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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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endlich wieder einmal herkommst.«
    Hinter ihnen starrte Heliane über den Rasen, mit einem Gesicht, als sähe sie ein Mittagsgespenst, und auch Etienne, der gerade zu ein paar Begrüßungsworten ansetzte, stockte der Atem.
    »Was ist los?« fragte Pforten. »Was habt ihr beide plötzlich?«
    Ein Hund von monströser Häßlichkeit, mit einer Zunge, die ihm fast so lang aus dem Maul hing wie die Leine, die er hinter sich herschleifte, kam in Pfortens Spur langsam über den Rasen getrottet und legte sich, als er die kleine Gruppe erreicht hatte, hechelnd zu Pfortens Füßen nieder.
    »Erlaubt, daß ich ihn euch vorstelle«, Pforten grinste und kraulte den Hund flüchtig, was aber ein Heer von Flöhen mobil zu machen schien, denn der Hund begann sich sofort mit verzücktem Ausdruck zu kratzen. »Das also ist Poldi, mein künftiger Partner in der Firma Punch & Poldi. Und diese Herrschaften sind Frau Heliane Pforten, die mir angetraute Ehegattin, und Herr Dr. med. et phil. Marcel Etienne, unser ältester und liebster Freund. — Übrigens, Poldi, besteht zwischen dir und ihm eine enge Beziehung, denn auch dieser Herr gräbt mit Leidenschaft alte Knochen aus...«
    »Michael!« fuhr Heliane dazwischen, und daß sie ihn nicht wie sonst Micha nannte, schien der erste Windstoß eines kommenden Gewitters zu sein. »Soll dieser Hund etwa im Hause bleiben?«
    »Ich fürchte, Liebling, das wird sich nicht umgehen lassen«, sagte er sanft, »denn schließlich muß ich mich an den Hund, und der Hund muß sich an mich gewöhnen.« Er beugte sich nieder und nahm Poldi das beengende Halsband ab. — »Ich weiß, Heli, er ist wahrhaftig keine Schönheit. Aber sei trotzdem nett zu ihm. Der arme Kerl hat schlechte Zeiten hinter sich. Dir wäre das Herz gebrochen, wenn du ihn unter seinen Genossen im Hundeasyl gesehen hättest.«
    »Mußte es wirklich solche eine abenteuerliche Promenadenmischung sein?« fragte Marcel kopfschüttelnd.
    »Es ist genau der Hund, der mir vorschwebte. Ein armes Luder wie der Mann, dem er gehört.«
    Der Hund hatte die kleine Wasserpfütze in dem flachen Betonbecken unter der Dusche entdeckt und machte sich durstig darüber her. Die Wurst schien recht gesalzen gewesen zu sein.
    »Hast du ihn etwa gekauft?« fragte Heliane.
    »Nein, nur zu treuen Händen übernommen. Er gehört Väterchen Bugatzki und der Elite-Film, und er bleibt bei uns nur so lange, bis seine Rolle in dem Streifen abgedreht ist.«
    »Und das kann einen Monat oder länger dauern, wie?«
    »Schau ihn dir doch an, Heliane! Er hat solch treuherzige braune Augen und so viel Humor im Blick...«
    »Und genausoviele Flöhe wie Haare!«
    »Dagegen werden wir gleich etwas unternehmen, ich habe eine ganze Auswahl der besten Entlausungsmittel mitgebracht, die auf dem Markt zu haben sind. Wirklich, ich bin ausgerüstet wie ein reisender Kammerjäger.«
    »Mich juckt es am ganzen Körper, wenn ich dich reden höre!«
    »Und ich glaube, ich habe schon einen erwischt«, murmelte Marcel und griff mit spitzen Fingern unter den Gürtel der Badehose.
    »Dann wird es höchste Zeit, daß die Mädchen den Hund abseifen...«
    »Diesen Hund?« fragte Heliane. »Das kannst du nicht einmal dem Spülmädchen zumuten. Nein, mein Lieber, das wirst du schon selber besorgen müssen. Der Hund ist ja schließlich dein Kollege!«
    Michael sah Heliane mit einem Blick an, als entdecke er an ihr völlig neue Charakterzüge.
    »Also los!« rief Marcel erheitert. »Seifen wir deinen Kollegen ab! Ich bin dabei. Oder ist er wasserscheu und geht uns womöglich an die Waden?«
    Pforten sah seinen zukünftigen Star unsicher an. »Er hat so etwas Sanftes im Blick — und außerdem ist er satt.«
    »Ich lasse euch das Wasser zum Autowaschplatz bringen«, sagte Heliane und ging davon.
    Pforten blickte ihr mit eingezogenem Genick nach. »Seit wann haben Rehe eigentlich Krallen?« fragte er und drückte Etienne die Hundeleine in die Hand. »Halte ihn so lange, Marcel, ich ziehe mir nur rasch die Badehose an«, und er lief Heliane nach.
    Marcel ging mit dem Hund, der verstanden zu haben schien, daß seine Anwesenheit im Hause aus mancherlei Gründen unerwünscht sei, langsam zu den Garagen hinüber.
    »Ich gebe zu«, murmelte er, »du bist ein ungewöhnlicher Hund. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an deinen Anblick. Und ich glaube wirklich, daß du einen guten Charakter hast. Ein goldenes Herz unter einem verlausten Fell. Also komm schon, Poldi, schön werden wir dich wohl nicht machen

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