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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Sekunde auf die andere brannte die Luft vor Leidenschaft. Ich saugte an ihrer Zunge, presste meinen Mund auf ihren und klammerte mich an sie wie an eine Rettungsleine. Sie fasste mir ins Haar, rieb ihren Körper gegen meinen und stöhnte leise. Mein Schwanz wurde hart. Ohne ihre Lippen freizugeben, presste ich mich zwischen ihre Beine. Sie spreizte sie, zog mich näher, griff nach unten und setzte mich an. Ich zögerte, sie war noch nicht richtig nass.
    »Komm«, flüsterte sie rau.
    Ihre Augen funkelten. Sie zog mich näher. Ich drang mit Gewalt in sie. Es tat weh. Es tat gut. Wir stießen uns so hart wir konnten, küssten, leckten, bissen, kratzten und stöhnten. Es ging um jetzt oder nie, um alles oder nichts. Um Leben oder Tod. Wir fickten, als sei es der letzte Ausweg, undflüsterten raue nackte Worte. Das Zimmer roch nach Verzweiflung, doch nach und nach hörten wir auf zu sprechen. Hörten auf zu kratzen. Bewegten uns langsamer. Begannen uns zu sehen.
    Ich legte meine Hände auf Neles Wangen.
    »Ich will Kinder mit dir«, flüsterte ich.
    Sie blinzelte.
    »Viele«, sagte ich. »Und sie sollen alle so werden wie du.« Ihre Augen füllten sich. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich hielt sie in den Armen, stieß langsam in sie. Es fühlte sich an, als würde sich ein Kreis schließen.
    Als Nele in meinen Armen kam und meinen Namen sagte, war es das Intensivste, was ich jemals empfunden hatte. Ich fühlte jeden Nervin meinem Körper. Ich spürte ihren Blick wie Berührungen und sah die feinen Linien der Liebe, die von ihr ausgingen und mit mir verbunden waren. In diesem Moment wusste ich, dass ich lieber sterben würde, als diese Linien in irgendeiner Form zu beschädigen.
    Danach lagen wir wie gefallen da. Gesättigt. Übersättigt. Ich war unfähig, mich zu bewegen. Völlig verausgabt. Strom im Raum. Jede Berührung zu viel. Ich konnte gerade noch ihre Hand halten.
    Bald wurden ihre Atemzüge ruhig und regelmäßig. Während ich zuhörte, wie sie einschlief, spürte ich jeden Herzschlag. Ihren. Meinen. Ihren. Meinen. Unseren. Ihren. Meinen. Ihren. Meinen. Manchmal schlugen unsere Herzen ein paar Schläge synchron. Dann wurden sie wieder asynchron. Loslassen. Warten. Wiedersehen.
    Ich schloss die Augen. Bilder blitzten auf. Die Glatze. Momo. Tarzan. Rokko am Steuer. Telly im Klo. Mein halb nacktes Mädchen im Müllsack. Nissen im Garten. Mor. Neles Mutter. Mein Vater. Hans. Ich fühlte mich, als würde ich einen Film über mein Leben sehen. Leider hatte jemand anderes die Fernbedienung. Die Bilder sprangen vor und zurück. Gefühle und Fragen jagten herum, doch eine Sacheflackerte immer wieder auf. Klarheit. Wahrheit. Vielleicht musste man Kinder schützen, aber irgendwann hatte jeder ein Recht auf die ganze und reine Wahrheit. Nichts konnte schlimmer sein als die dauerhafte Ahnung, dass man etwas Wichtiges über sein Leben nicht wusste. Irgendwann sollte man Bescheid wissen, um ein Leben in Frieden und Harmonie leben zu können.
    Ich öffnete die Augen. Der Mond war ein Stück gewandert. Neles Atemzüge kamen tief und regelmäßig. Ich fühlte mit klarer Gewissheit, dass ich sie an diesem Tag zum letzten Mal in meinem Leben angelogen hatte. Ich würde ihr nie wieder etwas Wichtiges verschweigen. Ich wollte sie nie anlügen und nie von ihr belogen werden müssen. Morgen würde ich ihr alles erzählen, doch vorher gab es eine Sache zu klären. Ich rollte mich aus dem Bett und rutschte auf etwas Glattem aus. Ich konnte mich gerade noch an der Wand abfangen. Nele atmete ruhig weiter. Ich suchte den Boden ab und sah, dass ich auf die Fotos getreten war. Ich schob sie wieder zusammen, schlüpfte in eine Hose, öffnete die Tür und schnalzte leise. Nach wenigen Augenblicken hörte ich Novembers Decke unten in der Küche rascheln. Er kam die Treppe hochgetapst, steckte seine Schnauze neugierig ins Zimmer und sah mich erwartungsvoll an. Ich winkte ihn ins Schlafzimmer und gab ihm den Befehl, ins Bett zu hüpfen. Er ließ sich nicht zweimal bitten. Als er sich neben Nele ausgebreitet hatte, schaute er mich an, als ob noch was käme. Aber da kam nichts. Ich gab ihm das Zeichen, liegen zu bleiben, nahm meine Kleidung und zog die Tür leise ins Schloss.
    Die Küche war leer. Im Wohnzimmer flimmerte die Kiste. Während ich mich in der Küche anzog, spuckte mein Handy Freizeichen aus.
    Als Rokko endlich ranging, klang er ziemlich zufrieden mit sich und der Welt. Der Hintergrundkulisse nach befand er sich im

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