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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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machen einen Plan.«
    »Die ganze Nacht über?«
    »Ich verspreche, dass wir ganz leise sein werden«, sagte Navarro und wählte Paul Hjelms Nummer. Während er wartete, dass sein Chef sich meldete, konnte er es sich nicht verkneifen, noch etwas hinzuzufügen: »Ich glaube, wir haben endlich eine Zugriffsmöglichkeit.«

4 – Einsicht

Die Junggesellenbude
Den Haag, 6. Juli
    Paul Hjelm saß noch lange in seinem neuen Büro. Seine Mitarbeiter verließen nach und nach in kleinen Gruppen das Europol-Gebäude und winkten ihm zum Abschied kurz zu. Am Ende war außer ihm nur noch einer da. Aber er hoffte, dass Angelos Sifakis nicht zu ihm hereinkäme. Sonst hätte er ihm abermals verheimlichen müssen, womit er beschäftigt war. Dabei sollte sein Stellvertreter doch eigentlich sein engster Vertrauter sein. Aber die Sache, mit der er sich jetzt seit ein paar Stunden herumschlug, vertrug noch keine Mitwisser.
    Endlich waren die Baupläne eingetroffen. Die Satellitenaufnahmen standen zur Verfügung, und die Thermokameras lieferten Bilder auch aus größerer Distanz. Und jetzt saß er an seinem Schreibtisch und studierte die Grundrisszeichnungen eines Hauses in der nördlichen Peripherie einer zentraleuropäischen Stadt. In der Sekunde, in der er die Mail mit den Bauplänen losschickte, wurde die Tür aufgestoßen. Ihm gelang es gerade noch, eine tödlich langweilige Aktennotiz zu öffnen, bevor er den Blick hob und in Angelos Sifakis’ leuchtende Augen schaute.
    »Es geht los, verdammte Scheiße!«, brüllte der sonst so besonnene Nachkomme des kretischen Geschlechts. »Navarro hat gerade angerufen. Er sagt, wir haben eine Zugriffsmöglichkeit in Amsterdam.«
    Hjelm überlegte lange, ob er an der nächtlichen Strategiesitzung in der Wohnung der Reederwitwe Bezuidenhout in Amsterdam teilnehmen sollte. Eine ganze Nacht Seite an Seite mit Navarro und Sifakis, zweien der schnellsten und klügsten Köpfe Südeuropas, war sehr verlockend für einen Chef, den es nach wie vor aufs Feld zog, der sich viel mehr vom operativen als vom administrativen Geschäft angezogen fühlte. Aber am Ende siegte seine Vernunft. Er würde morgen einen kühlen Kopf brauchen, besonders wenn Navarro und Sifakis eventuell erschöpft sein würden.
    Also entschied er sich für ein spätes Abendessen in seiner sogenannten Junggesellenbude, die mitnichten eine Junggesellenbude war, sondern vielmehr die von Sehnsüchten erfüllte Heimstatt eines Familienvaters im Exil. Er wusste nicht, ob Kerstin noch wütend auf ihn war – oder alternativ mit sich selbst haderte. Auf jeden Fall gab es selbst zubereitete Caprese, Spaghetti alla puttanesca und Barolo. Oder mit anderen Worten: Salat, Pasta und Rebensaft.
    Allerdings südeuropäisch und daher besonders lecker.
    Sie saßen auf dem Balkon, auf dem er sich sonst sehr selten aufhielt, und aßen. Unterhielten sich dabei? Kaum. Es hatte sich etwas zwischen sie geschoben, nichts Ernsthaftes, nichts Bedrohliches, aber es war wie eine hauchdünne Membran aus Distanz.
    »Wie findest du die Aussicht?«, fragte Paul Hjelm.
    »Schön«, antwortet Kerstin Holm.
    »Das dort hinten ist die Altstadt.«
    Umfangreicher wurde die Kommunikation nicht, bis der Abend in die Nacht überging.
    Ehrlich gesagt, wusste er nicht mehr, wann er das letzte Mal vor Mitternacht eingeschlafen war. Das musste in der Zeit vor Den Haag gewesen sein. Damals, in der Heleneborgsgatan in Stockholm. Es ist jetzt ganz schön lange her, dass ich zuletzt in Stockholm war, dachte er und döste ein. Das Letzte, was er vor Augen hatte, ehe er neben Kerstin einschlief, war Hornstull. Hornstull im Zustand der Veränderung. Wenn er in die Stadt zurückkommen würde, wann auch immer das sein würde, wäre nichts mehr wie zuvor. Das war ein sehr interessanter Gedanke. Die Welt veränderte sich, während man selbst abwesend war. Und zwar radikal.
    Viermal in dieser Nacht wurde er von Anrufen aus Amsterdam geweckt. Das waren unnötig viele, wie er fand, bis er um 03:48 Uhr einsah, wie viele Aspekte berücksichtigt werden mussten, damit Jutta Beyer kein zweites Mal in diesem Küchenschrank hocken musste. Oder etwas Ähnliches passierte. Als ihn schließlich ein seltsam intensives Klingelzeichen weckte, das er nicht zuordnen konnte, versuchte er auszurechnen, wie viel Schlaf dreimal anderthalb Stunden ergaben. Denn es war nicht später als halb sechs, als dieses sonderbare Klingeln ertönte.
    Er hatte doch seinen Handywecker nicht auf halb sechs gestellt? Nein,

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