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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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du mir?«
    »Natürlich«, antwortete Ayla, »aber warum willst …?«
    Ihre Zeit hätte nicht ausgereicht, sie aussprechen zu lassen. Ihre Verfolger waren auf wenige Schritte heran. Andrej nahm Ayla auf den Arm, stieß sich mit aller Kraft ab und sprang.

Kapitel 10
    Abu Dun hob seinen Becher. »Also, nur, damit ich das auch richtig verstehe und du nicht hinterher wieder behauptest, ich hätte nicht zugehört oder mir das alles nur ausgedacht oder vollkommen falsch verstanden, weil ich ja nur ein dummer Mohr bin.« Abu Dun nahm einen Schluck Bier und behielt ihn einen Moment im Mund, wie den kostbarsten Wein, was ihn zumindest für den Augenblick davon abhielt, weiterzureden. Scheinbar versonnen betrachtete er den groben Becher und zuckte dann die Achseln, woraufhin sich seine Finger mit einem Ruck zur Faust schlossen und das Trinkgefäß zermalmten. Tonsplitter und Bier spritzten in alle Richtungen. Unbeeindruckt fuhr Abu Dun fort: »Ihr seid gewaltsam in die Fluchtburg des Vatikans eingedrungen und habt die komplette Wache des Papstes erschlagen, der von seinen eigenen Männern gefangen gehalten wurde, die ihn sonderbarerweise aber nicht erkannt zu haben scheinen. Was ja möglicherweise daran gelegen hat, dass er eigentlich tot ist, und ihr Christen da ja eure eigene sonderbare Vorstellung vom Tod und der Auferstehung des Fleisches und alledem habt.«
    »Ich bin kein Christ«, sagte Andrej, ohne große Hoffnung, dass Abu Dun ihn hörte. Das tat er auch nicht.
    »Damit es ein bisschen spannender bleibt, habt ihr sie bis auf den letzten Mann erschlagen, der uns vielleicht die eine oder andere Frage hätte beantworten können«, fuhr er fort und hob zugleich die gesunde Hand, um den Wirt hinter seiner Theke hervorzuwinken. »Hasan hat auch nicht viel gesagt, obwohl seine eigene Leibwache so grob mit ihm umgesprungen ist wie mit einem gemeinen Gefangenen. Männer, die geschworen haben, ihn mit ihrem Leben zu verteidigen, nebenbei bemerkt. Dann hast du sie allein gehen lassen und dich auf die Suche nach dem Mädchen gemacht, wobei du einen Mann im Rock eines Kardinals gesehen hast, der bei Aylas Anblick fast zu Tode erschrocken ist. Um möglichst wenig aufzufallen, hast du noch ein paar seiner Männer erschlagen, dir das Mädchen geschnappt und bist anschließend mit ihr auf dem Arm vom Dach einer hundert Fuß hohen Festung geflogen.«
    »Gesprungen«, verbesserte ihn Andrej. »Ich bin gesprungen.«
    »Hundert Fuß tief. Und über eine dreißig Fuß breite Straße. Direkt in den Fluss.« Abu Dun nickte gewichtig. »Ja, es war wirklich weise von euch, mich nicht mitzunehmen. Jemand wie ich hätte ja glattweg auffallen können.«
    Andrej starrte ihn finster an und war fast froh, dass in diesem Moment der Wirt kam und einen frischen Becher Bier brachte … oder wenigstens einen anderen. Er war nur halb voll und hatte bereits einen Sprung, aus dem es nass auf den Boden tropfte. »Das ist jetzt der Dritte«, sagte er übellaunig. »Wenn du den auch noch mutwillig zerstörst, dann bringe ich dir einen Eimer.«
    »Aber ich bitte dich, mein Freund«, mischte sich eine krächzende Stimme vom Nebentisch aus ein. »Der Conte del Delãny und sein Freund sind meine Gäste. Also behandele sie mit demselben Respekt, den du mir selbst entgegenbringen würdest.«
    Andrej ignorierte Corleanis’ Bemerkung geflissentlich. Abu Dun zuckte nur mit der linken Schulter, ließ seine eiserne Hand damit aufschnappen wie eine fünfbeinige Spinne, die sich zum Angriff bereitmachte, und grummelte: »Der Freund des
Conte del Delãny
hat einen Namen, Fettsack.«
    Nachdem er dem Wirt den Becher aus der Hand gerissen (und ihm damit einen weiteren Sprung beigebracht) und einen großen Schluck genommen hatte, fuhr er an Andrej gewandt fort: »Ein wirklich großartiger Plan, Massa. Ihr solltet in Zukunft immer auf Alis Ratschläge hören.«
    Der Wirt starrte Abu Dun finster an und entblödete sich nicht, die Hand vors Gesicht zu heben und so zu tun, als müsse er seine Finger nachzählen, bevor er etwas Unverständliches grummelte und sich trollte.
    Andrej antwortete erst, als sich der Wirt wieder entfernt hatte. Er wechselte in einen arabischen Dialekt. »Du hast ja recht, aber …«
    »Das gibst du zu?« Abu Dun spielte den Überraschten und sprach unverdrossen weiter Italienisch.
    »Hör mit den Albernheiten auf«, sagte Andrej streng. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. Obwohl seine Kleider schon auf dem Weg zurück ins Gasthaus wieder getrocknet

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