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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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herüber: »Na, hast du Micha erreicht?«
    »Ja, und er läßt dir sagen, du möchtest ein Bad für einen Hund herrichten lassen, der nicht ganz ungezieferfrei zu sein scheint...«
    »Ach, du lieber Himmel!« rief sie. »Auch das noch! Wo ich doch jeden Floh auffing, den Blues gelegentlich ins Haus brachte!« — Blues war eine Siamkatze, ein arrogantes Geschöpf mit veilchenblauen Augen und den Allüren einer Primadonna, die auf Pfortens Knien schnurrte, wenn er sich für Serien von der Sorte >Künstler und ihr Heim< fotografieren ließ.
    »Wo ist Blues eigentlich?« fragte er; es fiel ihm erst jetzt auf, daß er die Dame noch nicht gesehen hatte.
    »Es hat eine Tragödie gegeben. Blues wurde von einem wildernden Schäferhund zerrissen. Vor unseren Augen. Michael und Manfred versuchten, sie zu retten, aber sie kamen zu spät und hatten Mühe, sich vor dem wütenden Hund in Sicherheit zu bringen. Michael mußte seine Pistole holen und das Tier erschießen. — Jetzt haben wir eine Schildkröte. Sie heißt Anaximander...«
    »Der Panzer ist wenigstens tragödiensicher...«
    »Das schon...«
    »Aber?« fragte Etienne.
    »Bevor Tom auf den Einfall kam, in den Panzer ein Loch zu bohren und Anaximander an einer langen Angelschnur festzubinden, war er alle Augenblicke verschwunden, und jedesmal gab es eine riesige Aufregung. Micha klebte persönlich an jedem Telefonmast im Umkreis von drei Kilometern Verlustanzeigen mit einer Belohnung wie für ein verlorenes Kind an...«
    Etienne kicherte.
    »Aber das schlimmste war«, fuhr Heliane seufzend fort, «wenn wir dann hier tagelang eine Invasion von Bauernkindern, Landstreichern und allem möglichen Volk hatten, das uns Schildkröten anschleppte und zu murren begann, wenn wir sagen mußten, daß es nicht die gesuchte sei. Was blieb uns übrig, als ihnen die Biester abzukaufen? Eine Zeitlang wimmelte es hier von Schildkröten...«
    Marcel brach in ein schallendes Gelächter aus.
    Heliane stand auf und setzte sich an den Rand des Bassins, um die Füße ins Wasser baumeln zu lassen. Der Swimming-pool, blau-grün gekachelt und mit kristallklarem Wasser gefüllt, war für private Verhältnisse riesig. Ein Dreimeterturm aus Stahlrohr diente dazu, Michael Pforten körperlich fit zu halten. Heliane sprang vom Rande aus mit einem eleganten Hechtsprung ins Wasser. Auftauchend sah sie sich nach Marcel um.
    »Willst du nicht nachkommen?!«
    Etienne prüfte die Temperatur vorsichtig mit dem Fuß. Das Wasser sah nicht nur sehr frisch aus, es hatte auch höchstens achtzehn Grad. Er verzog das Gesicht und meinte, aus dem Kopfsprungalter sei er leider schon heraus — in jeder Beziehung — , und er wolle es auch hier lieber mit der Ruhe machen. Er ging unter die Dusche, frischte sich ab und folgte ihr dann mit einem gutgemeinten, aber ein wenig verunglückten Sprung ins Bassin nach. Sie schwammen ein paar Runden und ließen sich dann wieder auf den Platten nieder, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Später holte Marcel einen großen rot-weißen Gartenschirm herbei, um wenigstens mit dem Oberkörper im Schatten zu liegen.
    »Seit wann machst du das?« fragte sie schläfrig.
    »Die letzte Malaria hat mir einen kleinen Herzknacks hinterlassen. Hinter der Fassade sieht es bei mir nicht allzu gut aus.«
    Er sah, daß sie plötzlich sehr wach wurde und ihn erschrocken ansah, und winkte abwehrend mit der Hand. »So schlimm ist es nun wieder auch nicht...«
    »Du mußt unbedingt etwas für dich tun!«
    »Gewiß, ich habe mir vorgenommen, mindestens ein Jahr lang in Europa zu bleiben, und in dieser Zeit will ich auch gelegentlich in ein Bad gehen, um mich aufmöbeln zu lassen.«
    »Du müßtest diesen Frischzellen-Professor in der Schweiz aufsuchen. Wie heißt er doch gleich? Ich kenne ein Dutzend Leute, die auf ihn schwören.«
    »Liebes Kind, ich brauche keine Verjüngung, sondern einen neuen Motor, und ich glaube nicht«, er trommelte mit den Fingerspitzen gegen seine Rippen, »daß es da schon Auswechselmaschinen gibt. Aber mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin ja selber ein Stückchen Medizinmann und weiß, daß ich nur ein paar Monate Ruhe brauche, um wieder einigermaßen in Ordnung zu kommen.«
    »Dann bleibst du eben hier!« entschied sie. »Hier findest du die Ruhe, die du brauchst. Ich bin dabei natürlich nicht ganz uneigennützig...« Sie legte ihre trockene, sonnenwarme Hand auf seinen Arm, und Etienne empfand die Berührung wie einen prickelnden Stromstoß.
    »Ich habe selber

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