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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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und schlingerte über den Asphalt. Für einen Augenblick dachte ich, es würde ihn von der Straße tragen, doch dann fing er sich und beschleunigte. Der Wagen hatte getönte Scheiben. Unmöglich zu erkennen, wie viele drinsaßen.
    Wir folgten mit zwanzig Metern Abstand, und ich versuchte, die Kennzeichen zu erkennen, doch die Kennzeichenbeleuchtung war abgeschaltet.
    »Näher ran!«
    Der GT-Motor brüllte wütend, aber wir kamen nicht näher. Wenn es eine gerade Strecke gewesen wäre, hätten wir eh keine Chance gehabt. Wir blieben nur deswegen dran, weil die Landstraße kurvig war und Rokko den Heimvorteil ausspielte.
    »Mann, der kann fahren!«
    Er klang fast anerkennend. Wir schossen in die Kurven, doch jedes Mal, wenn wir aus der Kurve herauskamen, waren wir kein Stück näher als zuvor.
    »Der Fahrer ist von hier!«, schrie er. »Guck, wie der die Kurven fährt!«
    Das Handy leuchtete zwischen meinen Beinen. Ich griff danach, ohne den Haltegriff loszulassen.
    »Ja!«
    »Seid ihr das da vorne?«, rief Schröder.
    »Ja!«
    »Lasst sie fahren! Drei Kilometer weiter haben wir eine Sperre aufgebaut! Zwei Fahrzeuge stehen quer!«
    »Die werden nicht halten!«
    »Ihr Problem! Hundt will, dass ihr sie fahren lasst, verstanden?!«
    »Verstanden!« Ich ließ das Handy sinken. »Mach langsam! Da vorne kommt eine Straßensperre!«
    »Wo?«, rief Rokko, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.
    »Zweieinhalb Kilometer!«
    »So weit kommt der nicht!«
    Er riss am Lenkrad und brachte uns durch die nächste Kurve, ohne auch nur einen Kilometer langsamer zu werden. »Rokko! Nur gucken, nicht anfassen!«
    »Mann, siehst du es nicht?«, schrie er. »Der ist zu schnell! Gleich kommt die S-Kurve. Entweder der Typ kann fliegen, oder er ist platt! Festhalten!«
    Wir schossen auf den Eingang der Kurve zu. Die Rücklichter des Mercedes leuchteten auf. Rokko gab Vollgas und krachte in das Heck des Fahrzeugs. Ich wurde nach vorne geschleudert, der Gurt schnitt in meine Brust. Rokko bremste hart ab. Vor uns schoss der Mercedes in die erste Biegung. Die Rücklichter blitzten mehrmals auf. Rokko bremste den GT runter und schlitterte in die Kurve. Ich wurde gegen die Tür gepresst und wartete darauf, dass wir uns von der Erde lösten, aber wir blieben auf den Rädern. Rokko gab wieder Gas.
    Wir beschleunigten aus der Kurve heraus und sahen den Mercedes vor uns seitwärts über die Straße schlingern. Der GT machte einen Satz nach vorne und grub seine Schnauze mit einem lauten Knirschen in die Seite des schwarzen Wagens. Das Fahrzeug rutschte über die Straßenbegrenzung und verschwand zwischen den Bäumen wie ein schwarzer Torpedo. Rokko stieg auf die Bremse. Die Scheinwerfer flatterten wild durch die Nacht, als wir mit heulenden Reifen an der Stelle vorbeischlitterten. Kaum stand der Wagen, rammte er den Rückwärtsgang rein, drehte sich im Sitz und gab Gas.
    Als wir zu der Stelle zurückkamen, wo der Wagen über die Böschung geflogen war, sahen wir eine Schneise im Gebüsch. Sie führte direkt auf zwei Bäume zu, aber vomMercedes war nichts zu sehen. Er musste genau zwischen die Bäume hindurchgepasst haben.
    »Gibt’s doch nicht«, fluchte Rokko und trat das Pedal durch. Wir schossen von der Straße durch die Lücke zwischen den Bäumen. Der Unterboden und die Karosserie des GT bekamen einiges ab, aber Rokko war wie ein Bluthund auf frischer Fährte. Wir fanden den Wagen etwa fünfzig Meter weiter. Er lag auf dem Dach. Ein Scheinwerfer brannte noch. Zwei Gestalten krochen heraus. Wir schlitterten auf die beiden zu und kamen kurz vor ihnen zum Stehen. Als wir aus dem GT sprangen, kam einer der Typen taumelnd zum Stehen. Rokko trat ihm die Beine weg.
    »POLIZEI!!«
    Der Typ auf meiner Seite hatte Blut im Gesicht und wirkte benommen. Ich ließ mich mit den Knien auf ihn fallen und hörte, wie ihm die Luft entwich. Mit einer Hand presste ich sein Gesicht auf die Erde, mit der anderen riss ich ihm die Arme auf den Rücken. Er wehrte sich.
    »POLIZEI! KEINE BEWEGUNG!«
    Stöhnend erschlaffte der Typ. Während ich ihn nach Waffen abtastete, warf ich einen schnellen Blick zu Rokko rüber. Er kniete ebenfalls auf seinem Mann und hatte ihm die Hände auf den Rücken gebogen.
    »Hast du was zum Fesseln?«
    »Nein.« Er zog seinem Mann eine Pistole aus der Jacke. »Ja, was haben wir denn hier?« Rokko überprüfte die Waffe. »Geladen.« Er musterte den Typ unter ihm. »Bist ein richtiger Killer, was?« Er beugte sich vor und musterte das Gesicht,

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