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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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verkauft worden.«
    Nele schnaubte und sank auf die Knie.
    »Hm! Interessanter Ansatz. Mit Beten haben wir es damals nicht versucht. Doch selbst dafür dürfte es jetzt zu spät sein.«
    Sie ignorierte mich und machte sich an der Fußmatte zu schaffen. Wenig später stand sie wieder auf und hielt ein kleines silbernes Etwas in der Hand.
    »Dadaahhh!«
    Schon hörte ich das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss drehte.
    »He, warte mal …«
    Im nächsten Moment schwang die Tür auf. Ich schaute mich um und senkte dann den Blick zu November, der neben mir saß. Er blieb ruhig. Als ich wieder zur Tür blickte, stand sie offen, und Nele war weg. Ich lauschte in die Nacht – nichts. Auch November regte sich nicht. Offenbar waren wir allein auf weiter Flur. Mir war klar, dass ich im Begriff war, eine Straftat zu begehen. Ich sollte auf der Stelle abhauen.
    Als Erstes fiel mir der Geruch auf. Das ganze Haus stank nach Nelken. Ich betrat einen großzügig geschnittenen Raum, dessen eine Hälfte ein imposanter Fernseher und eine Sitzecke schmückten, während die andere Seite in eine offene Küche überging. Dort standen die Blumen in einer Vase auf dem Tisch. Ein Riesenstrauß. Die Vase war drei viertel voll mit Wasser. Das Wasser schien frisch zu sein.
    Ich fand Nele im zweiten, kleineren Raum, wo sie neben einem Bett hockte und etwas aus einem Schrank zerrte.
    »Hier«, sagte sie und warf mir etwas zu. Es fühlte sich an wie ein Laken. Ich reimte mir einiges zusammen.
    »Bloß zur Erinnerung, ich bin Polizist.«
    »Es ist mitten in der Nacht, wer sollte uns erwischen?«
    »Die Polizei?«
    Sie stand auf. Ihre Zähne blitzten.
    »Dein Job ist es doch, dem Volk zu dienen und es zu schützen, oder? Also fang endlich damit an, bezieh das Bett und rette mich vor dem Tod durch Erfrieren.«
    »Dieses Dienen-und-schützen-Ding ist ein Spruch aus Amerika, und nicht mal da gehört Einbruch dazu.«
    »Dann spiel ein bisschen CIA.«
    »Ich soll dich umlegen und es wie Selbstmord aussehen lassen?«
    Sie kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Es war unübersehbar, wie viel Spaß ihr das Ganze bereitete. Sie stellte sich dicht vor mich, streckte sich etwas und brachte ihren Mund ganz nah an mein Ohr. Ich spürte ihren Atem, als sie sprach.
    »Paul«, flüsterte sie, »bezieh dieses verdammte Bett!«
    Bevor ich mich wieder erholt hatte, öffnete sie eine Tür und verschwand durch eine weitere. Wenig später rauschte Wasser durch eine Leitung. Es gab also einen Wasseranschluss. Und der war aufgedreht. Das und die frischen Nelken konnten ein Zeichen sein. Zum Beispiel dafür, dass das Häuschen regelmäßig genutzt wurde. Großartig. Ich versuchte nachzudenken, aber alles, was ich sah, war Nele halb nackt am Feuer. Um die Zeit nicht nutzlos verstreichen zu lassen, bezog ich beim Nachdenken das Bett, und als sie in ein Handtuch gewickelt aus dem Badezimmer kam, lag ich längst unter der Decke und erwartete sie. Sie legte sich zu mir, ohne sich aus dem Handtuch zu wickeln.
    »Das Wasser ist saukalt«, bibberte sie.
    Sie presste ihren Rücken an meine Brust und klemmte mir eine glatte Wade zwischen die Beine. Mein Herz stolperte,als sie die alte Stellung einnahm, in der wir tausende Male zusammen eingeschlafen waren. Ich legte meine Arme um sie, und so blieben wir eine Weile liegen. Im Zimmer war es dunkel und still. Schwaches Mondlicht fiel durch das Fenster. Eine Mücke summte. November regte sich auf dem Boden. Nele bewegte ihre Zehen.
    »Hey …«, flüsterte sie. »Schläfst du?«
    »Machst du Witze? Ich hab viel zu viel Schiss.«
    »Wieso das denn?«
    »Äh, weiß nicht, vielleicht weil wir gerade hier eingebrochen sind?«
    Sie drehte sich um. Unsere Gesichter lagen ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte ihren Atem auf meinen Lippen spüren.
    »Wir ziehen morgen das Bett ab, verschließen die Tür, und niemand merkt, dass wir hier waren.«
    »Es sei denn, die kommen, bevor wir weg sind.«
    »Tun sie nicht. Die Götter lieben uns.«
    »Ah, hatte ich vergessen.«
    Sie grinste. In dem schummrigen Licht wirkte sie überirdisch schön. Mir war, als hätte sie sich mir entgegenbewegt. Konnte aber auch Wunschdenken sein. Mein Herz pochte in meiner Brust. Vielleicht wären wir für immer so liegen geblieben, wenn die Mücke nicht Verstärkung gerufen hätte. Wir verkrochen uns unter die Decke, dabei verrutschte Neles Handtuch, und ihre Brustwarzen streiften meinen Arm. Die Berührung war wie ein Stromschlag. Das

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