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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ärgerlich und gereizt.
    »Hallo, Michael! Fein, daß ich dich antreffe...«
    Pforten erkannte die Stimme sofort.
    »Marcel!« rief er überrascht, und der gereizte Zug verschwand augenblicklich aus seinem Gesicht. »Sag, Menschenskind, seit wann bist du wieder im Lande? Und von wo rufst du mich an?«
    »Von Sachrang. Und ich will ein paar Tage bei euch bleiben. Aber trotzdem wäre es nett von dir, wenn wir uns noch heute sehen könnten...«
    »Selbstverständlich! Ich habe hier nichts mehr zu tun und kann in einer Stunde daheim sein.«
    Simone Simpson zog die Kurven ihrer Lippen wieder nach. »Ich dachte, du würdest mit mir essen...«
    Pforten deckte die Muschel mit der Hand ab und warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Hast du Gesellschaft?« fragte Marcel. »Habe ich dich gerade in einer Besprechung gestört?«
    »Keineswegs, wir waren ohnehin damit fertig. Herr Stiebeling, der Drehbuchautor meines neuen Films und Fräulein Simpson, die darin die Rolle meiner Partnerin übernehmen soll. Und Poldi hätte ich beinahe vergessen. Bei ihm handelt es sich um einen Hund. Seine Rasse zu erraten, kann eine Gesellschaft einen ganzen Nachmittag lang beschäftigen. Nun, du wirst ihn ja sehen. Sag bitte Heli, sie möge im Garten ein Bad vorbereiten lassen, aber in einer Extrawanne. Insektenpulver besorge ich unterwegs. Ich fürchte nämlich das gute Tierchen beherbergt ganze Völkerschaften in seinem Pelz.«
    »Ich werde es Heliane ausrichten. Wir erwarten dich also im Laufe des Nachmittags.«
    Sie wechselten noch einen Gruß, und Pforten legte auf.
    »Tut mir leid, Simone«, sagte er bedauernd, »aber ich habe Marcel Etienne seit zwei Jahren nicht gesehen. Und er ist mein Freund. Vielleicht der einzige wirkliche Freund, den ich habe.«
    Er zog ihre Hand an die Lippen und begleitete sie zur Tür.
    Sie hob das Gesicht, als erwarte sie einen zärtlichen Abschied. Aber Pforten schien mit seinen Gedanken schon unterwegs nach Sachrang zu sein.
    »Ich werde Väterchen Bugatzki noch von hier aus anrufen, daß er dich vielleicht schon heute zur Vorstellung empfängt.«
    Er öffnete ihr die Tür und begleitete sie noch drei Schritte auf den Hotelkorridor hinaus. Ein Kellner schob einen Servierwagen an ihnen vorüber.
    »Denken Sie bitte auch an die Empfehlung an Ruhland...«
    Er fuhr unbekümmert um die Nähe des Kellners mit der Fingerspitze über ihre Wange. »Ich werde daran denken, mein Kind, was an mir liegt, wird geschehen.«

6

    Etienne hatte es sich unter der tropischen Sonne Südamerikas angewöhnt, Siesta zu halten. Aus der halben Stunde, die er sich von Heliane beurlaubt hatte, waren zwei geworden, aber er fühlte sich wunderbar erfrischt, als er die Jalousien seines Zimmers hochzog, die der Vormittagssonne den Eintritt verwehrt hatten. Eine Lichtflut stürzte in den Raum, die Fenster spiegelten sich in der matten Politur der altersbraunen Nußbaummöbel, die Zinnien in dem grauen Steinkrug glühten metallisch auf, und ein schräg einfallender Lichtstrahl streifte Marcels Lieblingsstuhl, einen mächtigen, kardinalrot bezogenen Ohrenbackensessel mit langen Reihen weißer Tapeziernägel.
    Draußen feuerte die Nachmittagssonne ihre Strahlen auf die Platten der Terrasse. Den Rasen hielt eine Sprenganlage frisch. Das Wasser, zu Schleiern versprüht, in denen bunte Regenbögen aufblitzen, wehte rhythmisch hinüber und herüber. Ein barfüßiger Junge aus dem Dorf sorgte dafür, daß die Leitung von Zeit zu Zeit verlegt wurde. Und dann erblickte er auch Heliane, die in einem weißen Bikini am Rande des Schwimmbeckens auf den meergrünen Fliesen lag und sich von der Sonne braten ließ. Der Inhalt seines Reisekoffers war bereits im Schrank untergebracht worden. Er streifte den Pyjama ab und schlüpfte in seine schottisch karierte Badehose. Er hatte einen für sein Alter immer noch straffen und muskulösen Körper, denn sein Beruf brachte zuweilen unerhörte Strapazen mit sich, und seine Haut war bräunlich getönt, obwohl er es seines Herzens wegen vermied, sich allzu intensiver Sonnenbestrahlung auszusetzen.
    Neben Heliane wirkte er, als er sich neben ihr auf die Fliesen streckte, geradezu blaß. Allerdings bildete der blendend weiße Bikini einen Kontrast, der ihre Haut kaffeebraun wie die Farbe einer Kongo-Schönen erscheinen ließ. Die Kette von Kaurimuscheln um ihren Hals, perlmutten glänzend, verstärkte noch den Eindruck des Exotischen. Sie richtete sich auf den Ellenbogen auf und blinzelte hinter der Sonnenbrille zu ihm

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