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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ungewöhnliche Wärme, mit der Pforten sich um sein Protegé kümmerte — ob sie bequem sitze? ob das Getränk kühl genug sei? ob die Sonne ihr nicht zuviel werde? — hatte ihn ein wenig nervös gemacht.
    »Sie breitet sich hier aus, als ob sie die Hauptperson sei«, knurrte Manfred, »und sie schaut sich um, als ob sie die Gläser und Löffel zähle...«
    »Die Löffel hat deine Mutter eingeschlossen«, sagte Etienne mit einem kleinen Grinsen, »darum würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen.«
    »Ach, mich ärgert es nur, daß Paps immer diese blöden Filmweiber nach Sachrang rausziehen muß... Graue Haar wie ‘ne uralte Frau! Ich finde es einfach zum Kotzen!«
    Thomas sauste an ihnen vorbei, er schnellte sich vom Rand des Bassins ab, zog die Beine an den Bauch und platschte, diamentene Funken über das ganze Schwimmbecken versprühend, ins Wasser. Manfred folgte ihm mit einem Startsprung nach. Der Hund Poldi aber rannte, was er sonst nie tat, wenn Pforten oder Heliane schwammen, am Rand des Beckens auf und ab, er umkreiste es winselnd und stieß spitze Jammerlaute aus und beruhigte sich erst, als Manfred aus dem Wasser kletterte. Dann aber gebärdete er sich wie verrückt, sprang an dem Jungen empor, leckte ihm die Hände und Beine ab und knurrte vor Entzücken, als Manfred sich ins Gras fallen ließ und sich mit ihm zu balgen begann.
    Auch Thomas kletterte aus dem Wasser, er lief zur Terrasse zurück, trank durstig ein Glas Limonade und begann, die Schale mit den Süßigkeiten leerzufegen. Heliane warnte ihn, sich nicht den Appetit fürs Abendessen zu verderben, aber er versicherte, darum brauche sie sich keine Sorgen zu machen.
    »Babette ist selig«, sagte Heliane, »endlich kann sie wieder nach Herzenslust kochen und braten. Sie hat den Eiskasten vollgepackt, als hätten wir eine monatelange Belagerung vor uns. Der Grill ist ihr größter Kummer. Ein Braten ohne Soße geht ihr einfach gegen den Strich.«
    »Mich hätte sie mit ihren Soßen beinahe gemordet«, knurrte Pforten; »aber zusehen müssen, wie die Jungen sich übers Essen hermachen, ist genauso mörderisch. Ich werde mich von Babette wegen seelischer Grausamkeit trennen...«
    »Wann essen wir?« fragte Tom mit vollen Backen kauend, er wollte noch ins Dorf laufen, um seinen alten Freund, den Schmied, zu besuchen.
    Heliane warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: »In etwa zwei Stunden...« Es klang nicht ganz absichtslos. Zwei Stunden hätten für Pforten genügt, Simone Simpson in die Stadt zu bringen und zum Essen wieder daheim zu sein.
    Auch Simone Simpson schaute auf die Uhr, ein winziges Ding in einem goldenen Armreifen, auf dem ein paar Brillantsplitter funkelten.
    »Sie bleiben natürlich hier, Simone!« sagte Pforten mit liebenswürdiger Bestimmtheit, die jede Verweigerung ausschloß. »Wir haben zu viele Gründe, den Tag zu feiern: Ihren ersten Besuch auf Sachrang und die Ankunft meiner Söhne.«
    »Und davon, daß wir versetzt worden sind, sagst du kein Wort, wie?!« rief Thomas.
    »Eigentlich halte ich das für eine Selbstverständlichkeit«, meinte Pforten, »aber gut, ich stehe zu meinem Versprechen: Für jeden Einser im Zeugnis bekommst du drei Mark.«
    »Hör dir diese Gemeinheit an, Onkel Marcel«, schrie Thomas entrüstet, »wo’s Einser heutzutage überhaupt nicht mehr gibt! Versetzt ist versetzt, das mußt du doch selber zugeben, und wie, ist meiner Ansicht nach völlig Wurscht!«
    »Finde ich auch, Michael«, Marcel grinste, »und schließlich will Tom ja nicht Universitätsprofessor, sondern Schlosserlehrling werden...«
    »Nee, Automechaniker!«
    »Also gut«, knurrte Pforten, »ich will mich nicht lumpen lassen. Du bekommst von mir fünf Mark, Tom, und wie ich dich kenne, holst du deiner Mutter wahrscheinlich auch noch ein paar Kröten aus der Tasche.«
    Heliane wandte sich mit einer kleinen Verspätung am Simone Simpson: »Selbstverständlich bleiben Sie! Michael behauptet, seine Bowlen wären die besten in Europa. Er soll Ihnen Gelegenheit geben, nachzuprüfen, ob das stimmt. Und auf Gäste ist Sachrang immer eingerichtet.«

10

    An jenem Abend, an dem Michael Pforten mit einer Pfirsichbowle bewies, daß seine Bowlen wirklich Meisterwerke waren, türmten sich am Himmel Gewitterwolken auf, der Donner grollte immer näher, Blitze zerrissen die Dunkelheit, Windstöße schüttelten die Bäume, und mit den ersten schweren Regentropfen flüchtete die kleine Gesellschaft in die Halle. Seitdem regnete es drei Tage

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