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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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schlechtes Gewissen. Du weißt es, und ichweiß es. Entweder du erzählst mir jetzt die verfluchte Wahrheit, oder ich rufe Hundt an und verrate ihm, dass du seit Jahren Stammgast im Roten Haus bist und die Prostituierten vor seinen Razzien warnst.«
    Sofort wich alles Kämpferische aus seinem Blick. Er sah mich mit großen Augen an.
    »Das würdest du nicht tun.«
    »Rokko«, sagte ich, ohne Telly aus den Augen zu lassen, »hast du Hundts Nummer in deinem Handy?«
    »Klar doch.«
    »Meinst du, der ist noch wach?«
    »Der schläft doch nie.«
    »Ruf ihn an und sag ihm, dass wir hier einen Spitzel haben, der Dienstgeheimnisse gegen sexuelle Dienstleistungen tauscht.«
    Ich hörte, wie Rokkos Klamotten hinter mir raschelten. Telly sah mich entsetzt an.
    »Hey, Paul, was soll das? Wir sind doch Kollegen.«
    »Deswegen find ich es ja scheiße, dass du mich anlügst.«
    Er sah zu Boden und schwieg. Ich warf Rokko einen Blick zu.
    »Ruf an.«
    »Nein, warte«, sagte Telly, ohne den Kopf zu heben.
    Ich wartete darauf, das Telly weitersprach. Gerade, als ich Druck ausüben wollte, begann er, leise zu sprechen.
    »Ihr kennt das ja, wenn man zu einem Unfallort gerufen wird und das Gefühl hat, dass irgendwas nicht stimmt.«
    »Und?«
    »Ich schob es damals auf die Situation, ich meine, ich kam gerade aus dem Bett, und Frau Reichenberger war eine wirklich nette Frau, und da lag sie tot auf der Treppe.«
    »Jaja. Und?«
    »Na ja, es wirkte irgendwie gestellt.«
    Ich starrte ihn an.
    »Wie meinst du das?«
    Er zog die Schultern hoch. Seine Augen huschten über den Teppich bis zur gegenüberliegenden Wand und blieben dort haften.
    »War nur so ein Gefühl, aber das ist mir auch erst richtig aufgefallen, als ich von dem Anruf erfuhr.«
    »Was denn für’n Anruf, verflucht noch mal?!«
    Er sah mich erschrocken an, als ihm klar wurde, dass er mir eine völlig neue Information gegeben hatte. Ich rutschte näher.
    »Telly, mach’s Maul auf, oder ich schwör dir …«
    Meine Stimme versagte.
    »Sie hat den Notruf gewählt.«
    »Scheiße! Eben hast du behauptet, dass er dich zu Hause angerufen …« Ich verstummte, als mir aufging, dass Telly sie gesagt hatte. »Neles Mutter?«
    Er nickte bedächtig und wich meinem Blick aus. Mein Herz schlug heftiger. Gleich würde es mir aus der Brust fallen. Eine Frau wählt den Notruf, und wenig später hat sie einen Unfall. Solche Zufälle gab es einfach nicht. Szenarien schossen mir durch den Kopf, doch keine meiner Schlussfolgerungen war möglich, außer … Aber das konnte nicht sein.
    Rokko kam näher, blieb vor uns stehen und schaute verwirrt zwischen uns hin und her.
    »Scheiße, reden wir hier über Mord, oder was?« Er starrte Telly an. »Alter, hast du einen Mord gedeckelt?«
    Telly ließ den Kopf hängen.
    »Ich hab gar nichts gemacht«, flüsterte er. »Und ihr könnt mir auch nichts. Die haben mich reingelegt damals, aber es ist alles verjährt.«
    »Mord verjährt nicht, du Arsch!«
    Rokko trat noch näher an die Couch. Schlagweite.
    »Rokko«, sagte ich atemlos.
    »Ich habe niemanden ermordet!«, empörte sich Telly. »Ich hab doch nur das Protokoll unterschrieben, das istvielleicht Strafvereitelung im Amt. Das verjährt nach zehn Jahren, ich hab’s von einem Anwalt prüfen lassen.«
    Ich blinzelte mehrmals, um endlich klar zu sehen. Es konnte nicht sein, doch es gab keine andere Erklärung. Hans hatte uns all die Jahre was vorgemacht. Die ganze Zeit war der trauernde Witwer ein Mörder gewesen. Es musste eine Erklärung geben, es musste , denn er hatte Neles Mutter so geliebt, dass er sich nie wieder von ihrem Tod erholt hatte. Er hatte sich nie wieder mit einer anderen Frau eingelassen. Er … Meine Hände schmerzten. Ich zwang mich, sie zu entspannen und meinen Verstand zu benutzen.
    »Ich fass es ja nicht! Du steckst so was von fett in der Scheiße!«, sagte Rokko. Vielleicht erkannte Telly etwas in seinen Augen, denn er hob die Hände und plapperte los.
    »Ich hab nichts getan! Reichenberger war’s! Sie hat versucht, Hilfe zu rufen, dann hat er sie umgebracht und die Treppe runtergeworfen, um einen Unfall vorzutäuschen.«
    Rokko sah mich an. In seinen Augen stand die reine Verwirrung. Wer weiß, was in meinen stand. Er wandte Telly sein Gesicht zu und schob den Kiefer vor.
    »Kannst du das beweisen?«
    »Wenn ich könnte, hätte ich es schon damals getan. Als ich den Unfall aufnahm, wusste ich doch gar nicht, dass Neles Mutter angerufen hatte. Ich hab das doch erst am

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