Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
darum?«
»Hatte sie nicht genug Vertrauen, um es Ihnen zu erzählen? Ach was, ich kann sie verstehen. Wenn sie mir schon nicht trauen konnte ...«
»Sie sollte in der Tat niemandem vertrauen, wenn ihr Vorhaben gelingen soll.«
»Aber jetzt kann es nicht mehr gelingen. Es ist alles zu spät. Alles ist zerstört. Ich habe es zerstört. Machen Sie mit mir, was Sie wollen.«
»Es kann nach wie vor gelingen. Aber Sie müssen mir alles über diesen Plan G erzählen. Alles, was Sie darüber wissen.«
»Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer. Ich bin kein Teil dieses Plans. Die hatten gerade erst Kontakt zu mir aufgenommen, als Marianne mir von dem Foto erzählte. Mein erster Auftrag war es, diesen Pamplemousse aufzusuchen und dafür zu sorgen, dass er die Klappe hält. Was er ja ganz offensichtlich nicht getan hat.«
»Wer hat mit Ihnen Kontakt aufgenommen? Haben Sie jemanden getroffen?«
»Nein, das lief alles nur über Telefon. Unterdrückte Nummer, keine Chance, den Teilnehmer am Ende der Leitung zu ermitteln. Aber er war Amerikaner.«
»Amerikaner?«
»Er sagte, mein Auftrag bestehe aus zwei Teilen: zum einen dafür zu sorgen, dass die Erpressung wirksam bleibt – im Klartext: bei Bedarf Fazekas warnen –, und zum anderen so zu tun, als würde ich eine Strategie ausarbeiten, wie wir auf die Veröffentlichung der Fotos reagieren. In Wirklichkeit aber sollte ich eine alternative Strategie verfolgen.«
»Sie sollten sich gegen Marianne Barrière stellen und sich in unterschiedlicher Form über ihren moralischen Verfall äußern?«
»Ja, so ungefähr.« Gatien nickte.
»Und warum haben Sie sich darauf eingelassen?«
»Während des besagten Telefonats bekam ich eine Mail. Sie bestand aus drei Videofilmen. Aus Oxford, Yale und Barcelona. Dort studieren und arbeiten meine drei Töchter. Es waren vollkommen harmlose Filmchen, meine wunderbaren Töchter in ganz alltäglichen Situationen. Aber eine Sache war unverkennbar: Diese Leute hatten auf alle drei jemanden angesetzt. Und sie verfügen über starke Mittel und ausreichend Rücksichtslosigkeit, und zwar in einer grausamen Kombination.«
»Und warum erzählen Sie mir das jetzt, Ihre Töchter sind doch nach wie vor in höchster Gefahr?«
»Ich bin, wie gesagt, nicht besonders mutig und befürchte, dass Sie diese wunderschöne Frau nicht aus rein ästhetischen Gründen als Begleitung gewählt haben. Außerdem sind Sie im Großen und Ganzen über den Sachverhalt informiert. Denn Sie sind bestimmt kein einfacher Privatdetektiv. Unser Gespräch lässt mich vermuten, dass Sie ein Polizist in einer gehobenen Position sind. Nur jemand wie Sie hat vermutlich eine Chance, an diese Kerle ranzukommen. Ich wünsche Ihnen viel Glück, von ganzem Herzen. Aber ich flehe Sie an, lassen Sie diese Leute nicht denken, ich hätte etwas verraten. Können Sie mir das versprechen? Sonst verurteilen Sie drei unschuldige lebensfrohe Mädchen zum Tode.«
»Wenn Sie nicht im Gegenzug plötzlich auf die Idee kommen, den Amerikaner zu informieren?«
»Ich wüsste gar nicht, an wen ich mich wenden sollte. Ich habe keine Kontaktdaten.«
»Und das zweite Bein?«
»Welches zweite Bein?«
»Das eine Bein des Projekts ist die Durchsetzung des Gesetzesentwurfs, damit das EU-Parlament dafür stimmt. Das zweite Bein ist das Forscherteam, das an der Optimierung der Batterien von Elektroautos arbeitet. Habe ich recht?«
»Sie wissen ziemlich gut Bescheid.«
»Und doch viel zu wenig.«
»Ich habe nichts mit diesem zweiten Standbein zu tun. Darum hat sich Marianne ganz allein gekümmert. Nicht einmal Kontaktdaten habe ich von diesen Leuten. Ich weiß nur, dass sie Niels, Virpi und Jovan heißen. Sonst nichts.«
Paul Hjelm dachte nach. Er hatte also recht gehabt, das zweite Standbein des Projekts war das geheime Forscherteam. Marianne hatte ihm aber nur von dem anderen erzählt. Eine kluge Frau.
»Ihre einzige Aufgabe besteht nun darin, so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen«, sagte Hjelm. »Aber verschreiben Sie sich ab jetzt ganz und gar Mariannes Projekt und geben Sie diesen Leuten nichts mehr. Und zwar absolut nichts. Wenn Sie müssen, dann speisen Sie sie mit irgendeinem Quatsch ab. Sie sind doch rhetorisch geschickt. Verstanden?«
»Ja«, sagte Gatien und blickte auf seine Hände.
»Ich habe eine Pressemitteilung über Sie vorbereitet. Ein Anruf genügt, und sie wird veröffentlicht. Das würde Sie zugrunde richten und Ihren Töchtern das Leben kosten. Allen dreien.
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