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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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kein lustigeres Leben als ein Kapitänsfrau.«
    Heliane folgte dem Gespräch halb amüsiert und halb peinlich berührt. Sie schloß das Seitenfenster, denn der Wind zerzauste ihr die Frisur. »Ihr vergeßt dabei die Hauptsache — wenn mir die Wahl zwischen Herrn Etienne und Herrn Pforten auch nicht ganz leicht gemacht wurde, denn beide Kandidaten präsentierten sich mir von der besten Seite, so habe ich mich doch für Herrn Pforten entschieden. «
    »Und ich habe es nie bereut!« fügte Etienne in ihrer Stimmlage mit Nachdruck hinzu.
    »Nein, nie!« rief Heliane so entschieden, daß damit auch das : letzte Wort zu diesem Thema gesprochen war.
    Der Abendverkehr war schon ein wenig abgeflaut, als Etienne die Autobahn verließ und die Abkürzung über den Deisenhofener Forst nahm. Helianes Besorgnisse, sie würden höchstwahrscheinlich auf dem Mond landen, begegnete er mit der kühnen Behauptung, als Forscher trüge er einen unfehlbaren Kompaß in der Brust, aber er war schließlich selber erstaunt, als er auf dem Parkplatz des Restaurants einfuhr, ohne sich ein einzigesmal verfahren zu haben.
    »Vinum bonum«, las Manfred, als sie den Eingang durchfuhren, goldene Buchstaben auf stilisiertem, schmiedeisernem Weinlaubgerank.
    Es war bereits Nacht, als die Scheinwerfer des Wagens das Halbdunkel aufrissen, aber im gleichen Augenblick, in dem die Lichtkegel über die Reihen der parkenden Autos glitten, starrten sie alle drei auf das weiße Heck eines Thunderbird, der vor ihnen zwischen zwei anderen Wagen stand. Heliane kniff die Augen zusammen. Der Zufall, hier mit Michael zusammenzutreffen, erschien ihr zu unwahrscheinlich, aber im gleichen Augenblick hörte sie Manfred sagen: »Das ist ja toll, hier auf Paps zu treffen! Der wird aber Augen machen!«
    »Das befürchte ich allerdings auch!« murmelte Etienne. Die Bemerkung war ihm herausgerutscht, ehe er sich bremsen konnte, und er erkannte an der Reaktion des Jungen, an seiner Hand, die plötzlich die Polsterlehne von Helianes Sitz hart umspannte, daß Manfred genau verstanden hatte, was er meinte.
    »Eine Menge Wagen, die hier geparkt haben«, sagte Heliane kühl, »ich fürchte fast, wir werden keinen freien Tisch finden. Willst du einmal nachschauen, Marcel?«
    »Ich bin in einer Minute zurück«, sagte er und stieß die Tür auf. Er ging rasch über den Kiesplatz zum Restaurant.
    Im gleichen Augenblick, in dem er im Hause hinter der Schwingtür verschwunden war, klappte Manfred den Steuersitz nach vorn und schlüpfte, ehe Heliane dazu kam, ihn zurückzuhalten, aus dem Wagen und lief über den halbdunklen Parkplatz zu Pfortens Wagen hinüber. Er klopfte an das Seitenfenster.
    »Poldi!«
    Aber innen rührte sich nichts. Dafür kam der Parkwächter mißtrauisch heran: »He, Sie, junger Mann, was suchen Sie da?«
    »Erinnern Sie sich an den Herrn, dem dieser Wagen gehört?«
    »Klar, daß ich mich erinnere...«
    »Dann können Sie mir vielleicht sagen, ob er einen Hund bei sich hatte, einen Hund mit schwarzgelbem Fell und einem buschigen Schwanz?«
    »Neiin«, sagte der Parkwächter in breitem Ostpreußisch und grinste, »im Jejenteil, wenn der Härr was dabei hat, isses für je-wöhnlich ‘ne Miezekatz.«
    Manfred drehte sich wortlos um und ging zum Wagen zurück.
    »Was wolltest du dort?« fragte Heliane.
    »Nichts...«, antwortete der Junge mit verbissenem Gesicht und klemmte sich wieder auf seinen Sitz. Heliane verzichtete darauf, ihn auf die Ungezogenheit seiner Antwort aufmerksam zu machen.
    Im Vorraum des Restaurants kam der Portier, der zugleich auch die Garderobe bediente, Etienne entgegen.
    »Wünschen Sie einen Tisch, mein Herr?«
    »Ist Herr Pforten hier?«
    Der Mann zögerte: »Ich glaube nicht, daß Sie...«
    »Seien Sie nicht albern!« unterbrach Etienne ihn schroff, »ich will Herrn Pforten nicht sprechen, und ich habe auch nicht die Absicht, ihn zu stören. Es interessiert mich nur zu erfahren, ob er mit einer Dame oder ob er mit irgendwelchen Filmleuten zusammen ist.«
    »Mit einer Dame. — Wünschen Sie, daß ich ihm etwas ausrichte?«
    »Das wäre das letzte, was ich wünschen würde. Und ich wünsche auch nicht, daß Sie ihm sagen, jemand hätte sich nach ihm erkundigt!« Er drückte dem Portier ein Geldstück in die Hand und ging zu seinem Wagen zurück.
    »Michael hat eine Besprechung mit ein paar Filmleuten, einem dicken, der wie die sieben fetten Jahre, und einem dünnen, der wie die sieben mageren Jahre aussieht. Und das Restaurant ist leider

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