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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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daran gedacht«, sagte er, »und ich weiß auch, daß du dir meinetwegen keine großen Umstände machen würdest. «
    »Ach, Marcel, du gehörst doch zum lebenden Inventar des Hauses. Du bist hier nicht Gast, sondern dein Zimmer ist dein Eigentum. In all den Jahren hat es nie ein Fremder bewohnt.«
    »Ich danke dir, Heli. Ich nehme dein Angebot an. Ich werde natürlich auch einmal für ein paar Wochen zu meiner Mutter nach Kronbeuren gehen, aber für die erste Zeit richte ich mich gern auf Sachrang ein.«
    Es war ein Tag, an dem man das Licht und die Hitze summen zu hören vermeinte. Den Kopf in den gewinkelten Arm gebettet, blinzelte Marcel zu Heliane hinüber. Immer von neuem, wann er ihr auch begegnete, entzückten ihn die zarte Linie ihres Profils mit der anmutig gewölbten Stirn und der stumpfen, kleinen Nase, die metallischen Reflexe in ihrem kupferfarbenen Haar, und die Schönheit ihres schlanken, von seidig schimmernder Haut umspannten Körpers, der das Geheimnis ewiger Jugend zu haben schien. Nie wäre es ihm eingefallen, sie für sechsunddreißig Jahre zu halten. Aber vielleicht sah er sie auch mit den Augen des Liebenden ewig und für alle Zukunft in der Gestalt, in der sie ihm vor achtzehn Jahren zum erstenmal begegnet war.
    »Sag einmal, Heli«, begann er nach einer Weile, »was ist das eigentlich für ein Film, den Michael spielen will?«
    »> Will < ist fast zuviel gesagt. Er zog im Anfang gar nicht. Aber du weißt es oder du weißt es nicht, er hat sich Bugatzkis Elite-Film-Produktionsgesellschaft für fünf Filme verpflichtet. Und unter Stößen unbrauchbarer Drehbücher und Treatments fand er diesen Stoff noch am erträglichsten. In letzter Zeit scheint er sich dafür sogar zu erwärmen.«
    »Eine bekannte Story?«
    »Nein, eine Sache, die eigens für den Film oder sogar extra für Michael geschrieben wurde, um ihm Entfaltungsmöglichkeiten für alle Skalen zu geben, die er beherrscht.«
    »Aha! Tiefpunkte...«, er grinste.
    »Und was für welche!« kicherte Heliane. »Er schluckt an den eigenen Tränen, wenn er mir die Hauptpunkte markiert.«
    »Und was tut der Hund dabei?«
    »Um den geht es ja! Oder vielmehr um den Hund und eine sehr, sehr unglückliche Liebesgeschichte.«
    »Lieber Gott im Himmel!« murmelte er. »Wann fällt diesen Filmleuten eigentlich einmal etwas Neues ein?«
    »Das frage ich mich auch oft genug. Aber so schlimm ist dieser Stoff eigentlich nicht.«
    »Also — nun schieß schon los!«
    »Ich will es so kurz wie möglich machen, und außerdem steht bis jetzt nur die Hauptlinie fest. — Also da ist ein Clown, ein Starclown möchte ich sagen, der Punch heißt...«
    »Wie originell!« murmelte er.
    »Und dieser Clown verliebt sich in eine Artistin, die aber mit ihrem Partner liiert ist und dem Clown Punch schließlich nur deshalb entgegenkommt, weil er ihr mit seinen großen Gagen ein angenehmeres Leben zu bieten hat...«
    »Und der Hund?« fragte Etienne mit gesträubten Augenbrauen.
    »Der Hund spielt von vornherein eine Hauptrolle. Er gehört nämlich als Partner des Clowns zu dessen Glanznummer. Natürlich ist es kein Rassehund, sondern eine komische Promenadenmischung, aber sehr intelligent, wie es diese Köter meistens sind...«
    »Ah, ich verstehe! Und dann?«
    »Nun, Punch heiratet dieses Mädchen, aber...«
    »... sie geht ihm nach Strich und Faden durch!« sagte er fest.
    »Stimmt — aber woher weißt du es?«
    Er kämmte sich die Haare mit allen zehn Fingern nach hinten.
    »Ich habe genau den gleichen Stoff bei meiner letzten Expedition als Tempelfries in den Ruinen von Okozingobei Chiapas entdeckt! Die Entzifferung der 2000 Jahre alten Hieroglyphen war nicht ganz einfach...« Er brach in ein herzliches Gelächter aus, aber Heliane, die schon den Mund verzogen hatte, um in sein Lachen einzustimmen, schüttelte den Kopf.
    »Ich bitte dich, Marcel, mach Michael den Stoff mit solchen Witzen nicht sauer. Er hat Kummer genug damit, daß gute und wirkungsvolle Stoffe selten sind und daß er in den letzten Jahren viel zu oft Rollen übernehmen mußte, an die er mit innerem Widerstand heranging.«
    »Weshalb mußte er?« fragte Marcel mit einiger Schärfe. »Wer oder was zwang ihn dazu?«
    »Das kann ich dir mit zwei Worten beantworten: unser Lebensstandard.«
    »Ach was! Euer Lebensstandard also. Und du könntest nicht mit einem kleineren Haus oder mit einer Stadtwohnung und mit einer Badewanne anstatt dieses Süßwasserozeans auskommen?«
    Heliane warf ihm einen schrägen

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