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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sind Jorge Chavez und Sara Svenhagen«, stellte Chavez sie beide vor, »Europol, Reichskriminalamt. Wie Sie wissen, wurde an jenem Morgen um 07: 43 Uhr ein Mord begangen. Wann sind Sie hier eingetroffen?«
    »Gegen halb acht. Wir öffnen von neun bis zwölf Uhr. Danach kann man noch hierbleiben und am Gottesdienst teilnehmen, der an bestimmten Nachmittagen abgehalten wird. In der Regel leite ich ihn.«
    »Also auch an besagtem Donnerstag?«
    »Ja.«
    »Haben viele an diesem Gottesdienst teilgenommen?«
    »Morgens zum Frühstück kommen bis zu hundert Leute. Sie dürfen hier auch duschen, außerdem versorgen wir sie mit Kleidung, wenn wir genug dahaben. Aber nur wenige Gäste bleiben bis zum Gottesdienst.«
    »Und an diesem Donnerstag ist Ihnen wirklich nichts Außergewöhnliches aufgefallen? Kein ungewöhnlicher Besucher?«
    »Es war voll wie immer«, sagte Lars-Åke Bengtsson. »Ich kann mich ehrlich gesagt an nichts Außergewöhnliches erinnern. Wie ich schon Ihrem Polizeianwärter gegenüber erklärt habe: Kein Verdächtiger. Um welchen Verdacht geht es denn überhaupt? Mord?«
    »Es handelt sich bei dieser Person wohl nicht um einen Verdächtigen, sondern eher um einen Zeugen aus dem Bettlermilieu«, sagte Sara Svenhagen. »Möglicherweise war sie blutverschmiert.«
    »Sie?«
    »Die Person. Denn bisher kann niemand bezeugen, dass es wirklich ein Mann war. Aber ein Bettler war es wohl mit Sicherheit.«
    »Wir verzeichnen in letzter Zeit einen stetig zunehmenden Strom an Rumänen, und leider bin ich gezwungen festzustellen, dass es sich dabei meist um Bettler handelt. Aber blutverschmiert? Nein, das wäre mir aufgefallen. Und dann hätte ich wahrscheinlich die Polizei gerufen.«
    »Gut, ist eine leicht bekleidete Person darunter gewesen?«
    »Leicht bekleidet?«
    »Jemand, der sich seine blutverschmierte Kleidung vielleicht vorher ausgezogen hat?«
    Zum ersten Mal bemerkten die Polizisten eine kleine Veränderung des sonst so ungeheuer aufgeräumten Gesichtsausdrucks von Major Bengtsson. Sie wechselten Blicke, beide hatten es registriert. Gegen den inneren Impuls warteten sie ab. Die Zeit verstrich.
    Dann kräuselte Lars-Åke Bengtsson die Lippen und meinte: »Ja, jetzt, wo Sie das so sagen ...«
    Sie schwiegen, saßen reglos da. Er sollte sich so viel Zeit nehmen, wie er brauchte.
    »Also, ich war dafür nicht zuständig«, erklärte er schließlich. »Aber ich erinnere mich an einen Rumänen mit nacktem Oberkörper ... Ich bin mir jedoch nicht mehr sicher, ob das an dem besagten Donnerstag war ...«
    »Wenn Sie ›Rumäne‹ sagen, meinen Sie damit ...?«, fragte Chavez.
    »Nein. Ich sage nicht ›Zigeuner‹ oder ›Roma‹, wie sehr Sie auch darauf bestehen mögen.«
    »Darauf bestehen?«
    »Ja, die Polizei besteht darauf. Es wird gerade so viel über ›Zigeuner‹ geredet. Und das, obwohl man gedacht hatte, diesen Begriff gäbe es nicht mehr.«
    »Und dieser Rumäne war also ...«
    »Oben ohne, würde ich sagen, ja. Er hat natürlich etwas aus der Kleiderkammer bekommen, vorher konnte er duschen. Außerdem bin ich der Meinung, er hätte am Gottesdienst teilgenommen. Aber viel mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Wenn Sie nicht zuständig waren«, hakte Sara Svenhagen nach, »wer war es dann?«
    »Das wird Leutnant Ahl gewesen sein.«
    »Leutnant Ahl?«
    »Allerdings ist sie krankgeschrieben. Es kam unlängst zu einem beklagenswerten Zwischenfall in einem Pendlerzug. Eine Bande Jugendlicher ...«
    »Leutnant Ahl. Vorname?«
    »Louise. Louise Ahl. Sie wohnt draußen in Tullinge.«
    Sie verließen das Büro und verabschiedeten sich.
    »Wir haben keine konkreten Zeitangaben«, gab Sara Svenhagen zu bedenken, als sie im Wagen saßen und über die Västerbro fuhren. »Und wir haben keinerlei Anhaltspunkte, ob der Mann mit nacktem Oberkörper wirklich unser Zeuge ist. Wir haben überhaupt keine brauchbare Information.«
    »Ich finde, du klingst wie Benno«, sagte Chavez, während sie der Straße über die kleine Anlage Rålambshovsparken folgten, die in der Julisonne badete. »Solide Polizeiarbeit muss doch nicht notwendigerweise bedeuten, dass man jede Information negativ auslegt. Wir haben unsere Vermutung bestätigt bekommen. Ein Rumäne mit nacktem Oberkörper ist wahrscheinlich am Donnerstagmorgen im Sozialzentrum der Heilsarmee aufgetaucht, und zwar kurz nach der Tatzeit. Mein Vorschlag: erst zur KTH, dann nach Tullinge. Ich bin sicher, dass er es war. Ja, ich bin überzeugt, dass wir unseren Zeugen

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