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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder heraus, und das sogar, ohne eine Spur aus Leichen zu hinterlassen.
    Ali schüttelte so empört den Kopf, als hätte er den Gedanken laut ausgesprochen. »Das kommt nicht infrage«, antwortete er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Dort ist heiliger Boden. Dein ungläubiger Freund wird ihn nicht mit seiner Anwesenheit besudeln!«
    »Und dabei hätte ich geschworen, dass es in den Verliesen von solchen wie mir nur so wimmelt«, spottete Abu Dun.
    Ali ignorierte ihn. »Meine Männer und ich erledigen das.« Er deutete auf Andrej. »Du kannst uns begleiten, aber dein Freund würde zu viel Aufsehen erregen.«
    »Wer gibt dir die Gewissheit, dass ich nicht auch ein Ungläubiger bin?«, fragte Andrej.
    »Niemand«, erwiderte Ali. »Aber du bist wenigstens weiß.«
    Aus dem Mund eines Arabers, fand Andrej, war das ein sonderbares Argument, doch Ali machte bereits eine energische Geste, mit der er das Thema endgültig beendete, und maß Abu Dun mit einem nachdenklichen Blick. »Und wir brauchen jemanden, der uns den Rücken deckt«, fuhr er unerwartet versöhnlich fort, »für den Fall, dass irgendetwas Unvorhergesehenes geschieht. Du und die Männer des Schmugglers warten hier und sorgen dafür, dass wir keine unangenehme Überraschung erleben. In einer halben Stunde ist dort drüben Wachablösung. Bis dahin müssen wir zurück sein. Ihr achtete darauf, dass uns niemand überrascht.«
    »Ach ja, tun wir das?«, fragte Abu Dun. »Und wer genau hat dir noch einmal das Kommando erteilt?«
    »Wenn wir in zwanzig Minuten nicht zurück sind, dann stürmt ihr die Festung«, sagte Ali und setzte sich unverzüglich in Bewegung, noch bevor Abu Dun noch einmal widersprechen konnte
    Der Weg über die Engelsbrücke war nicht weit, aber er kam Andrej schier endlos vor. Mit jedem Schritt, den sie sich dem trutzigen Rundbau am anderen Ufer des Tiber näherten, erschien er ihm größer und bedrohlicher, und die Blicke der gewaltigen Engelsstatuen, die die Brücke säumten und der sie ihren Namen verdankte, finsterer, so, als ahnten die steinernen Wächter, warum sie gekommen waren und träfen bereits entsprechende Vorkehrungen. Ihm war, als würde die Armee der marmornen Racheengel, an denen sie vorbeikamen, die Flügel spreizen und die Köpfe drehen, um ihnen hinterherzustarren. War es nicht ein aussichtsloses Unterfangen, eine Festung erstürmen zu wollen, die zum Schutze des mächtigsten Mannes der Christenheit gebaut worden war?
    »Du sagst nichts«, raunte ihm Ali zu, während sie sich dem Castel näherten. Sie gingen jetzt in zwei Gruppen, Ali, er selbst und ein weiterer Mann vornweg, die anderen Assassinen in einigen Schritten Abstand. »Überlass mir das Reden. Und tu ganz genau, was ich dir sage.«
    Andrej nickte zwar, auch wenn ihm Alis Kommandoton ebenso wenig gefiel wie eben Abu Dun.
    Sie traten von der Brücke herunter und betraten das letzte Stück bis zum Tor. Andrej musste nicht hinter sich sehen, um zu wissen, dass die anderen Männer sich ihnen nicht anschlossen, sondern ihren Weg scheinbar beiläufig und im Schlendergang fortsetzten. Dennoch richtete sich einer der beiden Posten vor dem Tor etwas gerader auf und beobachtete sie wachsam, während der Zweite seine Aufmerksamkeit ganz den drei Fremden zuwandte, die sich ihm näherten. Eine wichtige Beobachtung, wie Andrej fand. Diese Männer mit ihren altmodischen Bronzehelmen, altertümlichen Hellebarden und blau-gelb gestreiften Uniformen mochten lächerlich wirken, doch sie wussten, was sie taten.
    »Bleibt stehen«, sagte der Soldat, nicht einmal unfreundlich, aber in sehr entschlossenem Ton. »Das ist nicht …«
    Ali schlug mit einer beidhändigen Bewegung die Kapuze zurück, und die Augen des Postens wurden groß. »Camerlengo …?«
    Es ging so schnell, dass Andrej nicht einmal genau sah, was geschah. Geschliffener Stahl blitzte zwischen Alis Fingern auf und zuckte vor und nach oben, und noch bevor die Fontäne aus hellrotem Blut aus der durchschnittenen Kehle des Mannes spritzte, machte Alis anderer Arm eine Bewegung aus dem Handgelenk, und etwas Dunkles und Winziges mit tödlichen Spitzen sprang den zweiten Gardisten an und grub sich in das weiche Fleisch unter seinem Kinn. Bevor er zusammenbrechen konnte, sprang einer der Assassinen hinzu, fing ihn auf und griff nach der Hellebarde, damit sie nicht verräterisch klappernd zu Boden fallen konnte. Ali verfuhr auf dieselbe Weise mit dem Mann, den er getötet hatte, und Andrej blieb nichts anderes zu

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