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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beleidigtes Gesicht, zog die Hand aber gehorsam zurück und sah sich nachdenklich um. »Was soll das hier sein? Lauter Kinderspielzeug?«
    Corleanis’ Rückkehr bewahrte ihn davor, antworten zu müssen. Er kam nicht allein. In seiner Begleitung befand sich ein Mann in einfacher, aber tadellos gepflegter Kleidung, der fast so groß war wie Abu Dun – wenn auch nicht annähernd so massig – und tatsächlich die Hände eines Schmiedes hatte, was Andrej im ersten Moment überraschte. Dann musste er lächeln. Was hatte er erwartet? Einen Zwerg mit Spinnenfingern?
    Corleanis stellte Abu Dun und ihn knapp vor und wies dann auf seinen Begleiter, den er Cosimo nannte, ohne seinen Nachnamen zu nennen. Der Angesprochene nickte knapp und nach einem fast unmerklichen Zögern, das Andrej verriet, dass das nicht sein richtiger Name war. Beinahe desinteressiert musterte er Andrej, wandte sich dann an Abu Dun und feixte breit, als er dessen eiserne Hand sah.
    »In der Tat«, sagte er amüsiert. »Mein Freund Don Corleanis hat nicht übertrieben.«
    »Dein Freund?« Abu Dun sah stirnrunzelnd auf Don Corleanis hinab. »Ich dachte, er wäre dein Neffe?«
    »Schließt das eine das andere etwa aus?«, fragte Corleanis treuherzig. »Wir sind alle gute Freunde in unserer Familie.«
    »Ach ja?«, grollte Abu Dun.
    Auf einen entsprechenden Wink Cosimos hin nahm der Nubier auf einem von nur zwei Stühlen Platz. Der Römer zog sich den zweiten Schemel heran, ließ sich darauf nieder und begann ohne ein Wort der Erklärung, die Schnallen und Lederriemen zu lösen, mit denen die künstliche Hand an Abu Duns Armstumpf befestigt war. Andrej war erstaunt, als er sah, wie geschickt die so grob aussehenden Schmiedehände des Mannes waren, und wie fast schon zärtlich er Abu Duns Arm behandelte.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Cosimo. »Wie es der Zufall will, habe ich etwas da, was dir aus deiner misslichen Lage helfen könnte.«
    »Zufälle gibt es«, sagte Abu Dun spröde. »Genau wie Unfälle.«
    Cosimo runzelte die Stirn, aber er verzichtete auch jetzt wohlweislich auf eine Antwort, sondern besah sich noch einmal eingehend Abu Duns Armstumpf und bedeutete ihm dann mit einer wortlosen Geste, den Oberkörper freizumachen. Als Abu Dun gehorchte, sah Andrej in Cosimos Gesicht das, was er erwartet hatte. Fast jeder reagierte überrascht, wenn er Abu Dun ohne Mantel und Hemd sah, denn die enorme Masse des nubischen Riesen verleitete nur zu leicht dazu, ihn für fett zu halten, dabei bestanden die vier Zentner des Nubiers fast nur aus Muskeln und Sehnen.
    »Du hast dich gut gehalten«, sagte Cosimo.
    »Für einen Schwarzen?«
    »Für einen Krieger«, antwortete Cosimo gelassen. »Du hast nicht eine einzige Narbe.«
    »Ich könnte dir erklären, wie das kommt«, sagte Abu Dun. Andrej hielt erschrocken die Luft an. Cosimo nickte. »Ich habe nie jemanden nahe genug an mich herankommen lassen, um mir eine Narbe zu schlagen.«
    »Bis auf ein einziges Mal.«
    »Bis auf ein einziges Mal«, bestätigte Abu Dun.
    Cosimo betrachtete seinen muskelbepackten Oberkörper eine ganze Weile sehr aufmerksam, erhob sich schließlich von seinem Stuhl und trat dann hinter ihn, um seinen Nacken und den nicht minder beeindruckenden Bizeps zu betasten.
    »Ich hoffe, du hast einen guten Grund für das, was du da tust«, sagte Abu Dun.
    »Ich habe für alles, was ich tue, einen guten Grund«, antwortete Cosimo, ohne innezuhalten, und begann nun, Abu Duns Arm- und Nackenmuskeln mit den Fingerspitzen zu kneifen – nicht besonders sanft, dem gelegentlichen Zucken von Abu Duns Mundwinkeln nach zu schließen. »Die Frage ist, ob du es genauso siehst.«
    »Übertreib es nicht«, sagte Abu Dun.
    »Das werde ich müssen, wenn ich gute Arbeit abliefern soll«, erwiderte Cosimo und kniff ihn nur noch derber in den Hals. »Du willst doch gute Arbeit von mir, oder?«
    »Das kommt ganz darauf an, was du darunter verstehst«, sagte Andrej schnell an Abu Duns Stelle, bevor dieser etwas sagen konnte, das Cosimo nicht gefallen hätte.
    »Dein Freund möchte eine neue Hand, oder?«, fragte Cosimo. Er trat einen Schritt zurück, um Abu Dun ausgiebig und von Kopf bis Fuß zu mustern. »Ich denke, da kann ich helfen.«
    »Du machst Hände von Beruf?«, fragte Andrej.
    Cosimo lachte, legte die flache Hand auf Abu Duns rechten Oberarm und machte ein Gesicht, für das allein Abu Dun ihm vermutlich die Zähne eingeschlagen hätte, hätte er es gesehen.
    »Ich bin Schlosser«, sagte er.

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