Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
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Das Gute am Hörtest ist außerdem, dass ich jetzt endlich weiß, welches mein » gutes« Ohr ist.
Schwächeanfälle
…scheinen in jüngerer Zeit immer mehr von meinen Freunden heimzusuchen. Eine Bekannte wurde bewusstlos neben ihrem Bett gefunden. Einem anderen Freund war beim Fensterputzen offenbar schwummerig geworden, woraufhin er vom Stuhl gefallen und ebenfalls bewusstlos am Boden liegend aufgefunden worden war. Keiner weiß, warum, aber Schwächeanfälle scheinen ein bei Oldies recht häufig vorkommendes Phänomen zu sein. W ahrscheinlich handelt es sich dabei um sogenannte Kreislaufkollapse.
Ich für meinen Teil kann noch so oft auf Leitern klettern, um irgendwelche Glühbirnen auszuwechseln, und nachts auf dem W eg zum Klo noch so viele Treppen herunterfallen, weil ich mich mal wieder mit Temazepam zugedröhnt habe– aber einen Kreislaufkollaps habe ich noch nie gehabt.
Ich freue mich jetzt schon auf das erste Mal.
Nasenflüssigkeiten
Da wären wir also bei dem angekündigten Thema angekommen– bei der laufenden Nase. A ls ich jung war, habe ich fast nie ein Taschentuch gebraucht. W oher der ungewöhnliche Fluss auf einmal kommt? Ich glaube, ich weiß jetzt die A ntwort. Erinnern Sie sich noch an diese Comics, Georgies Germs genannt, was übersetzt so viel heißt wie » Bens Bazillen«. In seinem Körper waren überall diese kleinen Kobolde, die sein Herz mit einem Blasebalg am Laufen hielten, die rote Flecken aus seiner Haut rausklopften, wenn er die Masern hatte, und die irgendwo Schießpulver einfüllten, wenn er ordentlich niesen sollte.
Glauben Sie, dass die immer noch da sind? Und dafür sorgen, dass unsere Nasen mit zunehmendem A lter immer stärker laufen? Die diese Flüssigkeiten ausgerechnet in den peinlichsten Momenten fließen lassen, zum Beispiel, wenn wir uns mit einer Umarmung von unserer Gastgeberin verabschieden?
Als ich mich neulich auf dem Land verfahren habe, hielt ich bei einem Farmhaus an. Der alte Farmer streckte den Kopf aus dem Fenster. A n seiner Nasenspitze hing zitternd ein dicker Tropfen, und während er mir den W eg erklärte ( » Erst mal links, dann rechts, dann um den Kreisverkehr « ), fixierte ich wie hypnotisiert diesen Tropfen und betete, dass er nicht in meinen W agen fallen möge. Oder auf mein Gesicht. Und dort mit meinem dicken Tropfen zusammenlaufen.
Haut
Mit der Haut passieren komische Dinge, wenn man alt wird. A uf einmal sind da zum Beispiel die berühmten Leberflecken auf dem Handrücken. Meine Hände sehen mittlerweile aus wie die Hände meiner Großmutter. Manchmal schaue ich sie an, und es schaudert mich regelrecht, wenn ich dort an meinen Handgelenken die Hände meiner Großmutter sehe.
Zu den Leberflecken kommt noch die Haarproblematik dazu– die Haare werden immer spärlicher , außer in der Nase, an den A ugenbrauen und manchmal auch am Kinn. Ich selbst zum Beispiel habe so ein komisches schwarzes Haar am Kinn, das immer wieder nachwächst, wie das Haar am Kinn einer Hexe. Und dann kriegt man überall diese feinen roten Äderchen. W enn man Glück hat. W enn man Pech hat, schaut man eines Tages an sich herab, und dort winden sich dicke rote Schlangen– die lieben Krampfadern. Sollte ich je eine an mir entdecken, lasse ich sie mir sofort entfernen, herzlichen Dank auch.
Hier übrigens noch zwei nette Sachen, die sich mit A ltershaut anstellen lassen: Die kleinen Hautschuppen, die sich überall bilden, kann man mit einer Schere abschnippeln– sehr unterhaltsam. Und sich überall in den Oberarm kneifen, das sieht aus wie ein Tortenguss, der Spitzen wirft. Überraschend befriedigend. A ußer vielleicht für Ihre Mitmenschen.
Untersuchungen
Ich liebe ärztliche Untersuchungen. Jetzt, wo kein Mann mehr da ist, um sich regelmäßig meinem Körper zu widmen, gönne ich mir von Zeit zu Zeit eine schöne halbe Stunde in einem bequemen Sessel, neben mir einen attraktiven Krankenpfleger– vorzugsweise aus Sri Lanka–, der mir lächelnd Blut abzapft. Oder ich entspanne mich beim Ganzkörperröntgen in diesem Tunnel, über und um mich herum nur das beruhigende Brummen des monströsen A pparats.
Auf die Herzuntersuchung neulich war ich dagegen nicht ganz so scharf (Sie erinnern sich: Ich fürchtete eine Herzkrankheit zu haben, dabei war’s nur die blöde Speiseröhrenklappe.), aber am Ende war auch das ein großer Spaß.
» Wie viel Sport treiben Sie?«, fragte mich der A rzt.
» Gar keinen«, entgegnete ich
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