Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
gewinnorientierte Unternehmen können der Entwicklung auch im Weg stehen. Sie können bestimmte Entwicklungen verhindern, wenn sie nicht ihren Interessen dienen. Es gibt also keine Fürsorge für das Gemeinwohl bei diesen Unternehmen, auch wenn es uns manchmal so erscheint. Manchmal stimmen ihre Ziele mit dem, was gut für die Allgemeinheit ist, überein, manchmal aber auch ganz und gar nicht. Wenn Unternehmen auf einem Sektor einen gewissen Einfluss haben, wollen sie nicht, dass irgendetwas ihre Unternehmensentwicklung stört. In diesem Fall ist das Ergebnis aber für uns alle im höchsten Maße kontraproduktiv.
Paul Hjelm hatte die Glaskugel durch die Luft fliegen sehen und sofort gewusst, dass es sich um Flüssigsprengstoff handelte. Er hatte die anderen Polizeichefs lange davon zu überzeugen versucht, den Glaskäfig auch oben zu verschließen, war aber aus rein haushaltstechnischen Erwägungen überstimmt worden. Und Asterion hatte den Schwachpunkt sofort erkannt.
Aber Felipe Navarro hatte die missliche Lage abgewendet. Sein Handeln war beispielhaft gewesen, einschließlich seines beherzten Sprungs. Natürlich war die Menge unruhig geworden, und Ausrufe wurden laut, aber Marianne Barrières Worte schienen die Journalisten doch stärker zu fesseln. Es brach keine Panik, kein Chaos aus. Vielleicht hatten sie gerade nicht nur Mariannes Leben, sondern auch ihren Vortrag gerettet.
Hjelm flüsterte ins Mikrofon: »Arto, Kerstin, zum rechten Eingang. Felipe und Angelos haben einen Attentäter gefasst. Tempo, Tempo.«
Sifakis kehrte gerade wieder in den Saal zurück, als Söderstedt herbeigeeilt kam. Navarro sank neben einen bewusstlosen Mann in einem roten T-Shirt auf die Knie und reichte Söderstedt eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Glaskugel.
»Sei bloß vorsichtig damit«, sagte er und verzog das Gesicht.
Söderstedt nahm die Kugel und ahnte, was er da in Händen hielt. Einsatzkräfte eilten herbei und nahmen sich des Rotgekleideten an, der langsam wieder zu sich kam. Navarro legte seine rechte Hand auf die Rippen und stöhnte. Sifakis kam mit einer kleinen Tasche aus dem Zuschauerraum und durchsuchte sie. Und zog eine Schusswaffe heraus – eine Pistole mit Schalldämpfer.
»Aber, die Metalldetektoren?«, sagte Söderstedt ungläubig und hielt die Glaskugel vorsichtig in seinen gewölbten Handflächen.
»Die Pistole ist aus Plastik«, sagte Sifakis. »Er muss sie in Einzelteilen transportiert und vor Ort zusammengesetzt haben. Fass sie mal an.«
»Kann gerade nicht«, sagte Söderstedt.
Kerstin Holm tauchte außer Atem hinter ihm auf und hielt ganz plötzlich die eigenartige Plastikpistole in der Hand. Sie sah vollkommen echt aus, war aber federleicht.
»Kein schweres Geschütz«, sagte Sifakis, »sie verrichtet im Nahkampf aber bestimmt ihre Dienste.«
Balodis erschien hinter ihnen und schob einen anderen, bedeutend jüngeren Mann in einem roten T-Shirt vor sich her.
»Also?«, drängte sie ihn.
Der junge und noch immer sehr nervöse Bühnenarbeiter nickte und sagte: »Ja. Ja, das ist er. Er hat mir gesagt, ich solle der Politikerin das Getränk bringen.«
Da ertönte Hjelms Stimme in ihren Ohren: »Zu viele haben ihre Posten verlassen. Es ist nicht gesagt, dass der Angriff abgewendet ist. Es können noch mehr von ihnen hier sein. Alle, sofern sie in der Lage dazu sind, kehren auf ihre Posten zurück. Die nationalen Einsatzkräfte übernehmen den Mann. Wie geht es dir, Felipe? Kannst du den Dienst wieder antreten?«
»Ich bin nie ausgetreten«, schnaubte Navarro. »Ich bin bereit.«
»Gut«, sagte Hjelm. »Arto, versuche, etwas aus dem Attentäter herauszukriegen. Alle anderen zurück auf Positionen.«
Arto Söderstedt wandte sich an einen der Polizisten. »Das ist ein Beweismaterial. Tödlicher Sprengstoff. Eher darfst du einen Säugling fallen lassen.« Der junge belgische Polizist starrte wie paralysiert auf die Glaskugel, nahm sie zögernd und ging davon. Die Tür zum Saal öffnete sich, und Söderstedt konnte endlich wenigstens Fragmente von Marianne Barrières Rede hören:
Vor etwa hundert Jahren wurde in Europa intensiv nach einem alternativen Brennstoff geforscht. Man hielt Erdöl für umweltschädlich, leicht entflammbar, zu schwer zugänglich und nur begrenzt verfügbar. Man dachte in alle Richtungen und war auf jedem Gebiet sehr weit gekommen, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Der Zweite Weltkrieg war ein Ölkrieg. Alle Ideen zum Thema Wasserstoff, Brennstoffzellen und
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