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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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sich über die wundervollen V eränderungen zu freuen, die unser Gedächtnis im A lter erfährt, raufen sich diese ältlichen Kassandras die Haare und beweinen die Tatsache, dass sie sich nicht mehr an den Titel eines Films erinnern können, der ohnehin vollkommen unwichtig ist.
    » Dieser Film, du weißt schon, wo dieses Flugzeug drin vorkam. › British‹ irgendwas. Oder war’s › English‹… mit diesem Schauspieler… Ralph… Sein Nachname fängt mit › F‹ an, glaube ich. Der Titel besteht aus zwei W orten… Gott, wie hieß er noch gleich? Ralph Harris? Nein, das ist dieser Sänger… Klingt wie ›Der Dum -dum Dum -dum‹…«
    Dumm ist gut. Solche Leute können einem mit ihren mentalen A ussetzern stundenlang in den Ohren liegen; sie geben keine Ruhe, bevor sie nicht alle Schubladen in ihrem Gedächtnis rausgezogen und vor unseren A ugen entleert haben.
    Es ist für sie völlig unerheblich, ob du dazu sagst: » Nichts könnte mich weniger interessieren. Ich kann mich nicht an den Filmtitel erinnern, weil er, offen gesagt, einfach unwichtig war. A ber ich weiß, welchen Film du meinst… also erzähl jetzt endlich weiter!«
    Wenn sie dann endlich aufgeben– mit einem beschämten Grinsen–, sagen sie: » Ach, wir verlieren alle unser Gedächtnis… ein typischer Seniorenmoment!« (Oder, wie es eine Freundin von mir ausdrückte: » Blackout. Totaler Stromausfall.«)
    Aber etwas zu vergessen bedeutet an sich noch gar nichts. Man hat eben einfach mal was vergessen. A ls Schulkind habe ich zum Beispiel öfters mein Federmäppchen zuhause liegen lassen. Offen gestanden hatte ich noch nie ein besonders gutes Gedächtnis. Da gibt’s also nicht viel zu verlieren. A ls ich vierzehn war, hatte ich nicht selten beim Betreten eines Raums schon wieder vergessen, weshalb ich eigentlich hergekommen war. Und zweifellos bin ich bereits mit zwei Jahren die Treppe raufgewankt und hatte, als ich oben ankam, total vergessen, dass ich eigentlich meinen Teddy suchte.
    Wenn ich damals vergaß, wann die Schlacht bei Hastings stattfand, habe ich meinen Mitschülern nicht irgendwas von wegen Gedächtnisschwund vorgejammert, sondern einfach gesagt, wie jeder normale Mensch: » Ich hab’s vergessen.« (Im Übrigen kann ich es nicht ausstehen, mit anderen senilen Tattergreisen in einen Topf geworfen zu werden. Ich hasse es, wenn ältere– oder auch jüngere– Bekannte einen Satz mit den W orten beginnen: » In unserem A lter«. Ich habe dann immer gute Lust, ihnen die Nase umzudrehen und zu sagen: » Bedaure, aber könnten Sie das vielleicht ein wenig anders formulieren?«)
    Das Gedächtnis funktioniert in einem Dreischritt: A kquirieren, Lagern und A brufen. Diese Prozesse können mit zunehmendem A lter je nach Person variieren. Das, was uns Oldies am meisten Sorgen macht, ist offenbar das A brufen. Das Leben entwickelt sich mit jedem Jahr mehr zu einer A rt Mission, mit nur einem einzigen Ziel: V erlorenes oder V ergessenes wiederzufinden. » Wo hab ich bloß meine Brille hingelegt?«, » Wo ist meine Handtasche?«, » Was ist aus dem letzten Keks geworden? Ich bin sicher, dass ich ihn noch nicht gegessen habe, mir läuft ja jetzt noch das W asser im Mund zusammen.«
    Krampfhaft versuchen wir uns an irgendwelche Bücher oder Schauspieler zu erinnern oder auch an die Namen von engen Freunden. Es kommt einem vor, als würde man in einem uralten, verstaubten Karteikasten wühlen, mit fransigen, eselsohrigen Karten, während die jungen Leute mühelos wie ein brandneuer Computer durch ihre Gedächtnisbanken zu surfen scheinen.
    (Ich vergesse andauernd, wo ich irgendwas hingelegt habe, und das ärgert mich mittlerweile so sehr, dass ich bereits überlegt habe, mir einen kleinen Kassettenrecorder um den Hals zu hängen, dann bräuchte ich nur noch auf einen Knopf zu drücken und er würde Dinge sagen wie: » Menschenskind, wo ist meine Handtasche?« oder » Wo habe ich jetzt schon wieder meine Brille hingelegt?«, » Hat jemand mein Handy gesehen?« A uf diese W eise könnte ich mir jede Menge A tem sparen. A ber ein Gutes hat es doch: Ich muss bei diesen Suchaktionen so oft die Treppe rauf- und runterlaufen, dass ich mir das Fitnessstudio sparen kann.)
    Aber Hand aufs Herz: Ist das alles wirklich so wichtig?
    Cathryn Jakobson Ramin, die ein Buch mit dem schlagfertigen Titel Der Dingsda aus Dingenskirchen – Die großen und kleinen Gedächtnislücken ab 40 schrieb, hat sich auf eine Odyssee begeben mit dem Ziel, ihrem Gedächtnis

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