Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Anwendung kommen konnte.
»Es dreht sich um die Batterien«, sagte Huntington.
»Batterien?«
»Sie befinden sich gerade in der Entwicklungsphase. Wir wissen noch nicht, wie und wo, aber das herauszufinden würde zu unserem Maßnahmenpaket gehören, das wir Ihnen anbieten können.«
»Hätten Sie die Möglichkeit, diesen Gesetzesentwurf zu verhindern?«
»Das würde zwar einen nicht unerheblichen Einsatz verlangen, aber es ist machbar. Hinter dem Vorschlag steckt die EU-Kommissarin für Umwelt, eine Französin namens Marianne Barrière.«
Marianne, dachte Michel Cocheteux. Ihm fiel ein Name ein, der ihm schon ewig nicht mehr in den Sinn gekommen war – Minou –, vielleicht errötete er sogar ein wenig. Anscheinend bemerkte Huntington seine innere Not, denn er fragte: »Sie kennen die Dame?«
Michel Cocheteux wurde in die hedonistischsten Jahre seiner Jugend zurückkatapultiert. Vor seinem inneren Auge lief ein Film ab.
»Ja«, sagte er, und so kam eines zum anderen.
Er hatte Christopher James Huntington nur einmal persönlich getroffen. Sie waren darin übereingekommen, dass es für alle Beteiligten so am besten wäre. Und jetzt steckte er in einer Lawine fest, die mit rasender Geschwindigkeit immer größer und größer wurde.
Er stellte fest, dass er allein am Vormittag fünf Besprechungen hatte, schaute mit grimmiger Miene auf seine Rolex, packte die Aktentasche und warf einen Blick in das Zimmer seines ältesten Sohnes, wo er seine Frau zuletzt gehört zu haben glaubte. Sie saßen zusammen auf dem Bett und spielten ein Computerspiel, in dem Köpfe rollten.
»Das sind nur Zombies, Papa«, so hatte sein Sohn vor einer Woche gesagt.
»Ich bin dann weg«, rief Michel Cocheteux. »Tschüss.«
Seine Frau und sein Sohn winkten, ohne vom Spiel aufzusehen, und er verließ die Wohnung.
Wie sonst auch nahm er die Treppen statt den Fahrstuhl hinunter zur Tiefgarage. Die Treppe vom Himmel in die Unterwelt, wie er zu scherzen pflegte. Mit athletischen Schritten ging er zu seinem großartigen Porsche Cayenne Turbo S.
Aber da standen Leute neben seinem Wagen. Das konnte doch nicht sein? Niemand hatte Zutritt zu dieser Tiefgarage. Michel Cocheteux kam gar nicht auf den Gedanken, Angst zu haben. Erst, als die beiden Personen sich umdrehten. Da war er sich sicher, in ihren Händen Waffen zu erkennen.
Er konnte nicht einmal mehr schreien.
Seine Aktentasche glitt ihm aus der Hand. Sie klappte auf, und Papiere flogen wie in Zeitlupe heraus, wichtige Papiere.
Er öffnete den Mund. Er wusste, dass er tot war.
Da sagte der Mann, der gar keine Waffe, sondern nur einen Notizblock in der Hand hielt: »Wir würden gerne mit Ihnen sprechen, Monsieur Cocheteux.«
Sprechen, dachte Michel Cocheteux und spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.
Sprechen.
»Mein Name ist Karlsson«, sagte der Mann.
»Und meiner Abromaite«, sagte die Frau.
Die Rede
Brüssel, 13. Juli
Als die Opcop-Gruppe im Konzerthaus eintraf, waren sie die einzigen Menschen dort. Das war eine bewusste Entscheidung gewesen. Es war fünf Uhr morgens, und draußen wurde es gerade langsam hell. Paul Hjelm empfing seine Kollegen am Haupteingang und geleitete sie durch ein großes modernes Foyer zum linken Zuschauereingang. Wie im Gänsemarsch liefen sie den Korridor zur Bühne entlang, dabei musterten sie die annähernd fünfhundert Sitzplätze im Parkett und die beiden Ränge darüber. Der Raum wirkte wie ein klassischer Konzertsaal, ohne größere architektonische Finessen, der entworfen worden war, um die bestmögliche Akustik zu gewährleisten.
Hinter dem Orchestergraben – in dem ein ganzes Symphonieorchester Platz hatte – war eine Art Glaskäfig aufgebaut auf der Bühne. Und in der Mitte des Glaskäfigs stand ein Rednerpult.
Vor der ersten Reihe des Parketts stand ein weiteres, provisorisches Rednerpult. Ein Großbildschirm war, ebenso provisorisch, am Bühnenrand aufgestellt worden. Hjelm ging zu dem vorderen Pult und klappte einen Laptop auf. Das Bild des Monitors wurde auf den Großbildschirm übertragen.
»Das Panzerglas wurde gestern eingesetzt«, sagte Hjelm, »und es soll das beste sein, was es zurzeit auf dem Markt gibt. Dennoch gibt es natürlich Scharfschützengewehre , gar nicht zu schweigen von Panzerfäusten oder Granatwerfern, die es durchschlagen können. Alle möglichen Positionen für einen Scharfschützen müssen also gesichert werden. Das versteht sich von selbst. Dann ist da noch der Geleitschutz ins Gebäude und
Weitere Kostenlose Bücher