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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Spuren verwischt. Stevie hat kassiert, und wer weiß, wer noch alles mit drinsteckt. Telly glaube ich auch kein Wort. Es klang zwar eben ganz flüssig, aber er hatte auch verdammt viel Zeit, den Text zu üben.«
    »Das ist jetzt nicht wichtig.«
    Er sah mich entgeistert an. Ich zog mein Handy hervor. Mor ging sofort ran.
    »Hey, alles ruhig?«
    »Sie schläft, ich stricke, und bei dir?«
    »Bin noch mit Rokko unterwegs, ich komme aber jetzt.«
    »Beeil dich, Schatz, ich will ins Bett.«
    Sie küsste in den Hörer und unterbrach die Verbindung. Ich steckte das Handy weg und sah zum Haus rüber. Hinter einem der Fenster bewegte sich eine Gardine.
    »Seit wann ist Mord nicht mehr wichtig?«, knurrte Rokko. Ich sah ihn an.
    »Seitdem nicht alle Opfer tot sind. Neles Mutter ist tot, aber Nele lebt. Wenn wir die Sache falsch anpacken, wird die Geschichte öffentlich, und dann wird alles hundertfach in den Medien durchgekaut. Wie würdest du dich fühlen,wenn du dich wie ’ne Sau durchs Mediendorf jagen lassen müsstest, nur, um Telly oder ein Arschloch wie Stevie zu belasten?«
    »Und was ist mit Koppelmann? Soll der etwa davonkommen?«
    »Ist er schon. Er ist letztes Jahr gestorben.«
    »Scheiße.«
    »Ja, genau, scheiße! Weißt du noch damals auf Streife? Weißt du, wie wir uns aufgeregt haben, wenn sich mal wieder alle auf den Täter gestürzt haben, um dem armen Jungen zu helfen, und dabei das Opfer komplett vergessen wurde? Genau das wird passieren. Für den großen deutschen Schauspieler werden Entschuldigungen gesucht werden, und Nele wird man ihr unstetes Leben vorwerfen. Der Bundesverdienstkreuzträger gegen das durchgeknallte Exmodel. Weißt du, wie das endet?«
    »Ja, aber …«
    »Nichts aber. Unsere Aufgabe ist Opferschutz.« Ich starrte ihm in die Augen. »Siehst du das anders?«
    »Nein, verdammt.«
    »Dann fahr endlich los.«
    Er musterte mich, dann drehte er kopfschüttelnd den Zündschlüssel. Der Motor erwachte mit leisem Brummen. »Vielleicht hat er das Haus ja doch nicht geerbt. Ich überprüfe das morgen.«
    »Mach das.«
    »Wenn er nicht geerbt hat, machen wir ihn fertig.«
    »In Ordnung.«
    »Gut.«
    Er schob den ersten Gang rein. Mein Handy vibrierte. Ich zog es aus der Tasche. Auf dem Display blinkte Tellys Nummer. Ich drückte den Anruf weg. Der GT setzte sich in Bewegung. Ich warf noch einen letzten Blick zum Haus. Telly stand am Fenster und hatte eine Hand gehoben. Für einen Augenblick dachte ich, er wollte auf uns schießen, dannerkannte ich das Telefon in seiner Hand. Mein Handy klingelte wieder. Ich riss es ans Ohr.
    »Wenn du mich noch ein einziges Mal anrufst, komm ich wieder rein!«
    Ich wollte unterbrechen, doch im Hintergrund hörte ich Menschen schreien.
    »Du glaubst es nicht!«, schrie Gernot. »Wir haben sie!!«
    »Wen?«
    »Die Bande!! Sie ist in einem schwarzen Mercedes unterwegs! Die wollen zur A3! Alle Fahrzeuge sind auf der Straße und jagen sie!«
    Adrenalin schoss in meine Adern wie ein Stromschlag.
    »Wo?!«, rief ich.
    Er ratterte Koordinaten runter. Ich schrie Rokko an, und schon waren wir unterwegs. Rokko heizte wie ein Kamikazeflieger durch die Nacht, während ich mich an die Festhaltegriffe klammerte, das Handy ans Ohr presste und live an der Verfolgungskoordination teilnahm. Ich verstand nicht wie, aber Hundt hatte die Bande tatsächlich auf frischer Tat ertappt. Als er ihnen den Fluchtweg verstellt hatte, hatten sie ihn seitlich gerammt und waren durch seine Barrikade gebrochen. Jetzt jagte alles, was Dienst hatte, und noch ein paar Leute mehr hinter ihnen her. Wie es schien, war jeder Polizist des Landkreises auf der Straße, und alle funkten fröhlich durcheinander, ohne Rücksicht auf Funksperren. Hundt war verletzt, und Gernot versuchte, die Sache vom Revier aus zu koordinieren.
    Ich klemmte mir das Handy zwischen die Beine und hielt mich fest. Neben mir grinste Rokko glücklich.
    »Waschtag!«, brüllte er durch das Röhren des Motors. Er nahm seine Hand für eine halbe Sekunde vom Lenkrad, um nach rechts zu zeigen.
    Wir rasten auf eine Kreuzung zu. In der dunklen Nacht sah man deutlich helle Scheinwerfer, die auf der Zubringerstraße auf uns zugerast kamen. Ein einzelnes PaarScheinwerfer, gefolgt von jeder Menge weiterer Scheinwerfer, die jedoch ein ganzes Stück zurücklagen. Mein Blut kochte. Irgendjemand würde heute bezahlen müssen.
    »Mann, die haben ein Höllentempo drauf!«, schrie Rokko. Schon schoss ein schwarzer Mercedes vor uns auf die Fahrbahn

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