Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
abringen.«
»Wie viele kommen von der Presse?«, fragte Angelos Sifakis.
»Nur akkreditierte Journalisten sind zugelassen«, sagte Hjelm. »Und bei der letzten Berechnung waren das dreihundertachtzig aus ganz Europa, es wird im Laufe des Vormittags voll werden hier. Das Gerücht, dass heute etwas Bahnbrechendes passieren wird, hat sich herumgesprochen.«
»Dieser Spindoktor hat ganze Arbeit geleistet«, konstatierte Laima Balodis. »Was es uns schwerer macht.«
»Keine Journalisten auf den Rängen?«, fragte Felipe Navarro.
»Nein«, sagte Hjelm. »Die Ränge sind für die Aufklärung. Zwei von euch werden sich dort oben mit Ferngläsern und ein paar Kollegen der nationalen Einheiten positionieren. Kugelsichere Westen gibt es übrigens am Eingang.«
»Dann lass uns jetzt den Einsatzplan besprechen«, schlug Söderstedt vor.
Hjelm holte tief Luft und hob an: »Balodis und ich kommen also mit Barrière am hinteren Notausgang an. Wir eskortieren sie zur Bühne und in den Glaskasten. Dann kehrt Balodis zum Bereich hinter der Bühne zurück und überwacht mit Bouhaddi die Künstlergarderoben. Die Treppe zum Dachboden befindet sich hinter den Künstlergarderoben, und Bouhaddi ist auch für die Dachluke verantwortlich sowie Balodis für die Treppe zur Unterbühne. Ich selbst befinde mich auf der Bühne mit Blick über den Zuschauerraum, wo Sifakis und Navarro sich aufhalten, Sifakis links, Navarro rechts, von hinten aus gesehen. Kowalewski und Hershey kümmern sich um die Ränge, Kowalewski um den oberen, Hershey um den unteren. Söderstedt überwacht das Foyer sowie die beiden Notausgänge, und Beyer ist für den kritischen Raum unter der Bühne verantwortlich.«
»Weil ich enge, dunkle Räume gewöhnt bin?«, grummelte Jutta Beyer.
Hjelm ignorierte ihren Einwand und zeigte auf den Bildschirm. »Weil wir eine großzügige Bewachung durch Polizisten an sämtlichen Notausgängen und selbstverständlich am Haupteingang haben, wird Söderstedt allein im Foyer zurechtkommen müssen, aber wir sollten trotzdem den Notausgang im Blick haben, der über eine steile Treppe von den Rängen unter dem Foyer hindurch auf die Straße führt. Deshalb habe ich mir erlaubt, dafür zusätzliches Personal einzusetzen. Den schmalen Gang übernimmt Kerstin Holm. Sie trifft in Kürze ein. Fragen?«
Es gab keine Fragen.
Und auch keine Antwort.
*
Still und konzentriert saß Marianne Barrière auf dem Rücksitz. Ihr Blick schweifte über die seltsame Stadt, die Europas Hauptstadt geworden war, das Symbol der EU, im Guten wie im Schlechten.
Paul Hjelm musterte sie im Rückspiegel. Sie wirkte ruhig und gefasst, aber er ahnte, wie es in ihr aussah.
Sie hatte sich in einer riesigen Traube von Leibwächtern durch das Berlaymont-Gebäude bewegt, die so dick gewesen war, dass es wirkte, als ob sie von einer Boa constrictor verschluckt worden sei. Unmittelbar vor dem großen Hauptportal waren Hjelm und Balodis erschienen und hatten sie zur Garage geleitet. Die Leibwächterschar hatte unterdessen ihren Weg ungerührt zu einer wartenden Limousine fortgesetzt und wiederum eine große Traube an der Beifahrertür gebildet. Das sollte Asterion in die Irre führen, falls sie das Hauptquartier der EU-Kommission beschatten sollten.
Vermutlich taten sie das aber gar nicht.
Sie wurden von zwei Wagen mit Leibwächtern eskortiert, beides Zivilfahrzeuge, unauffällig wie Hjelms privater Toyota Prius.
»Wir treffen knapp zehn Minuten vor Ihrem Auftritt ein«, sagte Hjelm. »Sie können sich fünf Minuten in der Garderobe sammeln. In der Zeit überprüfen wir den Bereich hinter der Bühne ein letztes Mal, dann begleite ich Sie – nur ich, niemand sonst – auf die Bühne.«
»Und in den Käfig«, sagte Marianne Barrière mit einem schiefen Lächeln.
Nach ein paar absichtlichen Schlenkern durch das Zentrum von Brüssel kamen sie am Konzerthaus an. Die kleine Auffahrt zur Rückseite des Gebäudes war abgeriegelt und schwer bewacht. Langsam fuhren sie hinein bis zum hinteren Notausgang, der ebenfalls gut gesichert war. Die Leibwächter sprangen aus den Verfolgerautos und bildeten ein Spalier bis zur Tür. Hjelm, Barrière und Balodis betraten das Konzerthaus. Bouhaddi empfing sie und nickte kurz.
»Die Künstlergarderoben sind sauber«, sagte sie und kehrte zur Treppe zurück, die zum Dachbereich führte. Auf der Etage des oberen Rangs, wo sich Kowalewski im Zuschauerraum befand, gab es auch einen kleinen kargen Raum, von dem eine Stahltreppe zu
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