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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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beunruhige mich nicht. Das ist alles. Denn letzten Endes weiß ich, daß Michael sehr froh ist, die geheimen Hoffnungen, die sich manche seiner Verehrerinnen vielleicht machen, gründlich und schmerzlos zerstören zu können. Eine bequemere Ausrede als sein Söhne und eine Ehe, deren Glück sozusagen zum eisernen Repertoire jeder Illustrierten gehört, kann er doch gar nicht haben.«
    Marcel hob den Kopf wie ein Dirigent, der im Orchester unter den zweiten Geigen ein falsch gestimmtes Instrument erlauscht.
    »Hör einmal, mein Herzchen, das klingt aber nicht gerade sehr heiter!« sagte er und sah Heliane unter buschig gesträubten Augenbrauen an.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nicht doch, Marcel, du scheinst da etwas in die falsche Kehle bekommen zu haben. Zwischen Micha und mir ist alles in bester Ordnung!«
    »In bester Ordnung!« wiederholte er knurrend, und seine Stirn färbte sich dunkler. »Das ist zuwenig! Zum Teufel, Herr Pforten hat dich glücklich zu machen! Und du hast glücklich zu sein!«
    »Ich bin es ja!« rief sie lachend. »Aber sag einmal, was stellst du dir unter Glück eigentlich vor? Etwa ewige Flitterwochen?«
    »Tu nur nicht so! Du weißt genau, was ich meine!« sagte er streng. »Und ich glaube, es wird höchste Zeit, daß ich diesen ewigen Knaben Michael einmal gehörig ins Gebet nehme!«
    »Nicht nötig, Marcel — aber du kannst ihn nachher im Hotel anrufen, damit er wenigstens zum Abendessen heimkommt.«
    »Zu zweit mit dir ist es mir fast lieber...«
    Heliane streifte ihn mit einem Blick und fuhr mit der Fingerspitze einer Ader auf seinem Handrücken nach. »Daß du dich doch nie daran gewöhnen kannst, zu spät gekommen zu sein...«
    »Nie im Leben!« sagte er heftig; es sollte scherzhaft klingen, aber es kam nicht gerade scherzhaft heraus.
    »Mein armer Parsifal!« sagte sie und sah ihn über den Rand ihres Glases halb belustigt und halb ernst an. »Was für eine Tragödie um eine unterlassene Frage. — Dabei hätte ich ja gesagt- und ich weiß sogar, daß ich es nie zu bereuen gehabt hätte.«
    »Treib nicht deinen ruchlosen Spott mit meinen heiligsten Gefühlen!« knurrte er und leerte sein Glas. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber Babette erschien und trug die Suppe auf. Es gab einen Löffel klarer Fleischbrühe mit Markklößchen, ein zartes Filet mit den Gemüsen der Jahreszeit, »aus dem eigenen Garten«, wie Heliane versicherte, und im Anschluß an das Essen einen Mokka, so stark, wie Marcel ihn liebte, wenn er ihm auch verboten war. Aber er brauchte eine Aufpulverung und Anregung und glaubte als alter Mediziner am besten zu wissen, was ihm bekam.
    »Dein Zimmer steht genauso, wie du es vor zwei Jahren verlassen hast«, sagte Heliane, als sie sich vom Tisch erhoben, »in der Schreibmappe stecken sogar noch ein paar Notizen von dir. Willst du dich für eine Stunde hinlegen?«
    »Gern — vorher aber möchte ich Michael anrufen.«
    Heliane nannte ihm die Nummer, unter der Pforten zu erreichen war, aber sie fügte hinzu, es bestünde wenig Hoffnung, daß er ihn um diese Zeit antreffen werde. Marcel wollte es auf den Versuch ankommen lassen.

5

    Ob Simone Simpson auf ihren klangvollen Filmnamen getauft worden war oder ob sie ihn sich später zu gelegt hatte, sei dahingestellt. Sie hatte im Leseraum des Hotels in einem der bequemen Sessel Platz genommen und legte, als sie Herrn Geulen mit suchendem Blick eintreten sah, den >Paris Soir< aus der Hand. Wenn sie auch nicht besonders gut Französisch sprach, so wirkte eine französische Zeitung nach ihrer Meinung doch bedeutend dekorativer als ein deutsches Blatt.
    Sie hatte diese Dekoration eigentlich nicht nötig, denn sie war ein bildhübsches Geschöpf. Mit zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahren hatte sie bereits reiche Lebenserfahrungen gesammelt. Innerlich kühl, zielbewußt und ehrgeizig, glaubte sie in Michael Pforten den Mann gefunden zu haben, der ihr in den Steigbügel zu einer großen Karriere zu verhelfen vermochte, denn er verfügte über jene Beziehungen zu Produzenten, Verleihern, Regisseuren und Autoren, die ihr nützlich sein konnten. Sie brachte einen gescheiten Kopf, schauspielerische Begabung, eine hübsche Stimme und einen in der Ballettschule hart trainierten Körper mit, aber alle diese natürlichen und erworbenen Fähigkeiten hatten ihr bisher nicht weitergeholfen als zu gelegentlichen Nebenrollen auf der Bühne und im Film, zu ein paar Kabarettengagements und zu kleinen Aufgaben im Rundfunk.
    Herr

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