Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
richtig?«
»Sollte das eine Antwort sein?«
»Ich arbeite für Marianne Barrière. Rufen Sie ruhig bei ihr an und überprüfen Sie das.«
Ignatius Dünnes musterte Paul Hjelm eingehend. Dann nickte er nur kurz und stand auf.
»Könnten wir dieses Thema an einem anderen Ort besprechen als im Haus Gottes?«
»Auf der Treppe vor dem Haus Gottes?«
Ignatius Dünnes lachte. »Warum nicht?«
Hjelm und Balodis nahmen Dünnes auf der obersten Treppenstufe in ihre Mitte.
»Es erscheint mir glaubwürdig, dass Sie für Marianne arbeiten. Sie sind ihr Typ.«
»Sie auch, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Ja, doch, das kann man ruhig so sagen.«
»Sie sind also auch auf dem Foto zu sehen?«
»Es wurde mir mit der indirekten Drohung geschickt, dass ich nie wieder Kirchenorgel spielen würde. Was der Fall wäre, wenn man mich aus der Gemeinde ausschließt.«
»Ohne Absender?«
»Ja.«
»Sie wissen, dass Marianne auch ein Foto erhalten hat?«
»Ich weiß davon.«
»Sie haben also nach wie vor Kontakt zu ihr?«
»Wir sind Freunde und stehen in regelmäßigem E-Mail-Verkehr.«
»Sie hat mehrfach erklärt, dass sie sich nicht an den bürgerlichen Namen von Natz erinnern könne ...«
»Sie hat immer versucht mich zu beschützen.« Dünnes lächelte. »Sie ist der Ansicht, ich sei eine zerbrechliche Künstlerseele. Ich habe keinen besseren Freund als sie. Wir sind im ... Einklang.«
»Was haben Sie mit dem Foto gemacht?«
»Augenblicklich gelöscht natürlich.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich davon selbst überzeugen würde?«
Wortlos reichte Ignatius Dünnes ihm sein Handy und blickte hinauf in den wolkenfreien Berliner Abendhimmel.
»Gott? Tja, ich weiß nicht ...«, sagte er zögerlich. »Mein Glaube an Bach ist größer, wenn ich das so sagen darf. Aber vielleicht brauchen wir das Böse, um das Gute zu erkennen. Die Frage ist nur, warum es so viel davon geben muss ...«
»Sie haben ein iPhone 4S und kein einziges Bild im Speicher?«, fragte Hjelm.
»Ich bin nicht so der visuelle Typ. Sehen Sie sich dagegen mal meine Musikbibliothek an«, meinte Dünnes.
Hjelm gab ihm das Handy zurück, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete denselben Abendhimmel. »Es gibt ein bisschen zu viel davon. Von dem Bösen, meine ich.«
»Vor allem, wenn das Gute genötigt wird, es auszuüben«, sagte Balodis und erntete damit einen überraschten Blick von Dünnes und einen scharfen von Hjelm.
Er ging jedoch nicht darauf ein, sondern fragte: »Beinhaltet Ihr ›Einklang‹ auch, dass Sie sich gegenseitig Dinge anvertraut haben?«
Ignatius Dünnes sah Hjelm amüsiert an. »Sie hat Ihnen nicht alles erzählt, oder?«
»Nein. Aber ich habe mir meine Gedanken gemacht.«
»Marianne wird in Kürze einen Gesetzesentwurf vorlegen. Der beinhaltet, dass alle Autos, die mit einem Erdölprodukt betrieben werden, in sämtlichen europäischen Städten mit mehr als zehntausend Einwohnern Fahrverbot erhalten werden. Das Gesetz soll bis spätestens 2016 umgesetzt werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass Marianne eine sowohl ausreichend gute als auch ausreichend nachhaltige Alternative vorweisen kann. Und diese Alternative muss vorliegen, ehe sie in etwa einer Woche ihre große Sommerrede vor der Presse hält.«
»Worum geht es dabei? Elektroautos?«
»Volks-Elektroautos. Billige und funktionale Elektroautos, die sich alle Bürger bis 2016 leisten können. Dafür soll es EU-Fördergelder geben. Sie will ihre momentane Macht ausnutzen, um etwas gegen die globale Erwärmung zu unternehmen. Und gleichzeitig will sie politischen Mut in einem Europa säen, in dem Politik entweder zum puren Lobbyismus oder zu einer Politik der Gewalt verkommen ist. Sie bezeichnet den jetzigen Zustand als ›Postdemokratie‹. Der von Gewinnoptimierungsstreben durchdrungene Zustand nach der Demokratie.«
»Kein geringer Anspruch«, sagte Laima Balodis.
»Und auch keine geringen Gegner«, ergänzte Ignatius Dünnes. »Sie war überzeugt, dass sie die wichtigsten Säulen ihres Plans abgesichert hatte. Aber offenbar ist ihr das noch nicht gelungen.«
Eine Weile standen sie auf der Kirchentreppe beisammen und sinnierten über die Situation. Über die Demokratie.
»Eine Frage nagt in mir«, sagte Hjelm dann. »Warum hat Fabien Fazekas Ihnen ein Foto geschickt? Sie können doch gar keinen Druck ausüben?«
»Ich weiß auch nicht«, antwortete Dünnes. »Ich vermute, die haben herausgefunden, wie nah wir uns gestanden haben. Vielleicht
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