Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
Sicherheit!« oder » Man weiß ja nie!«
Ich habe sogar von Oldies gehört, die immer einen Badewannengriff dabeihaben, der sich offenbar problemlos an fremden Fliesen festsaugt. A us A ngst, womöglich nicht mehr aus der unheimischen Badewanne rauszukommen. A propos Badewanne: Wann haben Sie sich ihre erste Gummimatte gekauft? In meiner W anne liegt eine schöne blaue, mit Delfinen und Seesternen.
Neulich hatte ich meinen Enkelsohn zu Besuch, und zu seinem– und meinem– Entsetzen schlug er die Matte zurück und entdeckte darunter einen ekligen schwarzen Schleim. (Erinnert mich an früher, als ich mal bei meiner Oma war und in einer Pfanne schimmelige Rühreireste entdeckte. Mir ist schlecht geworden.) Es scheint also durchaus ratsam, gelegentlich unter den Teppich zu schauen…
Gleichgewicht
Ich weiß wirklich nicht, wieso man im A lter leichter das Gleichgewicht verliert als in der Jugend. A ber so ist es leider– außer Sie stellen sich wie ich jeden Morgen minutenlang wie ein Flamingo auf ein Bein. Ohne Training könnten Sie auf der Straße leicht ins Stolpern kommen und riskieren, sich eine hilfreiche Hand einzufangen. W enn es eine männliche Hand ist, wird sie Sie wahrscheinlich fest am Oberarm packen und wie einen Einkaufswagen mit Linksdrall über die Straße bugsieren, ob Sie wollen oder nicht.
Schlaf
Stichwort: Mittagsschläfchen. Selbst mir ist es zur lieben Gewohnheit geworden. Mittlerweile lege ich mich sofort hin, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Ich kann zwar nachts sofort einschlafen, aber oft wache ich um vier Uhr morgens auf, wälze mich von einer Seite auf die andere und frage mich, warum ich überhaupt auf der W elt bin, was das ganze Leben für einen Sinn hat und ob der Tod wirklich so friedlich sein wird, wie ich immer behaupte. Früher habe ich dann das Radio angestellt und mich von Reportagen über V olkstanzgruppen und Spitzenklöppeln im Kongo trösten lassen, doch dieser Tage bekommt man eher was über Kindesentführung in China oder Kindersoldaten in A frika zu hören, die ihren A IDS-kranken Müttern zwangsweise die Klitoris entfernen– nicht gerade beruhigende Kost. Nein, das Radio ist auch nicht mehr das, was es mal war. Manchmal hilft es, einen P. G. W odehouse zu lesen, aber gewöhnlich nehme ich einfach eine viertel Temazepam (ich sage nur: gebührenfrei!) und lasse mich ins Koma fallen.
Wäre es nicht eine gute Idee, einen von diesen alten Fahrplänen zu haben, die es früher in der Pariser Metro gab, wo man auf einen Knopf drückte und sofort mehrere Punkte aufleuchteten? In unserem Fall würden die leuchtenden Punkte aber keine Haltestellen anzeigen, sondern Freunde, die sich ebenfalls schlaflos und voller Sorgen herumwälzen. Mit einem solchen Ding könnte man sich dann gegenseitig anrufen und einen tröstlichen Schwatz bis zum Morgengrauen halten.
Da es etwas Derartiges leider nicht gibt, habe ich mir gelegentlich selbst einen Zettel geschrieben, ein großes Blatt, auf das ich mit dickem schwarzen Filzstift folgende W orte schrieb: » Virginia! Es ist mitten in der Nacht! Hör auf, dir Sorgen zu machen! Morgen sieht alles ganz anders aus!«, und das ich auf mein Nachtkästchen legte. W enn ich dann einmal wieder aufwache und das lese, fühle ich mich beruhigt.
Arthritis und Beweglichkeit
Wenn ich morgens aufstehe, sind meine Gelenke so steif, dass ich förmlich ins Bad humple. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich eine schlaflose Nacht hinter mir habe und mich rastlos im Bett herumgewälzt habe– ich bin allmorgendlich vollkommen steif. Nur ein gutes Frühstück und ein heißes Bad können mich einigermaßen auflockern. Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Fitnessstudios. Da fällt mir immer dieser W itz ein: » Ich fühlte mich alt und schlapp und beschloss daher, einen A erobic-Kurs mitzumachen. Ich habe mich gestreckt und gedehnt, verrenkt und verzerrt, bin auf und ab gehüpft, hab eine Stunde lang geschwitzt. A ber als ich meinen Gymnastikanzug endlich anhatte, war der Unterricht schon vorbei.«
Kürzlich habe ich mir einen Gehstock gekauft. Ich! Einen Stock ! Ich habe in den Sechzigern eine Rock-Kolumne für die Daily Mail geschrieben und durfte dafür Stars wie Mick Jagger und die Beatles interviewen und unseren Lesern erklären, warum ich so kurze Röcke trug. Kurz und gut, ich war die allgemein anerkannte Expertin in allen »Jugendfragen«. Jetzt ruft man mich nur noch an, wenn man meine Meinung über A lzheimer hören will, über
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