Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Im März 2006 war einer von ihnen in einem Krankenhaus in Rotterdam aufgetaucht. Mit einem falschen amerikanischen Pass, einem neuen Namen und Verletzungen wie nach einer Schlägerei. Was war in diesem halben Jahr passiert?
    Die gerissenen oberen Bauchmuskelfasern deuteten darauf hin, dass Shuang Prügel bezogen hatte. Die gebrochenen Fingerknöchel wiederum verwiesen darauf, dass er Prügel ausgeteilt hatte. Und zwar ordentliche Prügel. Kerstin Holm musste die verborgenen, dunklen Winkel ihres Verstandes durchforsten, um sich auszumalen, was passiert sein könnte. Ob es um so etwas wie Gladiatorenkämpfe mit Kindern als Protagonisten ging? Sie wusste zwar, dass es zivilisationsmüde Männer gab, die an allem Gefallen fanden, was einen Tabubruch darstellte, aber sie hatte noch nie davon gehört, dass Männer in der Gruppe onanierten, während sich Kinder in einer Arena prügelten. Das passte alles einfach nicht zusammen. Der amerikanische Pass. Der Krankenhausaufenthalt. Der neue Name. Waren sie nicht vielmehr – in der Ausbildung, im Training?
    Wie auch immer, sie lebten. Die Zwillinge Wang waren jetzt neunzehn Jahre alt und wieder zurück in Europa, in den Niederlanden, um was – um zu arbeiten?
    Das Taxi bog in die Seitenstraße eines eleganten Viertels von Amsterdam ein, das Kerstin Holm nicht kannte.
    »Fahren Sie noch ein Stück weiter«, sagte sie, als das Taxi an der angegebenen Adresse angekommen war. Hundert Meter weiter bat sie den Fahrer anzuhalten und sah dem Taxi nach, als es davonfuhr.
    Sie hatte keine Ahnung, was Cheng und Shuang jetzt trieben, und wollte die Sache vorsichtig angehen. Sie wusste nur zwei Dinge – erstens, dass die beiden vor mehr als fünf Jahren einem schweren Verbrechen zum Opfer gefallen waren und dann unter Umständen für Nahkämpfe ausgebildet worden waren. Mit anderen Worten: Nicht die beste Voraussetzung für eine direkte Konfrontation. Und zweitens brauchte sie ein Foto der beiden. Sie musste Abzüge an Wang Yunli in Bengbu mailen, damit die ihr bestätigen konnte, ob die beiden wirklich ihre Zwillingssöhne waren. Die eigene Mutter würde sie wiedererkennen, wie sehr und unter welchen Umständen die Pubertät sie auch geformt hatte. Holm musste sich an die beiden heranschleichen und heimlich Bilder machen.
    Das Amsterdam, das sie jetzt vor sich hatte, war so ganz anders als das ihr bekannte. Die Gegend wirkte gediegen, die Häuser hatten Platz, und es gab auch ein wenig Grün zwischen den Grundstücken.
    Kerstin Holm schlich sich auf das Nachbargrundstück der angegebenen Adresse und fand eine passable Position auf einem moosbewachsenen Findling in einem kleinen Gehölz. Von dort konnte sie über die Mauer und zum Haupteingang des Gebäudes sehen. Das Gebäude, in dem sich womöglich Cheng und Shuang aufhielten.
    Das Haus hatte zu allen Seiten hin Fenster, viele Fenster. Sie blieb, so gut es ging, in Deckung und rührte sich nicht. Ab und zu tauchten Leute an einem der Fenster auf und schauten hinaus.
    Nach etwa einer halben Stunde sah sie einen Mann mit asiatischem Aussehen in dem Fenster über der Haustür. Seine Gesichtszüge wirkten kalt, und er würde mit etwas gutem Willen als frühreifer Neunzehnjähriger durchgehen. Sie nahm ihr Handy, um ein paar Aufnahmen zu machen. Der junge Mann blieb noch eine Weile am Fenster stehen. Sie hoffte inständig, dass ihre Tarnung nicht aufgeflogen war. Hinter ihm tauchte ein weiterer Asiat auf. Sie sprachen kurz miteinander, dann drehten sie sich um und waren verschwunden.
    Vor lauter Begeisterung über ihre Fotos tat sie einen falschen Schritt. Sie konnte gerade noch einen Sturz abfangen, rutschte aber auf dem Moos aus und machte einen unfreiwilligen Spagat.
    Das tat verdammt weh.
    *
    »Wir registrieren Bewegung«, sagte Jutta Beyer.
    Arto Söderstedt versuchte in dem kleinen Raum die Richtmikrofone zu justieren, aber es war wie verhext. Wurde bei Notos Imports nicht gesprochen, verdammt? Gehörte es zum Wesen der Mafia, kein Wort zu wechseln?
    »Was?«, brummte er, die Zunge in den Mundwinkel geklemmt.
    Beyer zoomte die Aufnahme von einer der beiden Überwachungskameras heran, aber sie hatte nicht das Haus von Notos Imports, sondern das Gebäude daneben ins Visier genommen. Oder vielmehr das Nachbargrundstück.
    Söderstedt ließ die Maus los und starrte auf den Bildschirm. Aus einem Busch auf dem Nachbargrundstück ragte ein Bein heraus, ein Frauenbein, das schnell wieder zurückgezogen wurde. Die besagte Person musste

Weitere Kostenlose Bücher