheinbar noch tiefer in seinen Schädel gedrückt hatte.
    »Was genau hat er gesagt?«, hakte Navarro nach.
    »Wörtlich hat er gesagt: ›Morgen werden meine beiden Kanarienvögel ihren Käfig für eine Weile verlassen.‹«
    »Nicht mehr?«
    »Er ist noch einmal aus dem Bett aufgestanden, hat seinen Kopf durch den Türspalt gesteckt und exakt diese Worte gesagt. Nicht mehr.«
    »Morgen werden meine beiden Kanarienvögel ihren Käfig für eine Weile verlassen?«
    »Ja.«
    »Wie soll man das verstehen? Werden alle drei rausgehen?«
    »Ich habe selten Zeit, meine Übersetzungen auch noch zu interpretieren«, erwiderte Marinescu trocken.
    »Dann versuche es jetzt!«, forderte Navarro. »Das ist deine Muttersprache, du lebst in dieser mystischen Sprache, und du kennst alle ihre Nuancen, und vor allem kennst du die drei Jungs am besten. Wird Vlad seine ›Kanarienvögel‹ alleine mit einem Auftrag losschicken, oder wird er mit ihnen aus dem Haus gehen?«
    »Du bist hier der Analytiker und Stratege«, entgegnete Mariescu. »Aber ...«
    »Aber?«
    »Die Leibwächter haben Vlad nur ein einziges Mal allein gelassen, in der Kirche, als er danach in den Rotlichtbezirk gegangen ist, um sich zu vergnügen. Er hat die beiden noch nie zusammen weggeschickt und ist allein zu Hause geblieben. Das ist noch nie vorgekommen.«
    »Du glaubst also, dass sie morgen früh alle drei die Wohnung verlassen werden?«
    »Ich denke, dass alles darauf hindeutet. Alternativ schickt er die Leibwächter einzeln los mit je einem Auftrag. Auch das ist schon vorgekommen. Ciprian vormittags und Silviu nachmittags.«
    »Silviu?«
    »Ciprian hat ihn doch gerade so genannt. Wir haben immerhin den Namen von Fleischschrank Zwei.«
    »Ich musste gerade an Petit Coronas und Dakk denken. Könnten das nicht Codewörter sein?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Marinescu. »Dakk ist der beste rumänische Wodka, Dakk Premium Wodka, und das andere sind kubanische Zigarren, Rafael González Petit Coronas, das ist Ciprians Lieblingsmarke. Sehr teuer.«
    Felipe Navarro beruhigte sich langsam wieder und sagte schließlich: »Wir müssen uns verdammt sicher sein, wenn wir unseren Schlaf opfern, um uns für morgen eine Strategie auszudenken.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Schlaf übrig habe, den ich opfern könnte«, grummelte Marinescu.
    »Nein«, sagte Navarro und holte sein Handy hervor. »Das musst du auch nicht, du kannst die Arbeit ruhig uns Analytikern und Strategen überlassen. Ich versuche, Sifakis zu erreichen, vielleicht kommt auch Hjelm dazu, und dann setzen wir uns in die Küche und

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